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WÜRZBURG
„Empaten“ unterstützen Migranten
Hilfe beim Deutschlernen: „Empate“ Martin Hilgers unterstützt Mukhtar Ismail.
Foto: Pat Christ | Hilfe beim Deutschlernen: „Empate“ Martin Hilgers unterstützt Mukhtar Ismail.
pat
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:44 Uhr

Der Namen enthält nicht zufällig eine Reminiszenz an den Begriff „Empathie“: Im Projekt „Empate“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Unterfranken betreuen 20 Freiwillige auf empathische Weise, also mit Einfühlungsvermögen, Migranten und Menschen mit Hörschädigung. Der Startschuss für das Projekt fiel im Januar 2012. Insgesamt 3800 Euro von „Aktion Mensch“ standen im letzten Jahr zur Verfügung. Dank einer Spende der Würzburger Firma sePura in Höhe von 700 Euro kann die Initiative nun fortgesetzt werden.

Ratschläge von Ehrenamtlichen

Menschen mit Migrationshintergrund stehen vor vielen Schranken, sagt Jugendmigrationsberaterin Sofia Antalovics, Leiterin des Projekts „Empate – Durch Ehrenamtliche zu mehr Partizipation und Teilhabe“. Der junge Somalier Mukthar Ismail zum Beispiel kann sich seinen Traum, Bauingenieurwesen zu studieren, nicht erfüllen, weil sein somalisches Abitur nicht anerkannt wurde. Wie kann er nun das Abi nachholen? Um diese Frage geht es oft, wenn sich der 18-Jährige mit seinem „Empaten“ Martin Hilgers trifft. Soll Mukthar erst einmal eine Ausbildung machen? Oder auf die Fachoberschule gehen?

Mehrmals in der Woche treffen sich Mukhtar und sein Empate bei Kaffee oder Sprudel irgendwo in der Stadt oder sie gehen zu einem der beiden nach Hause. „Das sind Treffen unter Freunden“, betont der 34 Jahre alte Projektentwickler Hilgers, der lange Jahre in Afrika gearbeitet hat und von daher weiß, was es bedeutet, sich in einem fremden Land zurechtfinden zu müssen. Hilgers kennt das deutsche Bildungssystem ganz gut, daher kann er Mukhtar viele nützliche Tipps geben. Sollte er selbst einmal nicht weiterwissen, kann er sich an Sofia Antalovics wenden. Hilgers: „Sehr hilfreich ist auch der Erfahrungsaustausch mit den anderen Freiwilligen im Projekt.“

Für die 19-jährige Semhar ist die Ausbildung, die sie derzeit absolviert, ein täglicher Kampf. Die junge Frau aus Eritrea möchte Sozialpflegerin werden. „Bis Februar hat sie noch Probezeit“, schildert Ruth Hutzel. Seit drei Wochen unterstützt die 25 Jahre alte Theologie- und Lateinstudentin die junge Frau, damit sie die Probezeit besteht: „Semhar kommt einmal in der Woche zu mir nach Hause.“ Die beiden Frauen gehen die Unterrichtsinhalte durch. Was Semhar aus sprachlichen Gründen nicht versteht, erklärt ihr die angehende Lehrerin Hutzel so lange, bis der Groschen gefallen ist. Dass sich allmählich Semhars Noten bessern, freut beide.

Hilfe beim Fußfassen in Würzburg

Sofia Antalovics hofft, dass die Idee überspringt und weitere Menschen dafür begeistert werden können, jungen Leuten, die aus einem weit entfernten Land stammen, beim Fußfassen in Würzburg zu helfen. „Aktuell haben wir fünf Anfragen von Migranten, die sich einen Empaten wünschen“, sagt sie.

Das Beispiel der jüngsten Spende soll weitere Firmen animieren. Die Gelder werden mit dafür verwendet, dass sich Migranten und ihre Empaten kleine Freizeitvergnügen leisten können: „Zum Beispiel einmal ein Ausflug oder ein Kinobesuch.“ Außerdem möchte der Paritätische Wohlfahrtsverband gern eine Fortbildung für die Empaten organisieren.

 
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