
Es ist allein schon die Größe, die beeindruckt. 18 Meter ragt das Skelett eines riesigen Sonnenschirms wie eine moderne Skulptur in den blauen Herbsthimmel. 18 mal 18 Meter misst die Spannweite des Schattenspenders, der später einmal an einer muslimischen Pilgerstätte in der irakischen Stadt Nadschaf Gläubige vor der heißen Sonne schützen soll. Die Stadt beherbergt das Grab des Imam Ali ibn Abi Talib, des Schwiegersohns und Nachfolgers des Propheten Mohammed.
Eine ganze Reihe der monströsen Sonnenschirme warten in der Werkshalle der Firma Kinkele auf die Endmontage. Jeder von ihnen wird noch mit einer Sprühanlage ausgerüstet, die einen feinen Wassernebel erzeugt und so die heiße Wüstenluft zusätzlich abkühlt. Der Hohestadter Spezialmaschinenbauer ist Zulieferer für ein deutsches Unternehmen, das die riesige Beschattungsanlage konzipiert hat.
Spektakuläre Aufträge
Es ist bei weitem nicht der einzige spektakuläre Auftrag, den Kinkele an seinem „Tag der Ausbildung“ der großen Schar vorwiegend jugendlicher Besucher präsentieren kann. In der Montagehalle nehmen Kunden aus China gerade ein mobiles Röntgengerät in Augenschein. Es ist auf einen Lkw montiert und dient später einmal zur Kontrolle von Seecontainern.
Im Raum nebenan warten Komponenten für einen linearen Teilchenbeschleuniger auf die Endabnahme. Sie gehören zu einem europäischen Forschungsprojekt mit Sitz in Hamburg. Wenige Meter weiter ragt ein riesiges Kardangelenk in die Höhe, verbunden mit unzähligen Kabeln und Leitungen. Die Anlage dient zur Überprüfung von Satelliten, bevor sie auf den Weg ins All geschickt werden.
„Es trifft sich gut, dass wir gerade ziemlich viele interessante Dinge zeigen können“, sagt Kurt Kinkele, Mitglied der Geschäftsleitung. Interessieren will das Unternehmen mit seiner Aktion. Vor allem junge Leute, die vor der Berufswahl stehen. Und das mit gutem Grund. Qualifizierte Mitarbeiter sind für den auf schwierige Einzelaufträge spezialisierten Maschinenbaubetrieb lebenswichtig.
Kinkele setzt dabei auf die Ausbildung im eigenen Haus. Rund 20 Lehrlinge werden pro Jahr neu eingestellt. Mehr als die Hälfte davon als Feinwerkmechaniker. Sie lernen den Umgang mit Fertigungsanlagen im Wert von mehreren Millionen Euro, die im Stande sind, Werkstücke mit mehr als 20 Metern länge auf wenige hundertstel Millimeter genau zu bearbeiten. Mit der Spezialisierung auf Aufträge, die aufgrund ihrer Größe und Komplexität nur von wenigen Zulieferern erfüllt werden können, hat sich Kinkele so einen Platz unter den führenden deutschen Spezialmaschinenbauern erobert.
Drohender Fachkräftemangel
Doch geburtenschwache Jahrgänge, ein zunehmender Mangel an Fachkräften und ein seit Jahren schwindendes Interesse an technischen Berufen bereiten auch dem Hohestadter Familienunternehmen Sorge. Zum vierten Mal lud Kinkele deshalb zum „Tag der Ausbildung“, und es waren vor allen die Auszubildenden, die sich aus diesem Anlass ins Zeug legten, um ihren potenziellen künftigen Kollegen einen Einblick in ihre Berufswelt zu geben. Neben Feinwerkmechanikern mit Schwerpunkt Maschinenbau bildet Kinkele Technische Produktdesigner und Industriekaufleute aus, sowie Im Rahmen eines dualen Studiums „Bachelor of Engineering“.
Rund 300 Besucher kamen, zumeist junge Frauen und Männer, aber auch ältere, die die Gelegenheit wahrnahmen, hinter die Kulissen des Maschinenbaubetriebs zu blicken. In Führungen lernten sie sämtliche Abteilungen des Unternehmens kennen, von der Konstruktion am PC über die Fertigung an den Zerspanungs- und Schweißanlagen bis hin zur Endmontage. Informationen über den Ausbildungsweg und die späteren Aufstiegschancen rundeten das Informationsangebot ab.


