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Gemünden
Ein Museum rettete das Huttenschloss in Gemünden
Der einzige erhaltene historische Prachtbau der Dreiflüssestadt Gemünden ist das Huttenschloss. Etliche Schlösser in der näheren und weiteren Umgebung sind nach dem hessischen Adelsgeschlecht von Hutten benannt.
Huttenschloß
Foto: Fillies
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Fillies
 |  aktualisiert: 26.04.2023 14:51 Uhr

Der einzige erhaltene historische Prachtbau der Dreiflüssestadt Gemünden ist das Huttenschloss. Etliche Schlösser in der näheren und weiteren Umgebung sind nach dem hessischen Adelsgeschlecht von Hutten benannt. Ausgerechnet der spätbarocke repräsentative Bau in Gemünden mit den markanten Rustika-Ecktürmen war nie Sitz eines Adeligen und ist somit kein Schloss im eigentlichen Sinn.

Das durchaus herrschaftliche dreigeschossige Anwesen schuf sich Adolf Christian Stern,

Amtmann der Grafen von Nostitz-Rieneck. Es steht auf einem ehemaligen rieneckischen Landgut in Kleingemünden oder Weniggemünden, wie der Stadtteil jenseits der Saale damals hieß. Das Baujahr 1711 ist in den Sturz des Eingangsportals gemeißelt. Sterns Witwe verkaufte das Schlösschen 1726 dem würzburgischen Oberamtmann von Gerolzhofen, Franz Ludwig von Hutten zu Stolzenberg, der es noch im selben Jahr mit Fürstbischof Christoph Franz von Hutten gegen Güter in Karlstadt-Wiesenfeld tauschte.

Sein Wappen hängt über dem Eingangsportal. Das Gebäude mit einem Garten und großem Hof war von einer Mauer eingefasst, deren Tor das Wappen des Fürstbischofs Georg Karl von Fechenbach trug. Ab 1786 diente das Huttenschloss als Amtskellerei des Hofstifts Würzburg, nach der Säkularisation als Rentamt (Finanzamt) des Königreichs Bayern. 1930 kaufte es die Stadt Gemünden, und zur Zeit des Nationalsozialismus zog ein Stützpunkt des Reichsarbeitsdienstes ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Stadt das Gebäude als Mietshaus und später für Sozialwohnungen.

 

Mit der Stadtsanierung in den 1980er Jahren bot sich die einmalige Chance, den Staat über die Städtebauförderung an der Generalsanierung zu beteiligen. Bedingung: eine Nutzung als öffentliches Gebäude. So entstand das „Unterfränkische Bezirksmuseum für Verkehr“. Mit 1,65 Millionen Mark war die Sanierung des Huttenschlosses veranschlagt, mit 440 000 Mark die Museumseinrichtung. Für letzteres allerdings fehlte der Stadt das Geld; zu den geplanten zwei weiteren Ausbaustufen (Nebengebäude, Freigelände) kam es nicht mehr.

Dabei war die Dreiflüssestadt, einst einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands, für das Thema hervorragend geeignet. Bereits im Mittelalter war Gemünden Ausgangspunkt der Höhenwege über den Spessart (Birkenhainer Landstraße). Die Verkehrsadern Fluss, Straße und Schiene bündeln sich hier. Fünf Eisenbahnlinien laufen zusammen. Heute führen Autobahnen und Schnellbahnlinien den Hauptverkehr allerdings vorbei.

Der Niedergang des Verkehrsmuseums begann quasi mit der Eröffnung am 1. Juli 1988. Bald zeigte sich, dass sogar die Mittel für

den Unterhalt des Bestehenden fehlen. Die von Rost stark angegriffene Dampflok im Schlosshof – das Wahrzeichen des Verkehrsmuseums – verkaufte die Stadt im November 2008 an die Stadt Ingolstadt. Seit einigen Jahren wird das Verkehrsmuseum abgewickelt. Bleiben sollen nur die Bereiche Eisenbahn (im ersten Stock), Sonderschauen und Exponate mit örtlichem Bezug. Alle anderen Ausstellungsstücke werden verkauft.

Zurzeit feilt die Stadt an einem Nutzungskonzept für das Huttenschloss. Der Film-, Photo-, Ton-Museumsverein, der 2005 einzog und unter anderem sogar einen kleinen Kinosaal eingerichtet hat, soll mehr Platz bekommen. Daneben soll eine Art Heimatmuseum entstehen. Weitere Räume belegt der Verein Naturpark Spessart mit seinem Informationszentrum. Erhalten bleiben soll das Trauzimmer des Standesamts. Ungeklärt ist die künftige Nutzung des Schlosshofs, auf dem noch einige rostige Teile des Verkehrsmuseums lagern. Er eignet sich für Festveranstaltungen wie den Abschluss des alljährlichen Saalemusicums.


Öffnungszeiten Das Film-Photo-Ton-Museum im Huttenschloss mit Museums-Café hat ganzjährig samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Kontakt: Tel. (0 93 51) 32 37, www.film-photo-ton.de Die Dokumentationsstelle Naturpark Spessart ist vom 1. Mai bis 31. Oktober samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Führungen nur nach Vereinbarung unter Tel. (0 93 53) 79 33 66.

  
 
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