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Ein Park ohne Trubel
Unter stattlichen Bäumen: Im hölzernen Pavillon aus den 1930er Jahren finden immer noch Picknickkonzerte statt.
Foto: Demmler | Unter stattlichen Bäumen: Im hölzernen Pavillon aus den 1930er Jahren finden immer noch Picknickkonzerte statt.
Von unserem Mitarbeiter Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:09 Uhr

Ein Schloss für den Freiherrn und ein dazugehöriger stimmungsvoller Park. So hatte sich der Erbauer des Kurparks in Bad Neustadt vor mehr als 200 Jahren sein einst ganz privates Domizil ausgedacht. Knapp einhundert Jahre nach der barocken Pracht zogen bereits Hotelgäste in das Schloss ein und aus dem Park wurde schnell ein Kurpark – und das ist er bis heute. Denn die Geschichte des Heilbades Bad Neustadt ist ohne das Schlosshotel und den Kurpark nicht vorstellbar. Gleichwohl beides heute ein wenig abseits des kleinstädtischen Trubels liegt.

Der Kies knirscht beim langsamen Wandeln durch den Kurpark. Die hohen Bäume spenden Schatten, Vögel singen und alle halbe Stunde rattert ein Zug auf der nahen Bahnlinie vorbei. Stören tut Letzterer die ruhige Stimmung des Kurparks zwischen Bad Neustadt und Neuhaus entlang des Mühlgrabens, der von der Fränkischen Saale gespeist wird, nur wenig.

Im ausgehenden Barock unter Felix Freiherr von Borié (1719–1793) angelegt, hat der Park den Stil der Zeit über die Jahrhunderte konserviert. Und das, obwohl rings um ihn ein ganzer Kurbetrieb mit Wandelhalle, Heilquellen, Kurhaus, Hotels, Gaststätten und vielem mehr installiert wurde. So balgen sich immer noch zwei steinerne Putten auf der Wiese, finden immer noch kleine Picknickkonzerte im hölzernen weißen Pavillon aus den 1930er Jahren unter den stattlichen Bäumen statt.

Es sind fast nie viele Menschen auf den Wegen im Kurpark von Bad Neustadt unterwegs. Einige wenige der verbliebenen Kurgäste gibt es zwar immer, die von der Ruhe des Parks angezogen werden. Manchmal trifft man auch Patienten des Rhön-Klinikums auf der Anhöhe oder des nahen Kurhauses. Die Bad Neustädter selbst kommen allerdings nicht so häufig, was man aber nicht verstehen muss. Schließlich ist der Kurpark ein Kleinod spätbarocker Gartenbaukunst, das neben den Wegführungen vor allem einen sehenswerten Bestand alter Bäume in die Gegenwart gerettet hat.

Besonders groß ist der Kurpark zwischen Bad Neustadt und dem, den Bad-Titel verleihenden, Dorf Neuhaus mit 5,7 Hektar nicht wirklich. Dennoch lässt Amtmann Egid Valentin Felix von Borié nach der Erbauung von Schloss Neuhaus nach 1773 einen privaten, noch viel kleineren Garten im Stile eines barocken Schlossgartens anlegen.

Borié war ein bedeutender österreichischer Staatsmann und Berater von Kaiserin Maria Theresia. Er hatte in Würzburg studiert und wusste deshalb von jenem Neuhaus bei Bad Neustadt, das verkauft werden sollte und das er schließlich erwarb, um sich einen Ruhesitz mit Garten zu gönnen.

Eine ovale Rasenfläche mit einem umführenden Weg, ein symmetrisch geformtes Wasserbassin in der Mitte und eine breite Terrasse ausgehend vom Schloss stammen noch aus der Erbauungszeit. Sie spiegeln bis heute deren Stil wider. Figuren aus Sandstein, darunter die Allegorie „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“, erinnern zudem an die Natur, die ihrem eigenen Rhythmus folgend den Kurpark im Laufe des Jahres verwandelt.

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird unter dem damals neuen Schlossherrn Werner Graf von Haxthausen, einem Onkel der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, aus dem Schlossgarten nach langem Ringen um den Aufbau eines Kurbetriebes ein Kurpark. Als die ersten Gäste kamen, um das Wasser der Heilquellen – die auch heute noch unter dem Namen Elisabeth und Bonifatius im Kurhaus sprudeln –, zu trinken, wurde der Kurpark um einen englischen Garten erweitert. Im Laufe der Zeit ergänzten sich jedoch beide Stile und verwuchsen zu einem in sich stimmigen und stimmungsvollen Ganzen.

Viele der hohen Bäume, die heute im Kurpark Schatten spenden, sind noch unter Egid von Borié gepflanzt worden, darunter mit Sicherheit auch die auffällige Hängebuche. In deren bis auf den Boden reichenden Äste kletterten gerne Kinder, was sie aber wegen der zunehmenden Empfindlichkeit des stolzen Baumes nicht mehr dürfen.

Seit dem Jahre 1888 gehört der Kurpark zum Besitz der Familie von und zu Guttenberg. Diese hat letztlich auch das Schloss für die Kurgäste und deren Nutzung zur Verfügung gestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Karl Theodor von und zu Guttenberg, der nicht nur den niedergegangenen Kurbetrieb wieder auf Vordermann brachte, sondern das Heilbad fleißig ausbaute. Eine in den 50er Jahren gebohrte Tiefquelle versorgt beispielsweise bis heute die Einrichtungen des nahen Kurhauses mit besonderem Solewasser. Die Quelle mit der auffälligen Adler-Schlange-Skulptur des ungarischen Künstlers Imre Varga trägt aus diesem Grund den Namen Karl Theodors.

Im Laufe der Jahrzehnte, vor allem in den 70er Jahren, kamen Tausende von Kurgästen aus aller Welt nach Bad Neustadt. Die ursprüngliche Struktur und die Gesamtanlage des Kurparks wurden dennoch nur wenig verändert. Die hohen Bäume neben den hübsch bepflanzten Beeten, die gepflegten Rasenflächen und die sorgsam angelegten Kieswege blieben trotz des Besucheransturms und der veränderten Nutzung fast unberührt erhalten. Noch heute lädt all das zum Lustwandeln, zum Spazierengehen oder einfach zum gemütlichen Sitzen auf einer der zahlreichen Bänke ein – gleichgültig, ob nun mit oder ohne Heilwasserglas in der Hand. Aber auf jeden Fall ohne Lärm und Trubel, ganz in Ruhe.

Kurpark Bad Neustadt

Der Kurpark von Bad Neustadt ist über die Autobahn 71 (Ausfahrt Münnerstadt-Bad Neustadt Süd oder Ausfahrt Bad Neustadt-Nord) zu erreichen. In Bad Neustadt fährt man Richtung Neuhaus. An der Klosterkirche am Eingang des Kurbereichs gibt es einen Parkplatz. Über die Eingänge an der Wandelhalle, am Schlosshotel oder an der ehemaligen Kurparkklinik kommt man in den Park. Wer in der Stadt ankommt, kann „Am Schillerhain“ parken, die Fränkische Saale über eine Brücke queren, unter den Bahngleisen durchlaufen und nach wenigen Hundert Metern ist der Kurpark erreicht. Vom Wohnmobilstellplatz im benachbarten Mühlbach gibt es einen Fußweg in den nahen Kurpark. Dieser ist ganzjährig geöffnet und offenbart im Sinne der Allegorie der vier Jahreszeiten stets ein ganz besonderes Flair.

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Traditionell: Die Geschichte des Heilbades Bad Neustadt ist ohne Kurpark nicht vorstellbar.
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Auffallend: Heilquelle mit Adler-Schlange-Skulptur von Imre Varga
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Herrliche Ruhe: Der Park lädt zum gemütlichen Sitzen ein.
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