Am Ende eines reibungslos über die Bühne gegangenen unterfränkischen Bezirkstages war es dieser Moment, der unterstrich, dass sich die im Bayerischen Landessport-Verband (BLSV) organisierten Sportler und Funktionäre im Norden des Freistaates durchaus als eine Familie mit großem Herz sehen. In der Margetshöchheimer Margaretenhalle war der Wahlmarathon gerade beendet, da standen die 165 Delegierten mit Präsident Günther Lommer an der Spitze auf und spendeten warmen, herzlichen, rührenden Beifall für einen Mann, der in diesen Tagen jede Unterstützung gebrauchen kann: Hermann Roos.
Der Bezirksvorsitzende hatte nach fünf Jahren im Amt nicht mehr für eine zweite Periode kandidiert. Der 64-Jährige vom TSV Güntersleben, der seit 1975 ununterbrochen in verschiedensten Ehrenämtern für „seinen“ BLSV da war und es als Vorsitzender im Kreis Würzburg-Land auch bleiben wird, hat mit den Folgen einer schweren Lungenerkrankung zu kämpfen. Wie sehr sein Herz am Verband hängt, wie sehr er sich mit all seinen Ecken und Kanten für die Belange der Vereine einsetzt, war auch jetzt unübersehbar: Einen Klinikaufenthalt hatte er nur wegen des Bezirkstages verschoben, zwei Tage nach seinem bewegenden Abschied reiste er schließlich am Montag ins Krankenhaus – und mit im Gepäck hatte der 63-Jährige reichlich Mut und Motivation seiner sichtlich berührten Mitstreiter. „Ich danke Euch allen für Eure Unterstützung“, sagte ein tief bewegter Roos kurz und knapp. „So, wie es seine Art eben ist. Solche Veranstaltungen mag er nicht. Hermann Roos ist einer, der viel lieber die Ärmel hochkrempelt und etwas für die Vereine bewegt. Er ist Botschafter des unterfränkischen Sports in München“, brachte es Würzburgs Landrat Eberhard Nuß auf den Punkt. BLSV-Präsident Günter Lommer sprach – im Vorgriff auf die offizielle Verabschiedung am Verbandstag Anfang Juni in München – davon, „dass wir jemanden verlieren, der trotz seiner schweren Krankheit mit äußerster Disziplin seiner Arbeit nachgegangen ist. Wir wünschen Dir, lieber Hermann, alles Gute.“
Diese Glückwünsche gelten auch für den Nachfolger: Der 41 Jahre alte Günther Jackl wurde von den Delegierten – übrigens wie all seine Mitstreiter im Bezirksvorstand – einstimmig an die Spitze des Sportbezirks mit 1701 Vereinen und 517 366 Mitgliedern gewählt. Einzig die Entlastung für das Jahr 2012 versagten die Delegierten dem Vorstand, weil sich im Bericht von Schatzmeister Paul Leicht (TSV Nordheim) Zahlendreher eingeschlichen hatten und die Angaben des vergangenen Jahres vergessen worden waren. Leicht entschuldigte sich für den formalen Fehler, die Revisoren freilich bescheinigten ihm eine korrekte Buchführung.
Neun Jahre lang hatte Jackl, der als freigestellter Betriebsrat bei den Fränkischen Rohrwerken in Königsberg arbeitet, den BLSV-Kreis Haßberge geführt, seit fünf Jahren war er zudem schon Stellvertreter von Roos – und er hat sich auf seine Arbeit bestens vorbereitet: Acht der insgesamt zehn unterfränkischen Kreistage hatte er im Vorfeld seiner Wahl selbst besucht, „weil ich jemand bin, der auf die Vereine zugeht und nicht vom Schreibtisch aus regiert“. Nur zu gerne wäre der Haßfurter auch weiter Kreisvorsitzender geblieben, doch „eine Doppelbelastung lässt sich beruflich bei mir nicht vereinbaren“.
Jackl blickt den Realitäten des Alltags ins Gesicht – und unterstützte deshalb auch den einzigen Antrag am Bezirkstag: Bei nur zehn Gegenstimmen votierten die Delegierten für den Vorschlag aus den Haßbergen, den Verbandstag darüber abstimmen zu lassen, dass künftig die Geschäfte der Schatzmeister der Kreise und der Bayerischen Sportjugend (BSJ) nicht mehr von einer Person geführt werden müssen. „Für viele ist diese Doppelbelastung als Ehrenamtliche nicht mehr zu machen, wir müssen an die Zukunft denken“, sagte Jackl, der es so geregelt sehen will, dass eine Doppelfunktion durchaus noch möglich ist. „Gerade dann, wenn wir Positionen neu zu besetzen haben, können wir potenziellen Kandidaten die Angst einer Überfrachtung nehmen.“
Kämpferische Präsidenten-Rede
Seine kämpferische Impulsrede hatte Präsident Günter Lommer mit dem Titel „Aufbruch 2018: Nur gemeinsam geht‘s“ überschrieben. Das Motto des Verbandstages im Juni verstehe sich einmal mehr als Schulterschluss zwischen BLSV und Vereinen: „Früher galten wir als Papiertiger, jetzt aber werden wir wahrgenommen und unser Wort hat Gewicht.“ Angefangen vom Klimaschutz bis hin zum „Sport auf Rezept“. Alleine 20 Millionen Euro mehr stehen dem Verband aus dem Topf des Freistaates heuer für den Sportstättenbau zur Verfügung, damit könne der Antragsstau abgebaut und die Wartezeit auf das Geld für die Vereine und ihre Mitglieder auf unter ein Jahr gedrückt werden. Die Einführung einer vierten Schulstunde in Bayern stehe auf Lommers Agenda 2018: „Wir haben einiges erreicht, aber auch noch einiges vor uns.“ Und Lommer nahm die Sportlerinnen und Sportler in die Pflicht: „Macht von unseren Angeboten Gebrauch, sagt den Leuten, was wir zu bieten haben.“
BLSV-Bezirkstag kompakt
Bezirks-Vorstandschaft
Vorsitzender: Günther Jackl (Spfr. Steinbach). Stellvertreter: Karl-Heinz Hübner (FSV Esselbach, Renate Menzel (VfR Nilkheim). Schatzmeister: Paul Leicht (TSV Nordheim). Frauenvertreterin: Christa Öchsner (SV Greußenheim). Referent Sportabzeichen: Martin Husslein (TSV Prappach). Referent Bildung: Stefan Schäfer (TV Ochsenfurt). Referentin Sport für Ältere: Sonja Förtsch (SG Eltmann). Referent Natur & Umwelt: Jürgen Wolfgramm (SC Heuchelhof). Referent Kirche & Sport: Rainer Werner (DJK Reith). Referent Sportstättenbau: Adolf Zerr (TSV Amorbach). Referent Schule & Verein: Ute Braun (TSV Nordheim).
Ehrungen
Ehrennadel in Gold mit silbernem Lorbeerblatt und Urkunde: Anton Kendl (FC Würzburger Kickers). Ehrennadel in Gold mit großem Kranz und Urkunde: Hermann Roos (TSV Güntersleben), Kurt Vogel (TG Schweinfurt). Ehrennadel in Gold und Urkunde: Karl-Heinz Hübner (FSV Esselbach), Harald Krenberger SC Heuchelhof), Rainer Werner (DJK Reith). Ehrennadel in Silber und Urkunde: Edwin Metzler (SV Ramsthal), Stefan Schäfer (TV Ochsenfurt), Jürgen Wolfgramm (SC Heuchelhof).
Verabschiedungen
Hermann Roos (Bezirksvorsitzender, TSV Güntersleben), Burkard Rickert (Referent für Sportstättenbau, TSV Karlburg), Anton Kendl (Referent Schule & Verein, FC Würzburger Kickers), Ellen Tonne (Referentin Sport für Ältere, SG Eltmann).