Anspruchsvolle und leichte Unterhaltung mit intelligentem, wortwitzigem Humor – ganz dem Geschmack des Publikums entsprach die Theatergruppe der Staatlichen Fach- und Technikerschule bei den beiden ersten Aufführungen ihrer neuen Inszenierung „Das Haus in Montevideo“ von Curt Goetz. Mehr als 360 Zuschauer sahen unter Regie von Günther Stadtmüller ein aufwendiges Stück.
Diese bekamen auch mit, mit welcher Leichtigkeit die Darsteller selbst das dekorative Bühnenbild verwandelten, war es im ersten und vierten Akt das Haus des Professors, so wurde es im zweiten und dritten Akt nach Montevideo versetzt.
Nach den Aufführungen der „Dreigroschenoper“ und „Einer flog über das Kuckucksnest“ in den Vorjahren ist es Regisseur Stadtmüller und seiner Theatergruppe auch bei seiner 22. Inszenierung erneut gelungen, ein Theaterstück mit einer tiefsinnigen und hintergründigen menschlichen Aussage hervorragend zu interpretieren. Trotz nahezu dreistündiger Spieldauer und vieler langer, jedoch sehr pointenreicher Dialoge kam nie Langeweile auf.
Für Stadtmüller war es bereits das zweite Mal, dass er diese aufwändige Komödie inszenierte. Gegen Ende des Jahres 1985 war er beim ein Jahr zuvor von ihm mitgegründeten Theater am Hofgarten sogar selbst in die Hauptrolle des scheinheiligen Professors Traugott Nägler geschlüpft. In dem Studierenden Karl-Josef Höfer fand Stadtmüller nun einen Akteur, dem diese Rolle des Professors, der strengste Prinzipien hat, was Moral, Pflichterfüllung und Disziplin angeht, gut stand.
Das bekommen in dem Stück nicht nur des Professors Schüler, sondern auch seine Gattin (Judith Luck) und seine zwölf Kinder zu spüren. Das Ehepaar Nägler verkörpert die klassische Konstellation: Er gibt den Patriarchen, der selbst noch den Pastor (ausgezeichnet gespielt von Angela Rudolf) in Latein und Liturgie belehrt. Sie übt subtil die eigentliche Regentschaft aus, damit alles läuft.
Moralapostel Traugott hatte einst seine Schwester Josefine wegen ihres unehelichen Kindes verstoßen. Als diese, inzwischen reich geworden, stirbt und in ihrem Testament ihre Nichte Atlanta (Nicole Kiesel) als Erbin bestimmt, bringt sie die Prinzipien ihres Bruders arg ins Wanken. Denn die Erbschaft gibt es nur, wenn sich in seiner Familie ein solches „Drama“ wiederholt: Bis zum Ende ihres 17. Lebensjahres muss Atlanta Mutter eines unehelichen Kindes werden, um das Vermögen zu erben.
Damit zwingt sie den Professor in einen Konflikt zwischen Tugend und Geld. Am Ende gerät auch Näglers Ehe in ein neues Licht. . .
Bei dieser durch den gleichnamigen Film mit Heinz Rühmann bekannten Komödie waren in weiteren Rollen zu sehen Kevin Welsch als Atlantas schüchterner Verlobter, Agnes Rickauer als fesches Dienstmädchen, Philipp Degelmann als Bürgermeister sowie in weiteren Nebenrollen Bianca Ostertag, Carolyn Englert, Sophia und Franziska Hecht und Philipp Degelmann.
Für viel Leben auf der Bühne sorgten daneben im ersten Akt Veitshöchheimer Kinder als Atlantas jüngere, adrett gekleidete Geschwister: Lysander und Amelie Kraus, Peter Hecht, Antonia Müsing, Nina Engelking, Julia Eichelsbacher, Jona Günther, Felix Schraut und Mia Hammer.
Zum guten Gesamteindruck trugen die beiden aufwendig von Johannes Stach malerisch gestalteten Bühnenbilder und unter Leitung von Maria Anna Stadtmüller die Kostüme, Maskaraden und Frisuren bei.
Weitere Termine: Freitag, 4. April; Samstag, 5. April; Dienstag, 8. April; jeweils 20 Uhr sowie Sonntag, 6. April, 17 Uhr, in der Aula der Schule, An der Steige 15. Veitshöchheim. Eintritt frei.
Reservierung: Tel. (09 31) 98 01-114.