Seit wenigen Wochen dürfen Fernbusse innerhalb Deutschlands der Bahn echte Konkurrenz machen. Denn zum 1. Januar 2013 hat die Bundesregierung die Beschränkungen zum Schutz der Bahn aufgehoben und mehr Wettbewerb im Fernverkehr erlaubt.
Auch von Würzburg aus wird man künftig per Bus in mehr deutsche Städte kommen. Einige Verbindungen gibt es auch schon. Am bekanntesten ist die nach Berlin. Denn dorthin durften Fernbusse aus mittlerweile historischen Gründen schon vor 2013 fahren: Westberlin sollte während der innerdeutschen Teilung stets gut erreichbar sein.
Viermal die Woche fährt „Berlin Linien Bus“, eine Tochter der Deutschen Bahn, von der Bismarckstraße in Würzburg zum Berliner Busbahnhof am Funkturm und zurück. Die Fahrt über Leipzig dauert sechs Stunden und kostet bei früher Buchung hin und zurück 60 Euro pro Erwachsenen. Außerdem fährt der „Berlin Linien Bus“ von Würzburg aus über Chemnitz Dresden an. Im Sommer fährt der Berlinbus von Würzburg weiter über Ulm bis Lindau.
Das Netz von „Berlin Linien Bus“ besteht momentan aus rund 30 Linien und wird nach eigenen Angaben ständig um neue Linien und Ziele erweitert. Dass dazu auch Würzburg zählen könnte, sagt Unternehmenssprecher Jörg Sipli. „Es gibt sowohl Planungen, in diesem Bereich das Netz auszubauen, als auch die bestehenden Linien zu verdichten.“ Was davon wann verwirklicht wird, könne er aber noch nicht sagen.
Gregor Hintz
Sprecher von „MeinFernbus“
Ähnlich bedeckt hält sich das Unternehmen „MeinFernbus“. Es fährt seit Ende 2012 mehrmals wöchentlich von Berlin über Suhl, Würzburg, Heilbronn, Karlsruhe und Freiburg. Von Würzburg nach Freiburg braucht der Bus vier Stunden und 20 Minuten und kostet hin und zurück 45 Euro.
„Dieses Jahr werden weitere Linien kommen, die über Würzburg führen“, sagt Unternehmenssprecher Gregor Hintz. 30 Busse fahren zur Zeit auf acht Linien. Ziel des jungen Unternehmens ist die Einrichtung eines deutschlandweiten Fernbusliniennetzes. Konkrete Verbindungen will er noch nicht nennen. Denn: „Wir befinden uns gerade erst in der Genehmigungsphase. “
Aus diesem Grund ist auch die Regierung von Unterfranken mit Auskünften zurückhaltend. „Fünf Neuanträge liegen uns aktuell vor“, erklärt Sprecher Johannes Hardenacke. Deren Zielorte seien: Mönchengladbach, Frankfurt (zweimal), Hamburg und Köln. Mehr will Hardenacke dazu nicht verraten, um nicht das Interesse der Konkurrenz zu wecken.
Da keine der bislang geplanten Linien in Würzburg beginnt, genehmigt sie nicht die Regierung von Unterfranken. Sie wird aber am Verfahren beteiligt. So prüft sie zum Beispiel, ob der Abstand zwischen den Haltestellen wie vorgeschrieben größer als 50 Kilometer ist, beziehungsweise die Bahnverbindung länger als eine Stunde dauert.
Ausnahmen sind laut Regierung möglich, wenn kein ausreichendes Nahverkehrsangebot besteht oder das Fahrgastpotenzial der vorhandenen Verkehrsangebote nur unerheblich beeinträchtigt wird. „Einer Fernbusverbindung zwischen Würzburg und Schweinfurt könnten wir beispielsweise nicht ohne weiteres zustimmen“, erläutert Hardenacke.
Ob auch lokale Busunternehmen in das Ferngeschäft einsteigen wollen? Die Hammer GmbH aus Gelchsheim erklärt auf Anfrage, kein Interesse daran zu haben. Auch das Würzburger Unternehmen Dürrnagel winkt ab. „Mit fünf Bussen sind wir dafür zu klein“, erklärt Rainer Dürrnagel. „Der Konkurrenzkampf ist so hart, dass die Großen uns ganz schnell platt machen würden“, erklärt der Chef des seit 1926 bestehenden Familienunternehmens.