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Es gab nicht nur Oskar Schindler
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2020 14:13 Uhr
würzburg (rdf) Die Medaille "Gerechter der Völker" ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an Menschen vergibt, die Juden unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben. Oskar Schindler erhielt sie, aber auch Unterfranken sind unter den Ausgezeichneten.

Severin und Anastasia Gerschütz aus Stadtlauringen zum Beispiel, die im Jahr 1943 die Mainzer Jüdin Irene Schmalenbach und ihre 22-jährige Tochter Eva einige Zeit bei sich versteckten.

Oder Konrad Schweser. Er stammte aus Sulzfeld und war seit 1932 Stadtbaumeister in Ochsenfurt; 1940 wurde er zunächst nach Polen, später in die Ukraine dienstverpflichtet, wo er den Bau von Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien leitete. Dabei wirkten auch jüdische Häftlinge mit, die im SS-Lager Teplik untergebracht waren und für deren Verpflegung Schweser zuständig war.

Andere behielten in dieser Situation von den ohnehin knappen Rationen etwas für sich, Schweser ging - wie Oskar Schindler - den umgekehrten Weg. Er besorgte den Juden zusätzliche Verpflegung. Nach dem Krieg hat einer der von Schweser Geretteten, Moritz Glückstein aus Kitzingen, ausführlich über die Vorgänge im Lager Teplik berichtet: "Schweser sorgte für die Lagerinsassen in vorbildlicher Weise, so dass er von allen als 'Vater' bezeichnet wurde. Alle Juden der umliegenden Lager trachteten danach, zu Schweser zu kommen. Wenn Schweser in der Nähe war, wusste jeder Lagerinsasse: 'Jetzt kann uns trotz SS nichts passieren'."

Glückstein schreibt weiter, Schweser habe 44 Juden das Leben gerettet, zum Teil mit gefährlichen Methoden: "Eines Tages ließ Schweser eine große Kiste anfertigen. Mittels dieser Kiste ließ er Brot in ein Lager bringen. Nach Entleerung der Kiste musste eine Jüdin in die Kiste steigen. Die Kiste wurde aus dem Lager verbracht. Die SS hatte den Auftrag, alle Kinder zu töten. Schweser versteckte sechs jüdische Kinder in der Nähe seiner Wohnung und ließ sie auf rumänisches Gebiet bringen."

Wegen "Begünstigung der Flucht von Juden" und "verbotswidriger Zuteilung von Lebensmitteln aus Heeresbeständen an Juden" strengte die SS mehrere Kriegsgerichtsverfahren gegen Konrad Schweser an, die allerdings nicht zu einer Verurteilung führten. Einer der Richter sympathisierte mit seiner Handlungsweise: "Wenn wir das alles büßen müssen, was diese Verbrecher hier anstellen..." sagte er leise in Richtung des Angeklagten.

Schweser starb hochgeachtet 1975 im Alter von 75 Jahren.

 
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