Sei es auf dem Hotelteppich, in der Gemeinschaftsdusche oder in der Sauna: Wo man auch hintritt, lauern Fußpilzsporen. „Die Pilze sind überall“, sagt Professor Martin Schaller, Vorsitzender der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft. Kein Wunder also, dass sich Millionen von Bundesbürgern mit den mitunter hartnäckigen Hautinfektionen herumärgern. Schätzungen zufolge haben 30 Prozent zumindest einmal in ihrem Leben mit Fußpilz zu kämpfen. Dennoch bekennt sich niemand gerne dazu: Wie Kopfläusen, Mundgeruch und Genitalwarzen haftet dem Fußpilz ein schmuddliges Image an. Dabei lässt eine Infektion nicht auf mangelnde Hygiene schließen.
„Wahrscheinlich gibt es Fußpilzinfektionen, seitdem Menschen festes Schuhwerk tragen“, sagt der Dermatologe und Mykologie-Experte Professor Pietro Nenoff aus Leipzig. Das feuchtwarme Klima am Fuß ermöglicht es den Pilzen, sich auszubreiten und in die aufgeweichte Haut einzudringen. Bei Völkern, die nur barfuß laufen, gibt es in der Regel keinen Fußpilz. Besonders stark davon betroffen sind Soldaten, in deren Stiefeln sich die Organismen äußerst wohl fühlen. Sie waren es offenbar auch, die im Zuge des Ersten Weltkriegs den Fußpilz-Erreger „Trichophyton rubrum“ von Asien und Afrika nach Europa brachten. Diese Fadenpilz-Art ist heute auf der ganzen Welt verbreitet.
Infektion bleibt oft unbemerkt
„Der Fußpilz hat sich an den Menschen angepasst“, sagt Dr. Heiko Grimme vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. „Mindestens die Hälfte der Betroffenen bemerken ihre Infektion nicht einmal“, sagt der Hautarzt. In vielen Fällen macht der Pilz nämlich kaum Beschwerden: Nur manchmal juckt es an den betroffenen Hautpartien. Leichte Schuppungen und Rötungen zwischen den Zehennägeln werden oft nicht entdeckt. Wird der Pilz nicht behandelt, kann er auf die Nägel übergreifen und zudem ungehindert Sporen streuen, mit denen sich andere Menschen anstecken.
Das Infektionsrisiko ist von Mensch zu Mensch verschieden. Generell steigen die Fallzahlen mit dem Alter: „Ab 50 hat jeder Zweite Fußpilz“, sagt der Tübinger Dermatologe Martin Schaller. In der zweiten Lebenshälfte wird die Haut trockener und rissiger, so dass der Pilz besser eindringen kann. Außerdem nehmen Durchblutungsstörungen und Diabetes zu, so dass die Immunabwehr der Haut geschwächt ist.
Daneben spielen die Schuhe eine Rolle: Anders lässt sich kaum erklären, warum inzwischen auch häufig Kinder an Fuß- und Nagelpilz leiden. „Zu mir kommen inzwischen immer mehr Kinder zwischen drei und 14 Jahren, die einen Nagelpilz haben“, sagt der Mykologe Nenoff. Hauptgrund dafür sei, dass die Kinder oft „keine vernünftigen Schuhe“ hätten: In Turnschuhen bekommen sie oft Schweißfüße, was Fußpilzinfektionen begünstigt. Nicht umsonst heißt das Phänomen auf Englisch „athlete's foot“ – also „Sportlerfuß“.
Es gibt aber auch Menschen, denen das alles nichts anhaben kann. „Manche bekommen so gut wie nie Fußpilz“, sagt Grimme. Andere hingegen holen sich ständig Infektionen. „Offenbar liegt das an einer partiellen Schwäche des Immunsystems“, erklärt er. Auch Nenoff sagt: „Es gibt eine genetische Disposition für diese Hautinfektionen.“ So könne man Familien beobachten, in denen die Pilzinfektionen besonders häufig seien.
Behandlung meist zu kurz
Immerhin ist Fußpilz in der Regel nichts Schlimmes. Normalerweise reicht es, sich mit einer frei verkäuflichen Anti-Pilz-Creme zu behandeln. Der häufigste Fehler: Die Betroffenen cremen nicht konsequent und lange genug. Sobald die Haut einigermaßen verheilt ist, brechen viele die Behandlung ab: „Man sollte aber weitercremen, nämlich noch mal so viele Tage, wie es gedauert hat, bis der Pilz verschwunden ist“, rät Grimme. Dass bei manchen Produkten eine einwöchige oder sogar einmalige Behandlung reicht, glaubt Grimme nicht: „Ich habe jeden Tag mehrere Patienten, bei denen das nicht geholfen hat.“
Wer seinen Pilz durch die Selbstbehandlung nicht los wird oder Schmerzen hat, sollte zum Hautarzt gehen. Es kann nämlich auch sein, dass ein anderes Hautproblem hinter dem vermeintlichen Pilz steckt. Problematisch wird es, wenn der Pilz auf andere Körperregionen, etwa die Hände, übergreift. Auch Wunden, die nicht mehr verheilen, sind bedenklich, weil dann Bakterien einwandern und gefährliche Entzündungen hervorrufen können. „Gerade Diabetiker müssen sehr auf ihre Füße achten“, sagt Nenoff.