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American Football:
Die Würzburg Panthers greifen an
Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Peter Breunig
 |  aktualisiert: 15.12.2020 17:45 Uhr

Nein, zarte Gemüter sollten gar nicht erst weiterlesen. Es geht um American Football, genauer: Um Kontakt-American Football. „Shut up and play ball!“, brüllt einer der vier Trainer der jungen Würzburg Panthers. Es ist eigentlich egal, wer gerade einen Spieler angeschrien hat, er möge das Maul halten und den Ball spielen. Weil eigentlich alle Coaches permanent plärren während des Matches. Wenn die 18 Jungs im Altern zwischen 13 und 16 Jahren auf dem Gelände der Freien Turner an diesem Tag überhaupt was zu sagen haben, dann ist das allenfalls ein laut und deutliches „Yes Sir“.

Keine Bange, den Jungs gefällt das: Julian Glock, 15, aus Randersacker, und erst seit ein paar Monaten ein Panther, erklärt das für den verwunderten Laien: „Das ist halt American Football“. Aha.

„Shut up and play ball!“

Ein Coach zum Spieler

Was bei mancher Mutter den sofortigen Beschützerinstinkt weckt, gehört eben zur Philosophie in dieser uramerikanischen Sportart, die – das konnten die Besucher beim Turnier der bayerischen B-Jugend-Leistungsliga feststellen – keinesfalls so schlimm ist, wie es sich liest. „Keine Bange, wir wissen schon, wie wir mit Jugendlichen umzugehen haben“, sagt Johannes Brandt, Headcoach (Cheftrainer) der Würzburger, die nach zehn Jahren erstmals wieder ein Team in einem Heimspiel vorstellen. „Wir sprechen das natürlich an, dass wir bei diesem Spiel absolute Disziplin einfordern. Nur so können die Jungs etwas lernen und vor allem Verletzungen vermeiden.“ Diese Aussage wird dann verständlich, wenn man sich so eine Partie ansieht.

Die Panthers, verstärkt mit vier Jungs von den Ball Bearings aus Schweinfurt, sollen gegen die Franken Knights aus Rothenburg, die sich ein paar Grizzlies aus Ansbach geborgt haben, ran. Außerdem sind in diesem Dreierturnier auf dem Platz der Freien Turner auch die Bayreuther Dragons dabei, die sich mit den Erlangener Sharks ergänzt haben.

Das Ballyhoo vor dem Kick-off hat schon was: Die Panthers erscheinen durch die dichten Rauchschwaden einer Nebelmaschine mit Kampfgebrüll und maskuliner Körpersprache. Die Motivation kommt hechelnd hinterher: Das Trainer-Quartett mit Johannes Brandt (Headcoach), Offense coordinator Markus Wehnert, Defense coordinator James Chris Robinson und Defense Line/Offense Line Stefan Dürr verfolgen die gut ausstaffierten Panther und schreien dabei, was die Lungen hergeben. Am Spielfeldrand stehen Eltern, Verwandte, Freunde und Fans und versuchen, die Rap-Einlaufmusik und das Gebrüll von Panthern und Coaches noch zu übertönen.

Die Franken Knights – die Footballer vom Konkurrenten – sind schon mal beeindruckt. Obwohl die in ihren Reihen einige Kaliber auflaufen lassen, die einem Angst und Bange machen können.

Es geht los, neun Panther gegen neun Ritter. Schnell erkennt der Fachmann und der Laie, dass die Rothenburger zwar körperlich stärkere Jungs in Abwehr (Defense) und Angriff (Offense) haben, die Würzburger aber gewandter und schneller sind. Und disziplinierter: Ein lauter Schrei von außen genügt, und schon wissen die Jungs exakt, wer wohin laufen muss. Das Warum ist egal – das wird von außen gesteuert. Cheftrainer Johannes Brandt erklärt: „Jeder Spielzug muss exakt ausgeführt werden, da kann niemand sein eigenes Ding durchziehen. Sonst klappt gar nichts – und vor allem ist die Verletzungsgefahr hoch, wenn die Jungs nicht hören.“

Bei den Franken Knights sind schon zwei Große verletzt hinausgetragen worden. Umgeknickt beim Versuch, die Panther einzufangen. Vor allem den 14-jährigen Jordan Taylor kriegen sie nie. Der macht dann auch die entscheidenden Touchdowns zum 14:0-Erfolg im ersten Turnierspiel des Tages.

Die Stimmung an der Mergentheimer Straße ist amerikanisch, richtig gut: Es spielt aus Kalifornien die geniale Band „The Fallen Stars“, 100 Original Hamburger sind schon verkauft, 100 müssen nachgeordert werden – und auch die Hot Dogs gehen weg.

Kommen sollen allerdings, geht es nach den Panthern, die Mitglieder bei den Freien Turnern Würzburg sind, durchaus noch ein paar Jungs: „Wir haben derzeit 20 Jugendliche, das ist für ein Match schon die Untergrenze. Aber wir haben ja auch erst vor ein paar Monaten angefangen und merken, dass sich immer mehr Jungs für die Sportart interessieren“, sagt Cheftrainer Brandt, sonst Student der Politikwissenschaften an der Uni Würzburg.

Julian Glock, der 15-jährige Schüler aus Randersacker, wird sicherlich auch seine Klassenkameraden einladen: „Ich habe vorher einiges ausprobiert, ich hab gerudert und Tischtennis gespielt. Aber dann hab' ich im Fernsehen den Superbowl gesehen und wollte das selbst mal machen. Jetzt bin ich hier und es macht mächtig viel Spaß.“

Auch wenn es nach dem Auftaktsieg am Ende nicht reichen soll: Die Dragons/Sharks erweisen sich im entscheidenden Match gegen die Würzburger doch ein wenig stärker, siegen letztlich mit 24:6. Doch das konnten die American Footballer aus Würzburg verkraften. Die Heimpremiere war dennoch gelungen, die Zuschauer begeistert – und die vier Trainer konnten nicht mehr schreien – nach viereinhalb Stunden war die Stimme weg . . .

 
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