Maria, Josef, Dreikönige, Engel, Hirten und Schafe sowie das Jesuskind stehen bereits im Ausstellungsraum. Es ist eine typische Volkskrippe, die der Künstler innerhalb eines knappen Jahres geschaffen hat. Jede Figur kostet ihn ein bis zwei Wochen Arbeit. In reiner Handarbeit gefertigt und nur sanft mit Farbe überzogen, ist die Krippe ein Prachtstück rhönerisch-fränkischer Schnitzkunst. In den Gesichtern spiegelt sich das Leben wider. Ein Beispiel sind die drei Weisen: Metz schuf einen jungen König mit glattem Gesichtszug
Anmutig und neugierig betrachtet der Sterndeuter das Weihnachtsgeschehen. Monarch Nummer zwei verkörpert die mittlere Generation, und der Greisen-König schaut erfahren und weise auf die Heilige Familie. Selbst das Jesuskind weist eine Besonderheit auf. Es ist aus einem Stück mit der Jungfrau Maria geschnitzt, um Diebe abzuhalten. Metz baut in seine Krippen seit über 30 Jahren wiederkehrende Motive ein.
Der Vater, der mit seinem Sohn nach Betlehem geht, steht nicht nur einmal im Atelier. Er bestaunt in mehreren Weihnachtsszenen das Jesuskind. "Aber ich mache nicht in alle Ewigkeit gleiche Figuren. Jede gibt es höchstens fünf bis sechsmal", schränkt er ein.
"Die Oma war als Motiv ein Volltreffer"
Holzbildhauermeister Günter Metz über seine Krippenfiguren
Eine weitere Spezialität des Langenleiteners ist der Blick fürs Detail, mit dem er seine Vorlagen entwirft. Weil auf dem Kreuzberg Franziskaner leben, hat Metz zwei in Figuren umgesetzt. Habit mit spitz zulaufender Kapuze und der Gürtel mit den drei Knoten für die abgelegten Gelübde sind originalgetreu. In der Gestalt des jungen Franziskaners sind die Züge von Bruder Johannes Matthias Tumpach zu erkennen, dem Vikar und stellvertretenden Guardian des Kreuzbergs. Der echte Bruder Johannes Matthias erläutert, warum seine Klostergemeinschaft eine neue Krippe in Auftrag gegeben hat. "Die alte war eine Stupfel-Krippe, die aus mindestens drei verschiedenen zusammengestellt war. Da hat nichts zum andern gepasst." Sowohl angekleidete als auch reine Holzpuppen seien dabei gewesen.
Dass er nun in Gestalt des Franziskaners verewigt ist, macht ihn sichtlich stolz. Mehrere Jahre habe er sich Vorlagen von Künstlern angeschaut, bevor die Entscheidung für Metz gefallen sei. "Der war der Beste, was rhönerische Krippen angeht", erzählt der Ordensmann. Das Geld für die Krippe spendierte ein Bekannter, der "aus der Gegend kommt, aber nicht genannt werden will". Den Stall baute übrigens Alois Wehner aus Windshausen (Lkr. Rhön-Grabfeld), die große Kulisse stammt von Oskar Hartmann, aus Oberbernhards (Lkr. Fulda). Insofern ist die ganze Krippe ein Rhöner Gemeinschaftswerk.
Die Einbindung der ländlichen, schlichten Bevölkerung ist dem Holzbildhauer wichtig. "Leute, denen man jeden Tag auf der Straße begegnet, die schau ich mir genau an, und halte sie in Holz fest", erklärt Holzkünstler Metz. Bestes Beispiel ist die Großmutter seiner Frau. "Die Oma ist als Motiv ein Volltreffer gewesen", erzählt er. Wer die Figur der Rhönbäuerin in der Hand halte, könne sie förmlich vor sich sehen: wie sie auf der Straße "ratscht", die Hände gefaltet, die Wangen eingefallen, weil das Gebiss fehlt. "So stand sie oft da."
Schlicht ist die Bemalung. Das übernimmt Ehefrau Anna. Mit Tempera-Farben und feinen Pinselstrichen vervollkommnet sie die geschnitzten Figuren. Eine Portion Feingefühl gehört dazu, um den feingliedrigen Gesichtern und Details den letzten Schliff zu geben. Besondere Akzente setzt sie mit Blattgold und Weißgold. Doch nur "ganz edlen" Werken, wie den Königen und dem Engel, der das Gloria verkündet, wird dies zuteil.