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Multitalent: In einigen Häusern kann ein automatisch beschickter wasserführender Ofen sogar als Zentralheizung dienen.
Foto: Thinkstock | Multitalent: In einigen Häusern kann ein automatisch beschickter wasserführender Ofen sogar als Zentralheizung dienen.
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:40 Uhr

(dpa/tmn) Ein Kaminofen im Wohnzimmer ist der Inbegriff von Gemütlichkeit. Klassische Öfen geben ihre Wärme jedoch nur an diesen einen Raum ab. Und für den produzieren sie meist mehr Energie als notwendig. Wasserführende Öfen dagegen werden in den Heizkreislauf integriert, sodass die überschüssige Energie genutzt werden kann. Wer umrüsten will, sollte die kommenden Monate zwischen den Heizperioden nutzen.

In einem Passivhaus mit optimaler Wärmedämmung und durchdachter Solartechnik kann ein automatisch beschickter wasserführender Ofen sogar als Zentralheizung dienen. In anderen Häusern ergänzt er eine Gas-, Öl- oder Brennwertheizung. „Als ein Element in einem multivalenten Heizsystem ist ein wasserführender Ofen prinzipiell in den meisten Häusern vorstellbar“, erklärt Hanno Lang-Berens, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Bayern. Dadurch kann ein Teil der fossilen Energieträger durch Biomasse ersetzt werden.

Der Grundgedanke ist einfach: „Ein wasserführender Ofen gibt nur einen Teil seiner Wärme als Strahlungswärme an den Aufstellraum ab“, erläutert Annekathrin Schmitt vom HKI Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik. „Der andere Teil wird über einen Wasserwärmetauscher entzogen, über einen Pufferspeicher in das Zentralheizsystem eingespeist und dort zum Heizen weiterer Räume oder zur Warmwasserbereitung genutzt.“

Es gibt zum einen wasserführende Öfen, die Scheitholz verbrennen. Sie sind jedoch nicht für den Dauerbetrieb geeignet und müssen für den Fall eines Stromausfalls mit einer Wassernotkühlung gesichert sein. Eine Alternative sind Pelletöfen. „Sie sind deutlich teurer und vom Volumen etwas größer. Sie haben den Vorteil, dass sie automatisch beschickt werden und keine Notkühlung erfordern“, sagt Lang-Berens. Allerdings braucht man einen Lagerraum und einen Pelletlieferanten, der auch kleine Mengen an Presslingen liefert. Neben dem Ofen selbst sind der Pufferspeicher, eine Rücklaufanhebung, eine Umwälzpumpe und eine Steuerungseinheit nötig. Diese Systemkomponenten schlagen kräftig zu Buche. „Für einen Holzofen kann man etwa 3500 Euro veranschlagen, für einen Pelletzimmerofen 5000 bis 6000 Euro. Die Anpassung an das Heizungssystem samt den übrigen Elementen kostet noch mal rund 6000 Euro“, sagt Heizungsbauer Helmut Sauter.

Ob sich eine Investition eines solchen Heizsystems lohnt, sollte gut durchgerechnet werden. „Für die Gelegenheitsnutzung ist es ungeeignet, erst recht, wenn es mit Holz betrieben und dieses käuflich erworben werden muss“, urteilt Sauter. Gibt es jedoch einen ausreichend großen Pufferspeicher durch eine Solaranlage, reduziere das die Kosten. Besonders effizient sind Pelletöfen, die ihre Wärmeabgabe an den Raum anpassen. Ein Laie kann solche Aspekte kaum im Blick haben. Hilfreich ist die Beratung durch einen Energieberater. Denn bevor es zum Händler geht, müssen zahlreiche praktische Fragen geklärt werden.

Der erste Ansprechpartner ist der Schornsteinfeger. „Er kann beurteilen, ob am geplanten Standort alle Brandschutzvorschriften eingehalten werden“, erläutert Achim Henkel vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. „Zudem prüft er, ob eventuell ein zusätzlicher zweiter Schornstein benötigt wird.“ Das kann der Fall sein, wenn am vorhandenen Schacht auch ein Brennwertkessel betrieben wird. In anderen Fällen sind Anpassungen am vorhandenen Schornstein nötig. Vor allem in Neubauten und Altbauten mit neuen Fenstern muss die Zuführung der Verbrennungsluft bedacht werden. „Sie kann durch einen Lüftungsschacht im Schornstein angesaugt, durch einen Außenschacht oder mittels einer Kernbohrung aus dem Keller zugeführt werden“, sagt Lang-Berens. Auch bei der Berechnung der Dimensionierung des Ofens ist der Schornsteinfeger unverzichtbar: „Er berät den Kunden, welche Ofengröße und -leistung mit dem vorhandenen Schornsteinquerschnitt realisiert werden kann“, erklärt Henkel. Das sind wichtige Kenngrößen für die Auswahl eines konkreten Produktes. „Es gibt mittlerweile eine breite Auswahl an Heizkaminen, Kachelöfen und Heizeinsätzen mit wasserführenden Bauteilen“, berichtet Schmitt aus dem Handel. Ein Ofenbauer oder ein Kaminstudio berechnet mit Hilfe eines Grundrisses den Wärmebedarf. „Dann geht es darum, welcher Wärmeanteil an den Raum und welcher an die Heizung beziehungsweise die Warmwasserbereitung abgegeben wird“, sagt Sauter. Spätestens jetzt sollte ein Installateur mit ins Boot geholt werden. Er muss in Abhängigkeit von der Ofengröße den Pufferspeicher dimensionieren. Genau wie bei der Einstellung der zentralen Steuerung kann man dabei viel falsch machen. „Nicht jeder Installateur kann Erfahrungen mit multivalenten Heizsystemen vorweisen“, betont Energieberater Lang-Berens. Er rät daher, sich Referenzen geben zu lassen und die genannten Kunden zu kontaktieren.

Umbau in Etappen

Wer nach und nach sein Heizsystem umbauen möchte, sollte mit dem

Einbau eines Brennwertkessels anfangen. Damit lassen sich die größten

Einsparungen erzielen. „Wird bei diesem Schritt bereits zusätzlich

ein Pufferspeicher mit entsprechenden Anschlüssen für Kaminofen und

Solaranlage eingebaut, so kann in einem zweiten Schritt die Solaranlage und in einem dritten ein wasserführender Ofen integriert werden“, rät Hanno Lang-Berens von der Verbraucherzentrale Bayern in München. Nachrüstbare Öfen mit einem Hohlraum, in den später ein Wärmetauscher eingebaut werden kann, bieten die Möglichkeit, in zwei Etappen zu investieren. text: dpa

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