Das weit über Franken hinaus bekannte Wahrzeichen ist nicht nur Ziel von Wanderern und Kunstliebhabern, sondern auch heute noch ein Gnadenort, der zahllose Pilger und Hilfesuchende anzieht. Vor allem im Sommer strömen sie in Scharen den Nikolausberg hinauf.
Besonders schön ist der Aufstieg zu Fuß über die knapp 300 Stufen, vom Mainufer aus. Der von Platanen beschattete Treppenweg führt direkt zum Gotteshaus. Valentin Ickelsheimer schuf 1761 bis 1766 die Treppenanlage mit ihren fünf Podesten. 14 Kapellen mit fast lebensgroßen Figurengruppen des Kreuzweges säumen den Aufstieg. Früher – so wird erzählt – hätten manche Gläubige den Weg auf den Knien zurückgelegt. Bruder Markus Thüer, der das Kapuzinerkloster heute leitet, kann das nicht bestätigen. „Manche Pilger haben auf jeder Stufe des Stationswegs ein Ave Maria gebetet.“
Der Zulauf wurde immer stärker. Die meisten Pilger fanden sich im Mai und an Pfingsten ein. „Auch heute noch ziehen besonders in der Pfingstwoche Prozessionen den stimmungsvollen Stationsweg hinauf“, sagt Bruder Markus. Zunächst war Fürstbischof Johann Gottfried zu Guttenberg gegen eine Erweiterung der Kirche. In den folgenden Jahren wurden nachts immer wieder merkwürdige Lichterscheinungen gesehen, und später willigte Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn ein, die Kapelle zu vergrößern. Also wurde sie 1748 nach den Plänen von Balthasar Neumann erweitert. Das Käppele gilt als Spätwerk des berühmten Architekten, der während dem Bau, 1753, gestorben ist. Durch ihre verspielte und doch schlanke Fassade mit vorspringendem Turmpaar und den eingeschnürten Zwiebelhauben wirkt das Käppele wie ein filigraner Kontrapunkt zur wuchtigen Steinmasse der gegenüberliegenden Festung Marienberg.
Wenn man die Kirche zum ersten Mal betritt, kommt sie einem dämmrig oder sogar düster vor. Infolge der Anbauten und durch die Lage am steilen Berghang erhält der Hauptraum wenig Tageslicht. Erst wenn sich das Auge daran gewöhnt hat, erkennt man die prachtvolle Ausstattung. In der Gnadenkapelle ist es heller. Dort befindet sich in einem Glasschrein das Vesperbild, über das man die Kirche gebaut hat. Im Mirakelgang werden viele Votivgaben aus früheren Zeiten gezeigt: Wickelkinder, Kinderköpfe, wächserne Füße und Hände. Damit bedankten sich die Gläubigen für die Erhörung ihres Gebets. Es gibt auch zahlreiche Danksagungen aktuellen Datums.
Am 16. März 1945 wurde fast ganz Würzburg zerstört, das Käppele blieb aber unversehrt. „Es wurde von ein paar Brandbomben getroffen, die sich aber nicht richtig entzündeten. Ein beherzter Mitbruder hat sie aus dem Dachstuhl geworfen.“
Käppele
Das Kapuzinerkloster Käppele am Nikolausberg zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Würzburg. Man gelangt am besten zu Fuß über den Kreuzweg zur Kirche, denn Parkmöglichkeiten sind rar. Die Kirche ist das ganze Jahr über geöffnet. Gottesdienste finden täglich von Montag bis Samstag um 7 Uhr, 9.30 Uhr, sonntags auch um 11 Uhr und 17 Uhr statt. Der Kiosk wird gerade saniert. Wer sich dennoch stärken möchte, kann im nahen Nikolaus- oder Schützenhof einkehren. Weitere Informationen über das Kloster und seine Geschichte: kaeppele.computy.de