Frauenzeitschriften werden hin und wieder gern etwas belächelt. Aber wie gut, dass Rita Jörg aus Schondra vor zwei Jahren doch in einer solchen geblättert hat. „So habe ich von der Herzkissenaktion erfahren. Und ich wusste sofort: Das ist etwas für uns“, sagt die 63-jährige Kreisbäuerin des Landkreises Bad Kissingen im Bayerischen Bauernverband.
Die Frauenzeitschrift „Anna“ suchte Unterstützung für eine Aktion, die buchstäblich zu Herzen geht: Mit selbst genähten Kissen in Herzform sollte Frauen mit Brustkrebs geholfen werden. „Die betroffenen Frauen haben nach einer Operation oft große Schmerzen und finden keine gute Position für den Arm, weil er auf die Wunde drückt“, hat Rita Jörg im Zuge der Aktion erfahren.
Die Kreisbäuerin trommelte ihre 110 Ortsbäuerinnen zusammen und warb für die gute Sache. „Alle waren sofort dabei, von der Jüngsten um die 20 bis zur Ältesten um die 80“, erinnert sich die 63-Jährige. „Wir Ortsbäuerinnen haben uns schon immer für andere Frauen engagiert und Spenden gesammelt. Aber die Herzkissen, das war mal etwas anderes.“
Rund 350 Kissen haben die Ortsbäuerinnen seit Beginn ihrer Initiative schon an Patientinnen verschenkt, Tendenz steigend. „Wir sind in Kontakt mit den Heiligenfeld-Kliniken und dem Sankt-Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen sowie dem Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt“, zählt Rita Jörg auf. Anfangs seien die Ärzte skeptisch gewesen, etwa wegen möglicher ansteckender Keime. „Aber mittlerweile sind sie völlig überzeugt von den Kissen und fragen immer wieder um neue bei uns an.“
Die bunten Stoffe besorgen Rita Jörg und ihre Mitstreiterinnen in Firmenlagern, nach dem Kauf werden sie gewaschen und heiß gebügelt. „Die Kissen sollen sauber und hygienisch sein“, betont die Kreisbäuerin. Das Zuschneiden der Stoffe übernimmt sie selbst. „Dafür brauche ich vor allem Ruhe und Zeit. Ich will ja möglichst wenig Verschnitt.“
Das Nähen, Befüllen und Verschließen der Herzkissen sowie die liebevolle Verpackung als Geschenk erfolgt bei verschiedenen Ortsbäuerinnen in geselliger Runde. „Da geht es dann zu wie am Fließband.“ Aber, so die 63-Jährige, das Gemeinschaftsgefühl und die Gewissheit, etwas Gutes zu tun, seien enorm. „Wir haben großes Mitgefühl für die erkrankten Frauen. Durch unsere Kissen erfahren sie, dass wir ihr Schicksal mittragen.“
Ans Geschenkband kommt zusätzlich eine kleine Papierrolle mit einem Sprüchlein, das Mut machen soll, sowie ein persönlicher Genesungswunsch der Landfrauen. „Und zwar handschriftlich, weil das noch einmal eine ganz andere Wirkung hat.“ Der materielle Wert eines Herzkissens liege bei rund drei Euro und 50 Cent, der ideelle Wert lasse sich mit Geld nicht aufwiegen, so Rita Jörg. „Wir bekommen so viel herzliche Rückmeldung von den betroffenen Frauen.“
Deshalb ist klar, dass die Aktion, die die Landfrauen aus Spenden finanzieren, weitergehen muss. „Eigentlich unterstützen wir jedes Jahr ein anderes Projekt“, sagt Rita Jörg. „Aber die Herzkissen finden so viel Anklang, dass wir nicht aufhören können.“ In ihren Worten schwingt neben der Freude auch Bedauern mit. „Leider nimmt Brustkrebs ständig zu. Deswegen ist es für Frauen so wichtig, zur Mammografie zu gehen und die Brust auch regelmäßig selbst abzutasten“, will sie an dieser Stelle auch die öffentliche Sensibilität wecken.
Und noch ein Aspekt ist Rita Jörg wichtig: „Als Kreisbäuerin stehe ich zwar vorne dran, aber ich weiß das Engagement aller Ortsbäuerinnen hinter mir. Ohne unseren guten Zusammenhalt wäre eine Aktion wie die der Herzkissen überhaupt nicht möglich.“