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FRANKFURT
Energiewende im Heizungskeller
Energiewende im Heizungskeller
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:37 Uhr

(dpa/tmn) Die internationale Fachmesse ISH hat diesmal besondere Akzente mit effizienter Heizungstechnik gesetzt. Auf der weltweit führenden Leistungsschau der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche, die heute zu Ende geht, waren innovative, aber bereits marktreife Alternativen zu konventionellen Öl- und Gaskesseln zu sehen. „Diese Technik kann erheblich zum Gelingen der Energiewende beitragen – und dies gilt es Hausbesitzern klarzumachen“, sagt Frank Ebisch, Pressesprecher des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (SHK). „Denn viele Verbraucher reduzieren die Energiewende auf Ökostrom.“ Doch Energie spare man auch mit der richtigen Technik im Heizungskeller. Denn etwa 85 Prozent der Energie in Haushalten werde für die Heizung und die Warmwassererwärmung verbraucht.

Nur rund 25 Prozent der Heizungen in Deutschland sind nach Branchenangaben mit moderner Technik ausgerüstet und arbeiten damit effizient. Die energetische Sanierung – dazu gehören Dämmmaßnahmen, aber auch moderne Heizungstechnik – erhöhe die Wohnqualität, spare Geld und steigere den Marktwert einer Immobilie, sagt Michael Herma, Geschäftsführer des VdZ-Forums für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik. Technisch ihren Zenit haben nach Ansicht von Herma Heizungen überschritten, die mehr als 20 Jahre alt sind. Sie arbeiteten in den meisten Fällen nicht effizient.

Die Zukunft können Hybridheizungen in den 4,9 Millionen ölbeheizten Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland sein – jedenfalls nach Ansicht des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). Das zentrale Element solcher Heizungen sei ein großzügig dimensionierter Pufferspeicher. Er hält einen Vorrat der Wärme aus den Energieträgern Sonne und Holz, bis diese gebraucht werde. Können die erneuerbaren Energien den Wärmebedarf nicht abdecken, greift das System auf den konventionellen Energieträgern Heizöl zurück. Auf der ISH zeigte das Institut marktreife Hybridheizungen und Perspektiven für die Zukunft.

Hybridheizsysteme verbinden die Effizienz aktueller Heiztechnik wie der Brennwerttechnik mit den Vorteilen regenerativer Energien. „Insofern passen solche Systeme sehr gut zu der energiepolitischen Vorgabe, die Energieeffizienz und den Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudebereich zu erhöhen“, sagt IWO-Geschäftsführer Prof. Christian Küchen.

Eine fast schon im Markt etablierte Hybridlösung sei die Kombination eines Öl-Brennwertgeräts mit Solarthermie. Vermehrt werde in solchen Anlagen ein wasserführender Holzkaminofen integriert, erläutert Prof. Küchen. Bei dieser Anlagenkombination übernimmt in den Sommermonaten in der Regel die Solaranlage allein die Warmwasserbereitung. In den Übergangsmonaten und im Winter trägt der wasserführende Kaminofen einen beachtlichen Anteil zur Wärmeversorgung des Hauses bei. Erst, wenn Sonne und Holzofen den Wärmebedarf des Gebäudes nicht mehr alleine decken können, schaltet sich automatisch der Brennwertkessel hinzu. So werde, auf das Jahr gesehen, ein beträchtlicher Anteil der benötigten Wärmeenergie regenerativ erzeugt, erklärt IWO-Chef Küchen. Holz bleibt laut SHK-Experte Ebisch der wichtigste erneuerbare Energieträger. Die Messe ISH greift das Thema unter anderem im Rahmen des „Ofenforums“ auf. „Neben wasserführenden Kaminöfen dürften Öfen mit geringerer Leistung für Energiesparhäuser ein Highlight sein“, sagt Michael Toplak von der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft. Die Wärmepumpen-Branche präsentiert als Innovation Modelle, die smart-grid-fähig sind. Smart Grids sind intelligente Stromnetze, die in Zukunft die Stromversorger oder Netzbetreiber gezielt steuern können. Dafür empfängliche Maschinen reagieren auf Netzkapazitäten und laufen so zu möglichst günstigen Stromzeiten. Auf dem Markt sind bereits etwa Waschmaschinen und Wäschetrockner. Entsprechende Wärmepumpen, die etwa den Zusatz „SG Ready“ tragen, sollen einen Teil der Stromüberschüsse im Netz abfangen und als thermische Energie speichern, erklärt Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP). Herrscht Stromknappheit im Netz, können diese speziellen Wärmepumpen zeitweise auf Strom verzichten, ohne dass man im Kalten sitzt. „Verbraucher können auf Kosteneinsparungen hoffen, wenn sie zumindest teilweise mit überschüssigem Ökostrom heizen, der sonst zu Dumping-Preisen ins Ausland verkauft wird“, sagt Stawiarski. Gespeichert werden könne in den Wärmepumpen auch der aus Wind und Sonne gewonnene Strom, der wegen Netzüberlastung sonst nicht eingespeist wird. „Wegwerfstrom“ sei ein teurer Luxus, da er dennoch vergütet werden müsse, sagt der Experte. Ein weiterer Schwerpunkt der ISH 2013 im Bereich Energie waren stromerzeugende Heizungen, auch als Blockheizkraftwerke (BHKW) bekannt. Die Technik ist laut Ebisch zunehmend für den Einbau in Ein- und Zweifamilienhäusern erhältlich. Die Mikrokraftwerke können bis zu 100 Prozent der Wärme und im besten Fall bis zu 75 Prozent des Strombedarfs im eigenen Haus abdecken. Ein weiterer Heizkessel sei im Einfamilienhaus in der Regel nicht notwendig. Ein wesentlicher Vorteil der BHKW sind die handlichen Maße – das Gerät passt durch die Türen.

 
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