
Trockenes kaltes Wetter lockte schon am ersten Adventswochenende viele Besucher zum Weihnachtsmarkt nach Sommerhausen. Auch solche, die von sehr weit her angereist waren. Wie Heather und Gil aus Florida.
Einen Weihnachtsmarkt in den Vereinigten Staaten, nein, so etwas gibt es nicht. Heather winkt ab. Heute schlendert die Amerikanerin zum allerersten Mal durch Sommerhausen und erlebt das weihnachtliche Ambiente des Marktes. Sie ist beeindruckt.
Das Kinderkarussell im Schlosshof steht noch still, aus dem Lautsprecher tönt: „Hört nur wie lieblich es schallt, freue dich, s' Christkind kommt bald.“ Auf einer Fensterbank sitzen zwei einsame Engel aus Holz. Auch sie warten, so scheint es, auf Weihnachten.
Draußen auf der Straße steigt der Duft von Pizza, gebrannten Mandeln, Zimt, Nelken und Bratwurst in die Nase. Und Zwiebelkuchen. Den mag sie nicht, sagt Heather. Ihr Mann Gil schon. Die Luft ist glühweingeschwängert und viele Besucher nutzen das reichhaltige Angebot aus weißen und roten Variationen. Heather bevorzugt heiße Schokolade und freut sich auf den Besuch in einem kleinen Café.
Auch Gil erlebt den Weihnachtsmarkt in Sommerhausen zum ersten Mal. Obwohl er von 1985 bis 1989 als Hubschrauberpilot bei der Army in Giebelstadt stationiert war. Mainfranken hat er in dieser Zeit kennen und lieben gelernt. Deshalb zieht es ihn auch immer wieder hierher. Es wie „coming home“, heimkommen, sagt er.
Im Innern des Schlosses Sommerhausen entdecken die beiden indes etwas Vertrautes: eine Holzzange in Form eines Alligator-Kopfes. Tausende dieser Riesenechsen leben in ihrer Heimat Florida. „Das perfekte Geschenk für meinen Dad“, meint Heather. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Verkäufer landet die Zange in ihrer Tasche.
Weiter geht es durch Innenhöfe, Kunstgalerien und Gewölbekeller. Alle haben ihre Pforten weit geöffnet. Über 80 Aussteller, allesamt Profikunsthandwerker oder Künstler, bieten ihre Produkte an: Keramiken, Bilder, Skulpturen, ausgefallene Glasobjekte, Lederwaren, Holzschnitzereien, Handpuppen, Felle, Wolle, Modisches, Scherenschnitte, Schmuck, Weidenkörbe, Seifen, Naturfloristik, edle Brände, Liköre, Kerzenhalter, Patchwork, Wohnaccessoires, Lichtobjekte und mehr.
Ein Schwein mit Brille, eins mit Flügeln und ein Nilpferd als Spardose. „Ich mag das“, sagt Heather und schmunzelt. Und in der Hauptstraße Kokosnuss-Schalen, Palmblätter und Muscheln. Exotisches zur Dekoration für deutsche Wohnungen. „Just like home – fast wie zuhause“, witzelt Gil. Ein bisschen Florida in Sommerhausen. Nur ein klein wenig kälter als dort.
„Als Gäste kommen und als Freunde gehen“, so bezeichnet Mitorganisatorin Ilse Bogner das Motto des 30. Sommerhäuser Weihnachtsmarktes. Für die beiden Amerikaner trifft das voll zu. „Dieser Markt ist etwas ganz Besonderes, wir haben so etwas niemals vorher gesehen“, sagen sie einstimmig. Gil mag zudem die vielen alten Häuser, die Geschichte, die aus ihnen spricht. Heather liebt vor allem die handwerklich hergestellten Dinge. Einziges Manko: Die kleinen Geschäfte sind zum Teil so überfüllt, dass man gar nicht hineinkommt, sagt sie.
Am Sonntag haben die beiden ihren Trip durch Europa fortgesetzt. Nächste Station: Prag. Dort arbeitet Heather noch bis Juni 2015. Gil wird in einer Woche zurück fliegen. Ins warme Fort Meyers in Florida. Mit jeder Menge Eindrücke aus dem weihnachtlichen Sommerhausen. Und einem Alligator aus Holz im Gepäck.
Der 30. Sommerhäuser Weihnachtsmarkt ist an allen Adventswochenenden Samstag und Sonntag jeweils von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Am Samstag, 13. Dezember, gibt es von 19 bis 21 Uhr eine große Jubiläumsfeier mit Tombola. Lose gibt es an diesem Tag am Stand des Kultur- und Heimatvereins. Der Erlös aus der Tombola geht an den Kindergarten „Sonnenschein“.