Bücher liegen auf der Liste der beliebtesten Weihnachtsgeschenke der Deutschen auch in diesem Jahr wieder auf Platz eins. Wo die Kunden künftig ihre Bücher kaufen, war kürzlich Thema eines Diskussionsabends im Buchladen Neuer Weg in der Sanderstraße. Zu Gast waren unter anderem die Schriftsteller Michael Kleeberg und Christoph Peters von der Initiative „An einem Strang – Autoren für Buchhändler“, die sich für den Erhalt von Buchhandlungen einsetzt.
Eingeladen hatte die im vergangenen Jahr von den Würzburger Buchhandlungen Knodt, Schöningh und Neuer Weg gegründete Initiative „Lass den Klick in deiner Stadt“. Die lokalen Buchhändler wollen die Kunden darauf aufmerksam machen, dass sie nicht nur beim Online-Riesen Amazon, sondern auch beim Laden um die Ecke bequem online bestellen können – und zwar bei Büchern dank der Buchpreisbindung auch zum selben Preis wie beim „bösen A“.
Die wichtigste Erkenntnis der Diskussion: Die Würzburger scheinen mit ihren lokalen Buchhandlungen zufrieden zu sein. „Was wünschen sie sich von der Buchhandlung der Zukunft?“, fragte Schriftsteller Michael Kleeberg aus Berlin – er bekam keine Antwort darauf. Der Vorteil des Einkaufs in der Buchhandlung vor Ort liegt für Kleeberg klar auf der Hand: Professionelle Beratung im persönlichen Gespräch – diesen Service könne kein Online-Händler bieten.
Kleeberg sparte aber auch nicht mit Kritik: Statt nur über die Online-Konkurrenz zu klagen, sollten die Buchhändler „sich bewegen und den Kunden klar machen, welchen Vorteil sie gegenüber Amazon haben“.
Schöningh, Knodt und Neuer Weg haben auch Online-Shops, die über die Homepage „buylocal-wuerzburg.de“ direkt erreichbar sind. In der Regel können die Kunden ihre Bestellung bereits am Folgetag in der Buchhandlung abholen, mit der Post kommt die Ware innerhalb von zwei bis drei Werktagen.
„Wie wäre es mit direkter Auslieferung per Fahrradkurier? Das müsste in einer Stadt wie Würzburg doch möglich sein?“, fragte Kleeberg. Möglich ja, aber mit logistischen Problemen und Kosten verbunden und daher betriebswirtschaftlich schwierig, war die Antwort der Buchhändler.
Für den Berliner Autor Christoph Peters, der auch mit neuen Literatur-Formaten unter anderem im sozialen Netzwerk Facebook experimentiert, war die Veranstaltung interessant, um mit Lesern ins Gespräch zu kommen: „Die Einladungen zu Lesungen werden immer weniger, die Leute, die zu Lesungen kommen auch“, hat er festgestellt. Er sieht die Buchhändler als kompetente Vermittler zwischen Autoren und Lesern: „Wir lassen uns eher von Menschen überzeugen als von den Medien.“
Dr. Karl Südekum, Leiter der Unibibliothek, hat nach den jüngsten kritischen Medienberichten über die Arbeitsbedingungen beim Online-Händler sein Amazon-Konto gelöscht. Auch er fordert ein Umdenken im Buchhandel: „Er muss sich mehr auf sein wandelndes Publikum einstellen, da sind Ideen und Fantasie gefragt.“ Anja Flicker, Chefin der Stadtbücherei, empfiehlt den Buchhändlern, ihre Vorteile gegenüber dem Online-Verkauf besser zu nutzen. „Sie sollten sich fragen: Was kann Amazon nicht, weil sie nicht vor Ort sind? Und wie können wir diesen Mehrwert ausbauen?“