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Drei Jahrzehnte Jazz im Herbst
Festival: Jazz aus dem deutschsprachigen Raum zu präsentieren war vor 30 Jahren das Ziel der Jazz-Initiative. Und ist es heute noch.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:30 Uhr

Alljährlich wenn die Tage kürzer und die Abende länger werden ist Jazz-Zeit in Würzburg. Immer im Herbst nämlich veranstaltet die Würzburger Jazz-Initiative ihr kleines, aber umso feineres Jazzfestival. Stilistische Grenzen gab es dabei nie, Neugierige kamen und kommen genauso auf ihre Kosten wie diejenigen, die sich eher von klassischen Jazzformen angesprochen fühlen. Das wird auch bei der diesjährigen 30. Jubiläumsausgabe nicht anders sein.

Doch zunächst einmal ein Blick zurück: Als 1985 das erste Festival der Jazzini stattfand, war dieses noch geprägt und weitgehend gestaltet von Würzburger Musikern – von versierten Amateuren, Musikstudenten und Profis. Ja, damals gab es in Würzburg um die Festival-Aktivisten Jörg Meister, heute Vorsitzender der Jazzinitiative, der 2012 verstorbene Pianist Peter Wolbert und der Gitarrist Werner Küspert herum eine lebendige Jazzszene, die es fertig brachte, ein ganzes Festival mit eigenem Personal zu gestalten, auch wenn es „nur“ einen Tag dauerte. Immerhin sieben Bands standen damals auf dem Programm. Damals hatte die Jazzini auch vier Jahre lang ihre eigene Sendung „Blue Notes“ auf Radio W1, die Meister zusammenstellte und moderierte.

Seit jeher war es Ziel des Würzburger Jazzfestivals, und ist es heute noch, Jazz aus dem deutschsprachigen Raum zu präsentieren. Und es dauerte auch nicht lange, bis große Musiker mit bekannten Namen beim Würzburger Festival auftraten: Wolfgang Dauner, Barbara dennerlein, Heinz Sauer, Klaus Doldinger, Charlie Mariano, Albert Mangelsdorff, Joachim und Rolf Kühn, Enrico Rava, Karl Berger, Michael Wollny, Roger Cicero oder im letzten Jahr der US-Trompeten-Superstar Randy Brecker – sie alle und viele, viele mehr waren in den drei Jahrzehnten zu Gast.

Schon 1985 war auch der Trompeter Martin Klingeberg dabei, der damals am Hermann-Zilcher-Konservatorium in Würzburg studierte. Er spielte seinerzeit mit dem Quintett „So What“. Nach mehreren Gastspielen im Lauf der Jahre ist er auch in diesem Jahr beim Jubiläumsfestival dabei. Und zwar mit dem eigens von ihm für das Festival komponierten Programm „Mikka & talk'jazz“ – einer Jazz-Sprach-Performance über die 30-jährige Geschichte des Würzburger Jazzfestivals am 25. Oktober um 19 Uhr. Natürlich im Felix-Fechenbach-Haus in Grombühl, wo das Festival seit 1988 beheimatet ist.

Außerdem ist am Eröffnungsabend das junge Quartett „Dispact“, das aus vier Studierenden der Würzburger Musikhochschule besteht, dabei. Sie sind die Sieger des letzten Jazz-Wettbewerbs ihrer Hochschule. Bereits beim letzten Festival stellte sich das Würzburg Art Ensemble vor. In diesem Jahr wird sich das Jazz-Quintett mit einem Streichquartett verstärken. Ein echter Stargast für den Ausklang des ersten Festivalabends: Der amerikanische Saxophonist Ernie Watts stand schon mit Weltstars wie Chick Corea, Frank Zappa und den Rolling Stones auf der Bühne und war Mitglied im berühmten Quartett West des vor kurzem verstorbenen Kontrabass-Virtuosen Charly Haden. Rudi Engel, der Bassist des Ernie Watts Quartetts hat übrigens auch eine Würzburger-Musikhochschulvergangenheit. Zum Jubiläum darf man sich schon mal eine solche Jazzlegende gönnen.

Am zweiten Tag am 26. Oktober findet eine lange Tradition des Jazzfestivals ihre Fortsetzung. In den Anfangstagen war es die Big Band der Jazz-Initiative unter der Leitung von Klaus Bühre, die schnell eine große Fanschar gewann. Aus ihr erwuchs das Würzburg Jazz Orchestra, das sich mit spannenden Programmen schnell eine guten Namen erspielte, ehe Bandleader Markus Geiselhart nach Wien „auswanderte“. Jetzt ist es die neue Big Band Würzburg unter Leitung des Saxophonisten Hubert Winter, die zur Eröffnungs des zweiten Abends ab 19 Uhr für fetzig-swingenden Big-Band-Sound mit den unsterblichen Melodien aus „Porgy and Bess“ sorgen wird.

Das Duo Ulrich Gumpert (Piano) und Günter Baby Sommer (Percussion) gehörte zu den Wegbereitern des DDR-Freejazz. Ihre musikalischen Zwiegespräche sind Legende und zum Festival bringen sie ihr neues Programm „La Paloma“ mit, in dem Blues, Boogie-Woogie, Hardbop, deutsche Volksliedbearbeitungen und freier Jazz ihren Platz haben.

Zum Abschluss gibt es dann noch ein absolutes Highlight des zeitgenössischen Jazz mit dem Zen-Funk-Quartett Nik Bärtschs Ronin: Die Schweizer begeistern seit mehreren Jahren mit ihrem Minimal Funk, der sich gleichermaßen von der Minimal-Music Steve Reichs und dem hitzigen Funk James Browns inspiriert ist. Wer sie vor zwei Jahren beim Hafensommer gehört hat, wird das Konzert zum Abschluss des Jazzfestivals nicht versäumen wollen.

Vorverkauf: Karten für das Jazzfestival gibt es im Falkenhaus sowie im Buchladen neuer Weg in der Sanderstraße. Das Tagesticket kostet 35 Euro, für Studierende 30 Euro.

 
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