
In puncto Kräuter blickt das „Apothekergärtlein Bayerns“ auf eine lange Tradition zurück. Die Gemeindearchive bezeugen den Anbau von Eibisch bereits im Jahr 1829. Der Anbau von Königskerze und Baldrian ist seit 1850 belegt, während die Pfefferminze erst 1935 dazukam. Schon 1860 erreichte der feldmäßige Anbau von „officiellen Gewächsen“, wie die Heilkräuter damals genannt wurden, seinen ersten Höhepunkt. Die Bauern belieferten das damalige Handelszentrum Schweinfurt mit Heil- und Gewürzdrogen aller Art.
Es war wohl in erster Linie die relativ kleine Gemarkung, die der Gemeinde zu ihrem Ruf als Kräuterdorf verhalf. 850 Hektar waren zu wenig, um die Bevölkerung durch den normalen Feldanbau zu ernähren, die Menschen mussten also andere Wege suchen, um aus den kleinen Feldern Gewinn zu schlagen.
Hinzu kam, dass die klimatische Lage in der „fränkischen Trockenplatte“ und die geologische Beschaffenheit des Bodens beste Voraussetzungen für Sonderkulturen boten. Diese idealen botanischen Verhältnisse im Schweinfurter Umland beschrieb bereits im 17. Jahrhundert der Schweinfurter Arzt Dr. Johann Michael Fehr.
Nach einem Einbruch beim Kräuteranbau im 19. Jahrhundert erholte sich dieser im 20. Jahrhundert wieder. Im ersten Weltkrieg und danach stieg die Nachfrage nach einheimischen Produkten derart an, dass der gelernte Drogist Heinrich Klenk in seiner Heimatgemeinde 1923 den ersten Kräuterverarbeitungsbetrieb gründete. Auch das Autarkiestreben der Nationalsozialisten verhalf der Kräuterindustrie Schwebheims zu neuer Blüte. Erst das Kriegsende, die Währungsreform und das Wiederzulassen von Importware bewirkten einen drastischen Rückgang des Anbaus. Von 144 Kräuterbauern bleiben nur 54 übrig.
Die Rückbesinnung auf die Natur, wie sie in den 1980er Jahren stattfand, stoppte diesen Rückgang. Heute bauen sieben Landwirte Kräuter an, davon arbeiten drei biologisch nach den Naturlandrichtlinien. Auch haben sich alle Betriebe freiwillig verpflichtet, keine genveränderten Pflanzen einzusetzen, so dass die Gemeinde zu den ersten genfreien Regionen Deutschlands zählt. Etwa 40 verschiedene Kulturen werden jährlich auf 90 Hektar Land angebaut.
Alle diese Heilpflanzen sind jetzt in einer Monografie des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises aufgeführt. Nach jahrelanger Vorbereitung krönt diese Monografie, die der Apotheker Gerd Hiller und der Vorsitzende Günther Birkle unter Mitwirkung von Bürgermeister Hans Fischer zusammenstellten, die Kräuterabteilung in den Schlossscheunen.
Neben dem lateinischen Namen der Pflanze wird ausgeführt, welche Pflanzenteile verwendet werden können und wozu sie gut sind. Hanne Boll hat die Texte geschrieben und in Form gebracht und Toni Römer hat dafür einen Buchdeckel aus Holz gefertigt, in dessen handgebogenen Bügel die einzelnen Monografietafeln eingehängt sind. Bürgermeister Hans Fischer denkt gleich weiter. Die Kräutermonografien möchte er auch für den neuen Pavillon und den Kräuterlehrpfad des Projekts „Kräuter, Kraut und Rüben“ nutzen.