Zwischenzeitlich haben sich die beiden jungen Männer drei Läden in der Hauptstadt aufgebaut. Jedoch mussten sie vor einigen Monaten das Moritz am Park in Moabit, die kleine Schwester der Moritz Bar, schließen. Denn auch wenn sie laut Mit Vergnügen zu einer von elf tollen Bars in dem Bezirk zählte, die man kennen sollte, hat sich die „Bar nicht so etabliert wie gewünscht“, erklärt Kilian. Natürlich ist ihm und seinem Bruder die Entscheidung nicht leicht gefallen. „Es war eine wirklich aufregende Zeit dort, und wir haben viele tolle Erinnerungen an die Bar.“ Doch etwas Gutes hat diese Entwicklung: Nun können sich die Brüder mit ihrem Team bestehend aus drei Barkeepern voll und ganz auf die Moritz Bar konzentrieren.
- Wir haben schon 2016 über die drei Würzburger berichtet: Hier geht es zurück zum „Lieblingsstück“
Die Moritz Bar ist vieles, aber keinesfalls gewöhnlich
Kilian und Lukas sind eigentlich permanent im Laden – und falls sie mal nicht hinterm Tresen stehen, tüfteln sie an neuen Ideen. Für die Getränkekarte lässt sich Lukas jedes halbe Jahr etwas Neues einfallen. Im Frühjahr 2017 hat er beispielsweise eine eigene Haus Mate kreiert – ein herbes Getränk, das aus den Blättern des Mate-Strauchs hergestellt wird. Während sich Kilian um das Marketing kümmert. Importiertes Moritz Bier aus Barcelona, ein Meerschweinchen als Namensgeber, ein Quiz, bei dem es sich auszahlt, die Regenbogenpresse zu lesen – die Moritz Bar ist vieles, aber keinesfalls gewöhnlich.
Eine neue Attraktion, die seit dem ersten Erscheinen des Artikels Anfang 2016 hinzugekommen ist: Lukas und Kilian Flade präsentieren alle zwei Monate die Veranstaltungsreihe „Gimme Moritz“ im Humboldthain Club (ebenfalls im Wedding). Für die schwule Party auf zwei Floors, stellen sie auch immer eine Drag Show mit den Drag Queens Anna Klatsche und Victoria Bacon auf die Beine. „Ich hatte schon immer von einer großen Party in einem richtigen Club geträumt“, erzählt Kilian Flade. „Es freut uns total, damit den Stadtteil noch ein kleines bisschen bunter zu machen.“ Eigentlich sollte es eine einmalige Sache sein. Aber direkt beim ersten Mal kamen mehrere Hundert Menschen, weshalb „Gimme Moritz“ nun regelmäßig stattfindet.
Auszeichnung als beste schwule Bar Berlins
Zudem wurde die Moritz Bar im September 2016 mit dem Community Star als beste schwule Bar Berlins ausgezeichnet, der von der Kneipe Rauschgold verliehen wird. Und von dem Reiseratgeber „Culture Trip“ wurde sie als eine der acht besten Bars beschrieben, die man in der Hauptstadt besuchen sollte.
Egal auf welchem Platz die Moritz Bar auch landet, sie hat das Potenzial zur Stammkneipe. Vielleicht ja sogar für prominente Besucher? Zumindest schneite vor Kurzem Til Schweiger herein. Er hatte neben der Bar einen Film gedreht und kam für ein Feierabendbier vorbei.
Zwar nicht in Würzburg aufgewachsen, aber die Stadt ebenfalls lieben gelernt, hat Tim Labenda. Er wohnt ebenfalls wie Lukas und Kilian Flade in Berlin und hat sich dort eine Zukunft aufgebaut. Eine sehr modische noch dazu. Der Designer ist viel unterwegs: Italien, Frankreich, Schottland. Und er legt viel Wert auf hochwertige und nachhaltige Stoffe, die ein haptisches Abenteuer schaffen. Das sieht man schon beim Blick in sein Atelier im Bezirk Kreuzberg: Fransen über Wolle bis hin zu raffinierten Mustern.
Kontrast im Vordergrund von Tims Damenkollektion
Jede seiner Damenkollektion erzählt eine Geschichte. Als der Artikel entstand, war die Inspiration für den gelernten Herrenschneider „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sandak. Bei seiner Herbst/Winter Kollektion 2017/18 steht laut eines Vogue-Interviews weniger die Geschichte im Vordergrund als der Kontrast. Denn dieses Mal hat Tim Labenda noch mehr mit Wolle und Kristallen gearbeitet. Der Grund dafür: Eine Kooperation mit Swarovski.
Und auch in eine Vertreterrolle schlüpfte der Designer Anfang des Jahres. Er hatte den International Woolmark Prize Europe gewonnen und beim internationalen Wettbewerb in Paris im Januar Europa vertreten. Den Preis, der mit 100.000 Dollar dotiert war, nahm allerdings die New Yorker Designerin Gabriela Hearst entgegen. Drei der sechs Outfits, die Tim Labenda in Paris präsentierte, zeigte er im Januar auch bei der Berliner Fashion Week als einer von rund 40 Designern im Mode Salon.
Darüber hinaus arbeitet Tim Labenda beim Care Label Project des Geräteherstellers AEG mit. Damit unterstreicht er auch seine Vorliebe für nachhaltige Mode. Denn mit dem Projekt sollen Konsumenten über die richtige Pflege von Textilien aufgeklärt werden, wodurch verhindert werden soll, dass Kleidungsstücke viel zu früh entsorgt werden. Beruflichen Stillstand gibt es bei dem Wahl-Berliner nicht. Und auch wenn ihm der Blick auf die Festung Marienberg fehlt, hat er sich in Berlin ein Nest gebaut und sein Modelabel etabliert. Lust auf das, was er tut, hat er jedenfalls allemal.