ur in den Monaten mit einem "r" gibt es sie, die Schweinfurter Schlachtschüssel, die sich der echte "Schnüdel" nicht entgehen lässt. Der Schweinfurter heißt so, weil ein Mitglied der 05er das vor Verletzungen schonende Lederläppchen am Ventil des Fußballs, den Schnüdel eben, erfunden hat.
Neudeutsch darf bei der Schweinfurter Schlachtschüssel von einem Kult gesprochen werden; gestandene Zeitgenossen bezeichnen Gleiches als Tradition. Das liegt weniger daran, dass sich die Schnüdel mehr als andere Unterfranken den Bauch füllen, sondern an dem gesellschaftlichen Ereignis für die oberen Zehntausend genauso wie für die weiteren 150 000 Einwohner in Stadt und Landkreis.
Die Schlachtschüssel gibt es nur von September bis April, weil einst erst im Herbst die Säue gemästet waren und die Völlerei so gar nicht zu den Sommergerichten passt. Weniger als 25 Personen sollten es nicht sein, die sich an die Tische setzen, auf denen keine Decken, sondern blank geputzte Lindenholzbretter liegen. Einzuhalten gibt es gewisse Spielregeln, damit auch der Gast aus der Fremde erfährt, was der Schweinfurter isst und wer er ist.
Ist Bauernbrot, Salz, Pfeffer, Meerrettich und das Sauerkraut aufgetragen, beginnt das große Geklopfe mit Messern und Gabeln, das dem Metzger sagt, dass er nun das Fleisch aus dem Kessel nehmen und - noch dampfend - aufschneiden soll.
Die Bedienung verteilt zuerst das Bauchfleisch auf den Brettern, jeweils eine Ladung für vier Personen. Gegessen wird nur, was einem schmeckt. Vor allem Schwarten und Fett wandern auf kleine Häufchen, die mit der Maurerkelle abgeholt werden.
Für die rechte Stimmung sorgt zumeist ein Alleinunterhalter, der auch zum Mitsingen bei den Schlachtschüssel-Liedern auffordert. Geraucht wird nicht; getrunken wird Wein und Most, mit oder ohne Wasser, jedoch kein Bier. Nach der Regel "vom fetten zum mageren Fleisch" folgt Gang auf Gang. Zur Halbzeit der drei bis vier Stunden langen Völlerei ist Zwetschgenschnaps als Verdauungshilfe unbedingt nötig wie auch beliebt.
Die ehemals acht Gänge werden heute kaum noch aufgetischt. Meist sind es fünf. Die Reihenfolge aus dem Jahr 1926 sah vor: Bauchfleisch, Brustspitz, Stich, Büglein, Bäcklein samt Öhrlein und Rüssel, die Kron. Mit Nieren, Herz und Zünglein brachte der siebte Gang die edlen Innereien, ehe Bries und Magen die Völlerei beendeten.
Wer dann noch Hunger hat, der darf sich auf den Kuchen freuen, der samt Kaffee aufgetragen wird, sobald die Lindenbretter abgeräumt sind.
Online-Tipp
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