Erstmals erwähnt wird Tückelhausen, das heute ein Stadtteil Ochsenfurts (Lkr. Würzburg) ist, im Jahr 887, als der Ort an das Kloster Fulda fällt. Um 1138 schenkt Bischof Otto von Bamberg den Oberzeller Prämonstratensern seinen dortigen Besitz, damit diese dort ein Doppelkloster bauen können.
Als im 14. Jahrhundert wirtschaftliche Probleme des Klosters Überhand nehmen, bringt der Domdekan und Archidiakon des Sprengels Ochsenfurt, Eberhard von Riedern, die Prämonstratenser dazu, die Anlage mitsamt den Ländereien den Kartäusern zu überlassen. Die Kartäuser sind ein katholischer Orden, der die eremitische mit der monastischen Lebensweise verbindet und der auf den Heiligen Bruno von Köln zurückgeht. Das Kloster wird im Jahre 1351 in den Orden aufgenommen und verbleibt darin über 450 Jahre. Der Ordensname der Kartause lautet Cella Salutis, Zelle des Heils.
Im Laufe der Zeit entstanden insgesamt 272 Kartausen, von denen heute noch weltweit 24, davon 19 Männer- und 5 Frauenkonvente, bestehen. Den Mönchen des Ordens ist bis heute nur an zwei Tagen im Jahr Familienbesuch gestattet. Sie wohnen in ihrer Zelle, arbeiten und beten. Das Essen, das auf rotes Fleisch verzichtet, wird zweimal am Tag in eine Durchreiche an der Zelle gestellt. „Nur sonntags wird gemeinsam gegessen, allerdings schweigend bei einer Tischlesung“, erläutert Emmert. Gelegenheit zum Gespräch bietet lediglich ein mehrstündiger Spaziergang pro Woche, ansonsten ist nur Zeichensprache üblich.
So lebten, beteten und arbeiteten die Brüder bis zur Säkularisation. Am Kilianstag 1803, dem 8. Juli, haben die letzten Mönche das Kloster Tückelhausen verlassen. Schon kurze Zeit später wurde die Klosterkirche als Pfarrkirche genutzt. Orgel, Gestühl und Kanzel kamen in diesem Zuge erst in die Kirche, so Emmert.
Die große Besonderheit in Tückelhausen: Alle 14 Zellen sind noch erhalten, zwölf wurden nach der Säkularisation an Privatleute verkauft und zu Wohnhäusern umgestaltet, in zweien sowie dem Kreuzgang und Bibliothek befinden sich heute die Räume des Kartäusermuseums.
„Vater“ des Museums ist Pfarrer Robert Rackowitz, der 2001 gestorben ist. 1997 übernahm die Diözese die Trägerschaft des Museums. Zwei Zellen sind als frühere Mönchswohnungen rekonstruiert und zeigen, wie die Kartäuser in früheren Zeiten dort lebten. In den Obergeschossen hatte einige Jahre der Kasseler Kirchenkünstler Karl Clobes sein Atelier, der auch das Rosettenfenster der Kirche schuf. Heute sind dort Gemälde von Künstlern zu sehen, die für und in fränkischen Kirchen gearbeitet haben, die ehemalige Bibliothek schafft das Ambiente dazu.
Kartause Tückelhausen
Das Kartäusermuseum gibt Einblick in die Geschichte der fränkischen Kartäuserklöster und in das Alltagsleben der Mönche. Es ist vom 1. Mai bis zum 31. Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Vom 1. November bis zum 30. April ist das Museum für Einzelbesucher geschlossen. Gruppenführungen sind ganzjährig nach Anmeldung möglich: Tel. (09 31) 386 65-600;
E-Mail: museen@bistum-wuerzburg.de