Seit Anfang des Jahres dürfen Linienbusse zwischen allen deutschen Städten fahren. Die Nachfrage scheint groß zu sein. Nur fünf Monate nach der Entfesselung des Busmarktes sind zahlreiche neue Verbindungen beantragt und genehmigt worden. Der Aschaffenburger Abgeordnete Thomas Mütze (Grüne) hat im Landtag nachgefragt und folgende Antwort erhalten: Seit Januar haben allein bayerische Bezirksregierungen 21 von 25 beantragten Linien genehmigt. In vier Fällen ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, schreibt Katja Hessel, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium.
Ähnlich hoch dürften die Zahlen aus anderen Bundesländern sein. Das Bundesverkehrsministerium will im Laufe des Sommers aktuelle Zahlen erheben, teilte Ministeriumssprecher Ingo Strater auf Anfrage mit.
In den Markt drängen immer mehr Anbieter, soviel ist klar. Zu den großen, die bis zu 50 Linien betreiben, zählen Berlin Linien Bus, City2City/National Express, Eurolines/Deutsche Touring, DeinBus, MeinFernbus, FlixBus und Aldi/Univers. Busse der drei Letztgenannten machen am Würzburger Bahnhof Halt. Unternehmen wie „bus and fly“ verbinden Bamberg, Nürnberg und München mit den Flughäfen in Frankfurt, Memmingen und München, andere konzentrieren sich auf eine einzige Verbindung. „Alle Fernbusse auf einen Blick“ verspricht die Internetseite busliniensuche.de.
Die Zahl der Fernbusverbindungen wird zunächst weiter steigen, sagen Experten, könnte aber infolge einer Marktbereinigung später wieder sinken. Der Bundesverkehrsminister jedenfalls freut sich über die Aufbruchstimmung, auch Grünen-Politiker Thomas Mütze lobt die Vorteile eines liberalisierten Fernreisemarktes: Bequemes Reisen für den kleinen Geldbeutel von Studenten und jungen Familien zum Beispiel ist einfacher geworden, seit die Fernbusse Zügen, Autos und Billigfliegern Konkurrenz machen. Liegen doch die Tarife der meisten Fernbuslinien deutlich unter den Normalpreisen der Bahn.
Die Entfesselung des Busmarktes sei ein Lehrstück dafür, wie konsumentenfreundlich freier Wettbewerb, wie soziale Marktwirtschaft sein kann, stand kürzlich im „Spiegel“ zu lesen. Dem mag man beipflichten, nur warnen nicht wenige Beobachter vor zu viel Euphorie. Die Genehmigung einer oder mehrerer Fernbuslinien ist noch keine dauerhafte Lizenz zum Gelddrucken. Fernbusse machen nämlich nicht nur der Bahn Konkurrenz, sondern auch sich untereinander – vor allem auf stark frequentierten Strecken.
So hält sich der wirtschaftliche Erfolg oft noch in Grenzen, das berichtete der Bayerische Rundfunk (BR) dieser Tage am Beispiel der Günzburger BBS Reisen. Der München-Stuttgart-Express werde nur mäßig angenommen, klagte Busunternehmer Josef Brandner dem BR. Die Strecke München-Stuttgart ist nach Brandners Angaben die Strecke mit der höchsten Wettbewerbsintensität in Deutschland, fünf Unternehmen kämpfen hier um jeden Kunden. Trotz der „Kampfpreise“ von teilweise nur neun Euro bleiben viele Plätze frei, sagt der Chef von BBS Reisen.
Ein Einzelfall? „Wir sind bei FlixBus sehr zufrieden mit dem Start unserer Linien und der Resonanz der Fahrgäste“, schreibt Geschäftsführer Jochen Engert. Viele Fahrten seien zu 60 bis 80 Prozent Auslastung sehr gut unterwegs, immer häufiger seien Fahrten bereits vorab online ausgebucht. FlixBus will sein Netz „weiter deutlich ausbauen und ständig neue Verbindungen dazu nehmen“, schreibt Engert. Ziel sei es, bis Ende des Jahres das Angebot mindestens zu verdreifachen und dreistellig FlixBusse quer durch Deutschland zu schicken.