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WÜRZBURG
Frag-würdig: Ulrich Gineiger liest wahnwitzige Geschichten
Jasmin Schindelmann
Jasmin Schindelmann
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:49 Uhr

Deutschland und seine Bürokratie – vielen hat das schon den letzten Nerv gekostet. Ulrich Gineiger sammelte die wahnwitzigsten und absurdesten Geschichten in seinem kürzlich erschienenen Buch „Vorsicht, Fisch kann Gräten enthalten!“.

Über die deutsche und europäische Bürokratie sagt der gebürtige Würzburger: „Es verschlägt einem die Sprache bei so viel Wahnsinn.“ Nach seinem Volontariat beim Volksblatt arbeitete er beim Bayerischen Rundfunk. Danach wechselte Gineiger an den Rhein, wo er nun seit über 15 Jahren beim Deutschlandfunk tätig ist.

Für alle, die mehr über die Auswüchse der Bürokratie erfahren wollen, liest er am Mittwoch, 22.Oktober, um 17 Uhr im Würzburger Hugendubel. Die Redaktion sprach vorab mit dem Autor.

FRAGE: Herr Gineiger, woher kommt die Idee hinter Ihrem Buch?

ULRICH GINEIGER: Das war ein verrückter Zufall, eine unglaubliche Geschichte. Ich habe von einer Grabsteinschüttelverordnung erfahren, bei der es um die juristische Frage geht, wer schuld ist, wenn ein fallender Grabstein einen Menschen erschlägt. Die Grabsteine wurden gemäß der Verordnung regelmäßig überprüft, indem man sie schüttelte. Das hatte zur Folge, dass die Steine nach zwei bis drei Jahren instabil wurden. Die Geschichte gab's tatsächlich. Solche Zuschriften habe ich aus ganz Deutschland erhalten, die ich dann nachrecherchiert und einem Verlag angeboten habe. Und der Verlag war sofort begeistert.

Wie haben Sie es durch den deutschen und europäischen Paragrafendschungel geschafft?

Gineiger: Das war eigentlich ganz leicht. Dazu habe ich die Beteiligten gefragt, die meist juristische Unterlagen hatten, die die Geschichten belegt haben.

Was war für Sie die absurdeste Geschichte von allen?

Gineiger: In Baden-Württemberg hat jemand der Stadtverwaltung vorgeschlagen, öffentliche Gebäude mit Weinreben zu bepflanzen. Die Verwaltung war begeistert, aber die Idee scheiterte aus juristischer Sicht wegen der Gefahr, jemand könne dabei von der Leiter fallen.

Seit über 15 Jahren sind Sie von Würzburg nach Köln gezogen. Unterscheidet sich der bürokratische Wahnsinn in den beiden Städten?

Gineiger: Nein. Aber ich würde sagen, die Kölner Mentalität ist eher revoluzzerhaft, wie schon Heinrich Böll geschrieben hat.

In ihrem Buch sind auch Geschichten aus Würzburg dabei, wie die über den Apotheker Schindler – gibt es dazu eine Vorgeschichte?

Gineiger: Rolf Schindler kenne ich seit langer Zeit, wir trinken gelegentlich einen Schoppen zusammen. An seiner Geschichte sieht man, dass das bürokratischer Wahnsinn ist, was alles von einem verlangt wird. Das sollten wir uns nicht einfach gefallen lassen.

Was steckt hinter dem Buchtitel „Vorsicht, Fisch kann Gräten enthalten!“?

Gineiger: Die pure Wahrheit. Der Titel stand so auf einem Schild eines Fischhändlers aus Hamburg. Ein Käufer hatte sich an einer Gräte verschluckt und verklagte den Händler. Das Verfahren endete mit dem Schild.

 
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