Das Unternehmen Dellert-Fleisch aus Burgpreppach (Lkr. Haßberge), dem die Staatsanwaltschaft Coburg Handel mit Ekelfleisch vorwirft, wird womöglich weiter Fleisch verwerten. Rechtsanwalt Horst Koller, der das Unternehmen vertritt, sagte am Freitag auf Anfrage, dass Geschäftsführer Ludwig Dellert noch entscheide, wie es mit seinem Betrieb weitergeht.
Denkbar wäre ein weiterer Betrieb durchaus. Wie berichtet, schließt die Stadt Coburg den Schlachthof ab Montag für zwei Wochen. Doch dies gilt nicht für die von Unternehmen angemieteten Räume auf dem Schlachthofgelände, wie den Zerlegebetrieb Dellert.
Das Unternehmen Südfleisch beispielsweise bestätigte am Freitag, dass es seine Verkaufsstelle am Coburger Schlachthof weiter öffnen wird. Die Schweine, die Südfleisch bisher in Coburg schlachten ließ, würden ab Montag am Schlachthof Bamberg geschlachtet.
Für Dellert-Fleisch dürfte es ungleich schwerer sein, neue Schlacht-Kapazitäten zu finden. Die Firma verarbeitete etwa 70 Prozent der 25.000 Rinder und 40.000 Schweine, die pro Jahr am Coburger Schlachthof ihr Leben lassen. Die nächstgelegenen Schlachthöfe Bamberg, Kronach und Kulmbach können einen solchen Großkunden nicht bedienen, heißt es dort.
Dies gelte nicht für kleinere Kunden des Coburger Schlachthofs, wie Metzgereien und Selbstvermarkter. Diese können auf die benachbarten Schlachthöfe ausweichen, meint auch die Regierung von Oberfranken. Weiter entfernte Schlachtereien, etwa in Thüringen oder Unterfranken (Bad Neustadt), fielen als Alternative quasi aus, weil die Transportwege zu lang wären, meint Jörn Herrmann, Verkaufsleiter am Schlachthof Kronach.
Die Zulassung zur Verarbeitung von Fleisch besitzt die Firma Dellert derzeit uneingeschränkt. Jedoch prüft die Regierung von Oberfranken wegen der Vorwürfe gegen Dellert, ob die EU-Zulassung der Firma ausgesetzt wird. Nach Ansicht von Michael Selzer, Pressesprecher der Stadt Coburg, reicht die derzeitige Faktenlage nicht aus, um Dellert die Betriebsgenehmigung zu entziehen.
Laut Dellert-Anwalt Koller möchten etliche Kunden seines Mandaten, darunter Metzgereien, weiter Fleisch von Dellert beziehen. Überprüfbar ist dies nicht, da der Leitende Oberstaatsanwalt keine Namen von Dellerts Kunden nennt.
Dellert kündigte am Freitag an, die Ermittlungen zu unterstützen. Die Firma möchte alle „internen Arbeitsprozesse“ prüfen und unabhängige Sachverständige beauftragen. Zudem werde Anzeige gegen Unbekannt erstattet „wegen des Verdachts der Untreue und Verstößen gegen das Lebensmittelrecht“, heißt es in einer Stellungnahme der Firma.
„Dellert arbeitet intensiv an der Aufklärung mit“, meinte Coburgs Pressesprecher Selzer. Solange keine Beweise für eine Schuld von Dellert vorlägen, gelte die Unschuldsvermutung.
Am Freitag teilte die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, Sabine Dittmar (Maßbach/Kreis Bad Kissingen), zum Fleischskandal mit: Dass mutige Mitarbeiter und nicht staatliche Kontrolle Missstände aufdeckten, mache deutlich, dass ein Hinweisgeberschutzgesetz nötig sei, um für Informanten Rechtssicherheit zu schaffen.