
Kärrnerarbeit ist angesagt. Doch davor ist Axel Weber und seiner Frau nicht bange. Die Webers wollen dem ehemaligen Winzer-Anwesen in Thüngersheim wieder neues Leben einhauchen und zu neuem Glanz verhelfen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Drei bis fünf Jahre dürften schon vergehen, schätzt Axel Weber. Die Webers haben Erfahrung mit alter Bausubstanz und ihr Fachwerkhaus von 1698 in Thüngersheim auch von Grund auf saniert.
Was treibt einen eigentlich, sich auf so ein Abenteuer einzulassen? Schon beim ersten Anblick vor vielen Jahren hatte sich Axel Weber gedacht: „Das wär's.“ Dabei hatte er das Anwesen damals noch nicht von innen gesehen.
Im Vergleich zu seinem Fachwerkhaus geht es jetzt um Einiges mehr. Im Geviert in der Unteren Hauptstraße warten das Haupthaus mit Schnapsbrennerei, eine Scheune und am Ende des Areals, in der Hinteren Gasse 4, noch ein Fachwerkhaus. Unter den Gebäuden verbergen sich fünf Gewölbekeller mit Riesenholzfässern – auch die zum Teil ziemlich marode.
Die Besichtigung ist eine Zeitreise. Das Anwesen wurde nicht in einem Guss errichtet. Die eingemeißelten Jahreszahlen an den Tür- und Fensterstürzen beginnen ab 1500, sind aber nicht alle erhalten. Gut lesbar dagegen ist das Baujahr des Haupthauses mit 1595. Der Torbogen wurde 1599 errichtet, 1710, fast 200 Jahre später, wurde das Haupthaus aufgestockt. Es hat innen sogar Stuckdecken und ist für Axel Weber schon „ein anderes Kaliber“.
Nach dem Ausflug in die früheren Jahrhunderte winkt wieder die Gegenwart. Wo, wie und mit was fängt man eigentlich an? Mittlerweile haben die Webers schon viel Vorarbeit geleistet. Auch ihre drei Kinder – 22, 20 und 17 Jahre – packen fest mit an. „Die stehen auf sowas“, freut sich Barbara Weber.
Zuerst wurde im Garten Luft geschaffen und die vom Efeu überwucherten Gebäude freigeschnitten. Da bot sich schon die erste Überraschung: Zwölf Fenster und Türen waren hinter dem dichten Grünzeug versteckt.
Als erstes ist die Scheune dran. Der obere Teil wird abgerissen und wieder neu errichtet. Dann kommen die größtenteils undichten und offenen Dächer an die Reihe. Außenwände sind notdürftig abgestützt und müssen wieder senkrecht aufgerichtet werden.
Dann geht's ans Innenleben der Gebäude. Die Gewölbekeller stehen voll mit Holzfässern. Es muss aufgeräumt werden – auch in der Brennerei: „Das tut richtig weh, wenn man das sieht“, sagt Axel Weber.
Es gibt also noch viel zu tun in den nächsten drei bis fünf Jahren. Es gibt zwar schon ein paar Ideen, wie die sanierte Anlage weiter genutzt werden könnte, aber noch ist nichts konkret. Als erstes könnten ein oder zwei Kinder einziehen. Die Webers selber wollen in ihrem Fachwerkhaus bleiben. Vorstellen kann sich Barbara Weber auch ein Projekt mit Senioren und Behinderten gerechtem Wohnen. Die Gewölbekeller würden sich für eine gastronomische Nutzung anbieten.
Bis dahin gibt's für die Webers noch viel zu tun. Längere Urlaube sind vorerst einmal gestrichen. Schließlich gilt es, ein ehrgeiziges Ziel zu erreichen.
Das Winzer-Anwesen
Haupthaus, Untere Hauptstr. 13: Laut denkmalpflegerischem Erhebungsbogen handelt es sich dabei um ein „stattliches zweigeschossiges verputztes und wohl um 1710 erneuertes Giebelhaus, aus dem Jahr 1599.
Urkataster (1834): Diese Anlage war seinerzeit als Hausnummer 263 ausgewiesen.
Grundsteuerkataster (1891): Witwe Christina Kraus; Wohnhaus mit Kaufladen, Wohnstube mit Keller, angebaute Stallung mit Hofraum. Besitz; 2,145 Hektar, 6299 Tagwerke.






