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WÜRZBURG
Ein Restaurant für Jugendhilfe
Auf dem Tablett: Im Gasthaus Tilman kochen und servieren zwölf Azubis, gefördert von der Jugendhilfe.
Foto: Theresa Müller | Auf dem Tablett: Im Gasthaus Tilman kochen und servieren zwölf Azubis, gefördert von der Jugendhilfe.
Von unserem Redaktionsmitglied Daniela Moschberger
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:50 Uhr

Barbara ist 25, klein und blond. Sie erzählt gern und sagt von sich, dass sie ein wenig unselbstständig ist. Stephan ist ruhiger, fast vorsichtig. Sein Ziel: Er will unbedingt Koch werden. Der 23-jährige Assad lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Er muss sich nicht lange bitten lassen und rückt sofort mit seinem Traum heraus: Fachabi machen, studieren und dann wieder in seine Heimat Togo zurückkehren.

Die insgesamt zwölf Jugendlichen im Gasthaus Tilman sind so unterschiedlich und haben doch eines gemeinsam: erst Probleme mit der Ausbildung, jetzt den Ausbildungsplatz im Gasthaus. Wo vor eineinhalb Jahren noch eine Kneipe war, ist nun unter der Trägerschaft der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) ein Jugendhilfebetrieb eingezogen.

Dort können Jugendliche eine Ausbildung machen, die das auf dem freien Markt nicht geschafft haben. Barbara etwa hat zwei Ausbildungen abgebrochen. Stephan kam gar nicht erst so weit. Er schrieb eine Bewerbung nach der anderen, sogar auf einen Ausbildungsplatz zum Elektroniker bewarb er sich schließlich, obwohl er doch eigentlich Koch werden wollte. Aber mehr als ein Praktikum bekam er nie.

Im Gasthaus Tilman darf er nun endlich in der Küche stehen und Barbara ist fest entschlossen, die Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe durchzuziehen. Aber wieso funktioniert hier, was vorher scheiterte? Das Gasthaus Tilman ist ein Kooperationsprojekt zwischen Agentur für Arbeit, Stadt und Landkreis Würzburg, Bayerischem Hotel- und Gaststättenverband und der gfi. Der Europäische Sozialfonds und das Bayerische Arbeits- und Sozialministerium beteiligen sich finanziell. Sie alle sind sich einig darüber, dass das Gasthaus Tilman nur besteht, um den Jugendlichen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Sie arbeiten, bedienen und bekochen Gäste wie andere Azubis auch.

Gleichzeitig bekommen sie besondere Unterstützung: Auf zwölf Auszubildende kommen drei Ausbilder, die neben der praktischen Ausbildung auch Nachhilfe geben, wenn es in der Berufsschule nicht so gut läuft. Außerdem steht der Pädagoge Manfred Dörrler bei allen Fragen und Schwierigkeiten bereit. Er hilft den Jugendlichen beim Schriftverkehr mit Behörden oder bei Geldproblemen – viele haben Schulden. Manche kommen aus zerrütteten Familien oder sind ganz auf sich allein gestellt. Dörrler achtet auch darauf, dass sie ihren Pflichten nachgehen: die Berufsschule besuchen oder sich krankmelden. Für einige ist das noch nicht selbstverständlich.

Das soll es aber werden. Die Jugendlichen sollen ihre Ausbildung in der Regelzeit abschließen. Roland Dorn, der Leiter des gfi, ist zuversichtlich: „Die kriegen wir durch. Auf Biegen und Brechen. Es muss sich herumsprechen, dass man unsere Leute nehmen kann.“

Das Gasthaus Tilman, Bronnbachergasse 10, in Würzburg ist mittwochs, donnerstags und samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet, außerdem freitags von 17 bis 22 Uhr.

 
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