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ROTTENDORF
Experimente bei Neustetter-Halle nicht gewollt
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:57 Uhr

Schon kurz nach Ostern sollen die ersten Außenarbeiten an der Erasmus-Neustetter-Halle beginnen. Los geht es mit den Metallbau- und Verglasungsarbeiten an den die Halle gestalterisch prägenden Erkern. Bei der öffentlichen Ausschreibung der Arbeiten gab es jedoch ein nicht nur für den Architekten Hartmut Kosig überraschendes Ergebnis. Nicht nur sind die abgegebenen Angebote deutlich unter den geschätzten Kosten, sondern der günstigste Anbieter lag nochmals um 30 Prozent unter dem Nächstbietenden. Der Unterschied: ein stattlicher, sechsstelliger Betrag.

Wie konnte das sein? Diese Frage stellte sich dem Architekten, der in seiner langjährigen Arbeitserfahrung einen derart deutlichen Unterschied noch nicht erlebt hatte. Rechtlich ist die Gemeinde gebunden, um den Geldbeutel der Steuerzahler zu schonen, den günstigsten Anbieter zu wählen. Doch auch eine Auskunft über die Kostenaufstellung bei dem Bewerber gab keinen Aufschluss.

Liegt einfach nur ein Rechenfehler der Firma vor? Geht es ihr um einen Prestigeauftrag oder steht sie gar kurz vor dem Aus und sieht in dem Auftrag einen letzten Strohhalm, um sich über die Runden zu retten? Doch auch eine innovative Technik, die eine kostengünstigere Durchführung der Arbeiten erlaubt, wäre denkbar.

Auch der Kontakt mit der VOB-Stelle der Regierung von Unterfranken, die die „Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen“ regelt, ergab keine eindeutige Empfehlung. Zwar sieht der Gesetzgeber bei einem „Unterangebot“ den Ausschluss vor: „Auf ein Angebot mit einem unangemessen hohen oder niedrigen Preis darf der Zuschlag nicht erteilt werden“, heißt es im Gesetzestext. Doch ohne exakte Begründung hätte der Werber vor dem Verwaltungsgericht leichtes Spiel und könnte eine Rücknahme der Entscheidung einklagen.

Nach Einschätzung des Architekten Kosig, der bereits vor 40 Jahren für den Bau der Erasmus-Neustetter-Halle verantwortlich war, geht der Kostenunterschied in erster Linie auf die Glasflächen zurück, die etwa die Hälfte der Kosten ausmachen. Er bezweifelte, dass zu dem abgegebenen Preis eine gleichwertige Durchführung der Arbeiten möglich ist. Auch der Gemeinderat teilt dies. Experimente bei der für die Gemeinde wichtigen Halle seien nicht erwünscht, hieß es. Damit kommt nun der zweitgünstigste Bieter zum Zug.

Einbau eines verglasten Aufzuges

Einfacher fiel die Entscheidung bei der Vergabe der Dachdecker- beziehungsweise Abdichtungsarbeiten auf dem Dach, das eine Dämmung mit einer Dicke von 30 Zentimeter erhält. Außerdem hat der Architekt eine elegante Lösung für den Einbau eines Aufzugs im Eingangsbereich der Halle gefunden. Der verglaste Aufzug befördert mithilfe einer einfachen Plattform auch Rollstühle, eine Kabine erübrigt sich. Auch hier halten sich die Kosten mit 37 000 Euro in Grenzen.

 
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