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KYONGJU
Einsturz von Hallendach erschüttert Südkorea
Unglück: Rettungskräfte vor der Halle im südkoreanischen Kyongju, deren Dach eingebrochen ist.
Foto: Yonhap, dpa | Unglück: Rettungskräfte vor der Halle im südkoreanischen Kyongju, deren Dach eingebrochen ist.
dpa
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:33 Uhr

Noch war das Entsetzen über den Terroranschlag auf einen Touristenbus voller Landsleute in Ägypten präsent, da machte eine neue Schreckensnachricht viele Südkoreaner betroffen. In der Nacht zum Dienstag konnten sie im Fernsehen live verfolgen, wie Hunderte von Bergungsexperten, Feuerwehrleuten, Polizisten und Soldaten in der verschneiten südkoreanischen Stadt Kyongju unter den Trümmern eines eingestürzten Hallendachs nach Überlebenden suchten. Die tonnenschweren Schneemassen könnten zu schwer für die Decke des Fertighauses geworden sein.

Mehr als 100 Verletzte

Der Einsturz erschütterte Südkorea, mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Bei dem Anschlag vom Sonntag starben drei Südkoreaner und der ägyptische Busfahrer. Eine erschütterte Staatschefin Park Geun Hye sprach den Familien der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Immer wieder trugen in der Nacht die Retter Verschüttete zu den bereitstehenden Krankenwagen. Im Innern der Sporthalle müssen sich zuvor panikartige Szenen abgespielt haben. Etwa 560 Studenten feierten bei einem Konzert ihren Studienbeginn. Plötzlich brach die Decke ein. Bis sie heruntergekommen sei, habe es nur zehn Sekunden gedauert, sagte ein Augenzeuge im Nachrichtenkanal YTN. „Jeder saß bequem auf dem Boden“, sagte eine Studentin dem staatlichen Sender Arirang. „Doch als alle auf einmal zu den Ausgängen rannten, brach totales Chaos aus.“ Die meisten konnten sich in Sicherheit bringen. Als das Dach einfiel, knickten die Wände des Fertigbaus ein.

Die Nutzung zu solchen Zwecken wie eine Studenten-Feier hätte niemals erlaubt werden sollen, sagt am Telefon ein Mitarbeiter des Rathauses in Kyongju, der seinen Namen nicht nennen will. „Jemand muss dafür zur Verantwortung gezogen werden.“

Die Studenten von der Universität für Fremdsprachen in Pusan waren in die nicht weit entfernte historische Stadt Kyongju angereist, um an einer zweitägigen „Orientierungsveranstaltung“ zum Studienbeginn teilzunehmen. Der Studentenrat suchte sich diesmal eine private Ferienanlage in einem bergigen Gelände aus. Solche mit Partys verbundenen Events sind in Südkorea üblich. Oftmals buchen die Studenten abgelegene Freizeiteinrichtungen, um ungestört zu sein. Die Trinkerei ist dabei ein großes Problem.

Es gibt weitreichende Spekulationen über die Unglücksursache. Die Vermutung liegt dabei nahe, dass das Dach unter einer Schneedecke zusammenbrach. In den Tagen zuvor hatte es heftig geschneit.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt

„Das war unerwartet. Es wird gesagt, in dieser Gegend hätte es in den vergangenen 130 Jahren nicht so viel Schnee gegeben“, sagte der Mann im Rathaus.

Auf dem Dach der Halle, die 2009 in Leichtbauweise errichtet wurde, lagen nach Schätzungen rund 150 Tonnen Schnee. „Das Gebäude konnte den Schneemassen nicht standhalten“, sagte ein Feuerwehrmann im Fernsehen. Regelmäßige Sicherheitschecks seien nicht vorgesehen gewesen, hieß es aus dem Rathaus. Eine zentrale Frage, die sich die Menschen stellen: Warum wurde kein Schnee vom Dach geräumt? Noch bevor die Bergungsarbeiten am Dienstag endeten, nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf.

Einstürze von Hallendächern

Bei Einstürzen von Hallendächern, wie jetzt im südkoreanischen Kyongju, sind häufig Tote und Verletzte zu beklagen. 21. November 2013: 54 Menschen sterben in einem Rigaer Einkaufszentrum unter den Trümmern eines eingestürzten Daches. Als Ursache für das schwerste Unglück in Lettland seit mehr als 20 Jahren werden Planungs- und Baufehler genannt. 27. Januar 2013: Beim Einsturz einer Sporthalle während eines Fußballspiels kommen in der türkischen Stadt Sirnak sieben Menschen ums Leben. Ursache des Unglücks ist ein Erdrutsch. 27. November 2010: Unter einer einstürzenden Betondecke werden 15 Kunden eines Düsseldorfer Supermarkts verletzt. Die Polizei vermutet Materialermüdung als Ursache. 23. Februar 2006: Unter tonnenschwerer Schneelast stürzt eine Markthalle in Moskau ein, 66 Menschen sterben. 28. Januar 2006: In Kattowitz (Polen) bricht während einer Taubenausstellung unter der Schneelast eine Messehalle zusammen. Mindestens 65 Menschen werden getötet. 2. Januar 2006: Im bayerischen Bad Reichenhall bricht das schneebedeckte Dach der Eissporthalle ein. 15 meist junge Menschen kommen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft stellt massive Mängel bei Planung und Bau als Ursache fest. 4. Dezember 2005: In einer Schwimmhalle im nordrussischen Tschussowoi stürzt das Betondach ein. Mindestens 18 Badegäste sterben, darunter zehn Kinder. Medien hatten zuvor über Baumängel berichtet. Text: dpa

 
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