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BERLIN
Fernsehen ist der neue Film
Schmieriger Anwalt: Bob Odenkirk spielt in der amerikanischen Serie „Better Call Saul“ Saul Goodman.
Foto: Kevin Winter, afp | Schmieriger Anwalt: Bob Odenkirk spielt in der amerikanischen Serie „Better Call Saul“ Saul Goodman.
reda
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:31 Uhr

Tom Tykwer verfilmt die Krimis von Bestsellerautor Volker Kutscher. Die Politsatire „Eichwald“ spielt im Bundestag. „The Club“ soll eine Geschichte aus dem Berliner Nachtleben erzählen. Deutschland geht bei der Serienproduktion auf Aufholjagd. Jahrelang kam der Stoff für DVD-Abende aus den USA, England oder Dänemark. Der Boom von aufwendigem TV ist noch nicht vorbei: Gerade hat Amazon Altmeister Woody Allen für einen Mehrteiler gewonnen, ein Coup.

Die Berlinale zeigt erstmals Serien in geballter Form. In der Jury des offiziellen Wettbewerbs sitzt der amerikanische TV-Guru Matthew Weiner („Mad Men“). Tykwer dürfte beim Festival einen erhöhten Adrenalinspiegel haben. Er geht beim Filmmarkt auf die Suche nach internationalen Partnern für das Projekt „Babylon Berlin“ (ARD/Sky), das in den 20er Jahren spielt.

„Fernsehen ist der neue Film“, sagt die britisch-amerikanische Schriftstellerin Anna Winger. Mit ihrem Mann Jörg Winger hat sie die Serie „Deutschland 83“ geschrieben, die gemeinsam mit Nico Hofmann (Ufa Fiction) für RTL produziert wurde.

Sie soll im Herbst im Fernsehen laufen. Jonas Nay spielt die Hauptrolle, einen jungen DDR-Spion mit brisanter Mission in Bonn. Das Jahr 1983 hat Winger nicht nur wegen der damaligen Alltagskultur um Nena und „99 Luftballons“ interessiert, sondern auch, weil es nah ist und ein historisch wichtiges Jahr war. „Man kann 1983 als den Anfang der Wiedervereinigung sehen.“

Kennzeichen von ambitionierten Serien: Wie bei „Borgen“ oder den „Sopranos“ sollen sich die Figuren entwickeln und die Episoden fortlaufende Kapitel sein.

Vogel als Cop mit Vergangenheit

Filmmarkt-Direktor Matthijs Wouter Knol hat einen Trend beobachtet: „Ganz spannend fand ich, dass sich die Serien mit sehr aktuellen Themen befassen: Rechtsradikalismus, Attentate, Geheimdienste oder mit der Energieindustrie und was dort hinter den Kulissen passiert.“

Anspruch ist dieses Jahr auch vom ZDF-Krimi „Blochin“ zu erwarten. Jürgen Vogel ermittelt als Cop mit Vergangenheit gegen seine alten Freunde aus der Ostberliner Klub- und Drogenszene. Einen „sechs Stunden langen Film-Roman mit offenem Ende“ versprechen die Macher. Regisseur Matthias Glasner und Vogel haben gemeinsame Berlinale-Erfahrungen: Der Film „Der freie Wille“ über einen Vergewaltiger spaltete 2006 das Publikum. Vogel bekam für die Rolle einen Silbernen Bären.

Das Serienfieber ist ein internationales Phänomen, das ist auch im Berlinale-Programm zu sehen. Aus Italien kommt der Politkrimi „1992“, aus Israel der Thriller „False Flag“. Die Macher der dänischen Politserie „Borgen“ stellen „Follow The Money“ vor.

Für Fans der Drogenhandel-Story „Breaking Bad“ gibt es ein „Spin-off“, einen Nachfolger, der aus einer Nebenfigur entwickelt wurde. In „Better Call Saul“ geht es um den schmierigen Anwalt Saul Goodman, den Bob Odenkirk spielt. Eine Weltpremiere findet auch statt: Es sind die ersten Folgen des großen amerikanischen Familiendramas „Bloodline“ mit Sissy Spacek und Sam Shephard.

Nicht nur Filmleute gehen in Serie, manchmal ist der Weg auch umgekehrt. „Mad Men“-Erfinder Matthew Weiner stellt beim Festival sein Regiewerk „Are You Here“ mit Owen Wilson und Amy Poehler vor – Letztere kennen Serienfans aus „Parks and Recreation“.

 
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