Der Valentinstag kann mehr sein, als ein Konjunkturprogramm für Schnittblumenanbauer. Das Lernwerk am Volkersberg (Lkr. Bad Kissingen) bietet seit über zehn Jahren Gelegenheit, sich über das Thema Zweisamkeit bewusst zu werden. Rektor Klaus Hofmann rief eine Segensfeier für Paare ins Leben. Anfangs gaben sich 20 Teilnehmer ein Stelldichein. Inzwischen sind es 80 bis 100. Die Idee findet andernorts zunehmend Nachahmer. In diesem Jahr findet die Feier für Liebende am heutigen Valentinstag um 19 Uhr in der Wallfahrtskirche auf dem Volkersberg statt. Für den roten Faden sorgt die Schauspielerin und Sängerin Anna Loos mit ihrer Liedzeile: „Deine Schwächen sind auch Stärken, an dir gefällt mir alles gut. ich will dich nicht verletzen, hab nie verstanden, warum ich's tu“. Hofmann will den Paaren „30 Minuten zum Träumen, Ausspannen und Nachdenken anbieten“. Im Interview mit dieser Zeitung spricht der Rektor über Vertrauen, Problemfelder einer Partnerschaft und Ehevorbereitungskurse auf dem Hochseil.
Klaus Hofmann: Ich hatte davon gehört, dass es das in Erfurt gibt. Bei uns bekommt das eine eigene Prägung mit aktueller deutschsprachiger Rock- und Popmusik, gekoppelt mit Gedichten. Und dazu ein Schrifttext. Das Ganze dauert 30 bis 40 Minuten.
Hofmann: Gut. Es braucht keine Werbung mehr, um das Haus voll zu haben. Wir laden zum Anfang zu einem Glas Sekt. Zum Schluss bleiben viele beisammen, um sich zu unterhalten, dem Gehörten hinterherzudenken. Manche Paare verabreden sich vorher und sind gemeinsam da. Etliche gehen anschließend noch zum Essen.
Hofmann: Partnerschaft begleitet uns hoffentlich das ganze Leben. Da gibt es wechselnde Stimmungen. In dem Jahr ist das Motto der Segensfeier „Deine Schwächen sind auch Stärken“. Also wie wir mit Schwächen in der Beziehung umgehen. Wie fassen wir sie in Worte? Ich kann mir den anderen nicht basteln wie ich möchte. Ich muss ihn so annehmen, wie er ist. Darum drehen sich die Gedichte und die Musik.
Hofmann: An alle Leute, die sich mit dem Thema Beziehung, Liebe, Partnerschaft beschäftigen.
Hofmann: Ich denke, dass die Anforderungen und Belastungen hoch sind, in denen man heute steckt. Familie, Beruf. Das ist nicht so einfach.
Hofmann: Miteinander wachsen ist gut. Veränderungen anzunehmen. Zu erkennen, da hat sich was gedreht, das müssen wir neu gestalten. Da ist die Phase, in der man zu zweit ist, dann kommen die Kinder, dann gehen die Kinder aus dem Haus. Damit muss man sich auseinandersetzen. Dann hat Partnerschaft gute Chancen.
Hofmann: Das kann ich mir nicht vorstellen.
Hofmann: Wir bieten etwas anderes an: Einen Ehevorbereitungskurs im Hochseilgarten auf dem Volkersberg. Da ist man ein Wochenende paarweise unterwegs. Im Hochseilgarten braucht man Vertrauen. In der Höhe spürt man es körperlich. Die empfundene Nähe kann man danach thematisieren. Auch was sie einem im Leben bedeutet. Es ist einfach zu sagen, ich vertraue dir. Etwas anderes ist es, das zu leben. Manche sind überrascht, wie schwer es ist, loszulassen und sich auf den anderen zu stützen.
Hofmann: Auf jeden Fall. Ich muss mir bewusst werden, dass ich nicht alles alleine machen kann.
Hofmann: Das ist eine Form der Anerkennung. Eine andere ist, sich tiefer auseinanderzusetzen. Zum Beispiel zu gucken, ob einen die Gedanken bei der Segensfeier ansprechen. Sicher gibt es noch viele andere Formen.
Hofmann: Ich glaube wohl. Erst recht, wenn die Partnerschaft auf Kinder ausgerichtet ist. Dann ist sie auch ein Stück Sicherheit, die Kinder erleben. Wir haben vier Kinder. Die sind inzwischen außer Haus. Sie sagen heute, es hat ihnen Kraft gegeben, dass es zwei Leute gibt, auf die sie sich verlassen konnten.
Der Religionspädagoge und Mediator Klaus Hofmann (52) ist verheiratet und hat mit seiner Frau vier Kinder. Seit 1986 steht er im Dienst der Kirche und war bis 2002 dort in der Jugendarbeit tätig. Seitdem ist er Rektor im Haus Volkersberg und Leiter der Jugendbildungsstätte.
Splitter rund um den Valentinstag
Der heilige Valentin: Am heutigen Freitag ist nach dem alten katholischen Heiligenkalender das Fest des heiligen Valentin. Der Brauch, einem geliebten Menschen etwas zu schenken, leitet sich aus Heiligenlegenden und antiken Traditionen her. Um das Leben Valentins ranken sich mehr Fragen und Spekulationen als gesicherte Antworten. Das Gedenken gilt möglicherweise Valentin, der im dritten Jahrhundert als Bischof von Terni in Umbrien amtierte und um das Jahr 268 in Rom als Märtyrer starb.
Tag der Verliebten: Erst seit dem späten 14. Jahrhundert gilt der Valentinstag in England und Frankreich als „Tag der Verliebten“. In Deutschland kamen Valentinsgrüße erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Einflüsse aus den USA in Mode. 100 000 Liebesbriefe: Die katholische Kirche lässt am Valentinstag in mehreren österreichischen Städten rund 100 000 „Liebesbriefe von Gott“ verteilen. Hunderte „Valentinsboten“ laden Passanten zu einem „Rendezvous mit Gott“ ein. Ziel der Aktion ist nach Angaben der Erzdiözese Wien, in sympathischer Weise Gottes Zuwendung auch im Alltag zum Ausdruck zu bringen.
Liebe geht baden: Neue Wege möchte der Eheseelsorger Alexander Wolf gehen. Er lädt zu einer ungewöhnlichen Segensfeier für Verliebte und Verheiratete am Valentinstag um 18 Uhr ins Marktheidenfelder Bad „Wonnemar“ unter dem Motto „Die Liebe geht baden“ ein. Paare sind in die Therme eingeladen, um mit Musik, Impulsen und Wahrnehmungsübungen „in die Liebe einzutauchen“. Paaren, die dies wünschen, kann ein persönlicher Segen zugesprochen werden. Ein gebrochenes Herz? Oder Streit mit dem Liebsten? In solchen Fällen hilft eine kostenlose Notfallhotline zum Valentinstag. An den Tagen rund um den 14. Februar gibt die Münchner Beziehungsexpertin Sandra Neumayr Ratschläge. „Gerade am Tag der Liebe wiegen Konflikte in der Beziehung noch schwerer. Insbesondere an diesem Tag wird häufig, wenn auch aus einem Missverständnis heraus, an der Liebe des Partners gezweifelt“, teilte Neumayr mit. Sie beantwortet nach eigenen Angaben Fragen wie: „Er hat mir keine roten Rosen geschenkt – liebt er mich denn nicht?“ Die Hotline ist noch bis zum 15. Februar jeweils von 8 Uhr bis 23 Uhr unter der Nummer 0800-88 999 66 zu erreichen. Text: KNA/DPA/maha