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MASSBACH
Freilicht in Maßbach: Lügen zwischen Koffer und Rosentapete
„Funny Money“: Marc Marchand, Elmar Börger, Katharina Försch, Stefan Krischke, Inka Weinand (von links).
Foto: sebastian worch | „Funny Money“: Marc Marchand, Elmar Börger, Katharina Försch, Stefan Krischke, Inka Weinand (von links).
Von unserem Redaktionsmitglied Ines Renninger
 |  aktualisiert: 16.12.2020 13:05 Uhr

Sie könnten doch einfach springen, Herr und Frau Perkins! Von der Freilichtbühne des Fränkischen Theaters Maßbach mitten ins Publikum. Augen zu und hüpf. In einer Hand den Aktenkoffer voller Geld, mit der andern packt Henry Gattin Jean. Dann ab durch die Mitte. Sie tun's nicht!!! In Ray Cooneys Farce „Funny Money“ denken alle an Flucht und bleiben doch im Aufbruch stecken.

Dabei will sich Henry Perkins (Stefan Krischke) schnellstens aus dem Staub machen: In der U-Bahn hat der Angestellte seinen Aktenkoffer mit dem eines Fremden verwechselt. Er findet 735 000 Pfund: „Das ist der glücklichste Tag meines Lebens.“ Sagt's – und mutiert vom kleinen Langweiler zum Macher und Mann, will Ehefrau Jean (Inka Weinand), am liebsten samt deren Freundin Betty (Katharina Försch), raffen und sich mit ihnen nach Barcelona davonmachen.

Doch Perkins entkommt weder Rehbraten noch Rosentapete, nicht den Erdnüssen auf dem Wohnzimmertisch, schon gar nicht den Nachthemden der Ehefrau. „Ich hab's doch in der Hand gehabt“, sagt er gegen Ende resigniert, „Barcelona, Bali, Betty“. In jeder Cooney-Komödie steckt eben auch ein Stück Tragödie. Dass es mit dem Verdünnisieren nicht so recht vorangehen will, ist praktisch: So reicht ein Bühnenbild – die von Robert Pflanz entzückend piefig entworfene Wohnung des Ehepaars –, um zweieinviertel Stunden versuchte Flucht zu zeigen.

Ehefrau auf dem Teppichboden

Stefan Krischke überzeugt als braver Angestellter, enthemmt durch viel Geld und viele Möglichkeiten. Ein Mann, der eben noch schaut als würd' ein Trekker vorbeifahren – und sich im nächsten Moment tänzelnd des Jacketts entledigt, im Willen, das Leben in Angriff zu nehmen. Inka Weinand robbt unterdessen als Ehefrau über den Teppichboden. Das hektische Fusseln-Zusammenpicken am Anfang spielt sie ebenso mitreißend wie den hysterischen Zusammenbruch am Ende.

Ingo Pfeiffers Inszenierung rast, obwohl sich nichts bewegt: Immer rasanter und komplexer werden die Lügengeschichten, die die Perkins mit Hilfe des befreundeten Ehepaars Vic und Betty Johnson (Elmar Börger, Katharina Försch) zwei Detectives (Eike Domroes und Marc Marchand) auftischen. Immer betrunkener wird die veränderungsunwillige Gattin, immer willfähriger deren Freundin, immer bedrohlicher der anonyme Mr. Big, der seinen Koffer zurückfordert.

Da mutiert die Komödie zum Actionthriller: Betty alias Katharina Försch streckt den plötzlich aufgetauchten Fiesling mit Überschlag und Karateeinlage nieder. Am Ende ist es Taxifahrer Bill, ein versoffener Punk (Tobias Rosen), der alles möglich macht: So, dass die Truppe zwar nicht vom Bühnenrand springt, aber zumindest in die Luft hüpft.

Die nächsten Termine: Freitag, 25. Juni, Samstag, 26. Juni, Sonntag, 27. Juni, jeweils um 20 Uhr. Eintrittskarten und Infos unter Tel. (0 97 35) 235.

 
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