Manchmal hat meine Redaktion lustige Ideen: In Grafenrheinfeld leistet seit kurzem eine topmoderne Kehrmaschine ihren Dienst, doch statt des üblichen Übergabefotos lautete der Auftrag diesmal „mitfahren“. Kein Problem und so hatte Bauhofmitarbeiter Holger Schmich bei seiner wöchentlichen Fahrt einen neugierigen Passagier an Bord seiner neuen Swingo 250.
Während der Fahrt gerät Holger Schmich schnell ins Schwärmen. Im Vergleich zum Vorgänger, der nach 23 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand verkauft wurde, ist die Swingo 250 technisch auf dem allerneusten Stand. Man merkt, die Arbeit macht hier richtig Spaß und ist quasi „ermüdungsfrei“, wie Schmich schmunzelnd erläutert.
Das geht mit der ergonomischen Ausstattung in der Zwei-Mann-Fahrerkabine los und endet noch lange nicht mit dem Kehrergebnis. Die Wirbelsäule ist durch eine hydropneumatische Federung geschützt, Klima- und Frischluftanlage sorgen für gutes Raumklima. Dank der Lärmdämmung sind die guten alten Ohrenschützer Vergangenheit, und man kann in der Kabine sogar gemütlich plaudern. Joystick und Memory-Funktionsschalter für die Kehrfunktionen erleichtern die Handhabung. Das absenkbare Fahrwerk, der neigungsverstellbare rechte Frontbesen und die 4-Radlenkung ermöglichen das perfekte Kehren bis in die schärfste Kurve und die kleinste Ecke.
Eine tolle Neuerung ist der Wildkrautbesen, ein ökologisch wertvolles Zusatzteil, das ohne Chemie dem wuchernden Kraut in Rinnsteinen und Fugen den Gar- beziehungsweise Kehrausaus macht. Und schnell ist die Swingo auch noch: Ohne Kehren schafft sie mühelos 50 km/h, im Kehreinsatz schaltet Schmich den Tempomat auf 10 km/h. Über die Front- und Rückraumkamera beobachtet er ganz genau, was die Kehrmaschine da gerade einsaugt: Kommt was Sperriges, vergrößert er einfach den Saugschacht und die Maschine verschlingt ganze Äste. Bei Kieswegen drosselt er die Saugleistung, damit das Verbundmaterial nicht aus den Fugen gesaugt wird. Trotz der vielen technischen Neuerungen ist aber vollste Konzentration gefordert, und Schmich kann natürlich nicht wie „Hans guck in die Luft“ durch Grafenrheinfeld sausen. Und auch die vielen „geduldigen“ Autofahrer stellen den Bauhofarbeiter vor Herausforderungen, drängeln sie sich doch oft eng an seiner Maschine vorbei.
Einen Unfall hatte er zwar noch nicht, aber „knapp war es schon öfters“. Gerade an stark frequentierten Stellen, wie der Verkehrsinsel am Marktplatz, muss Schmich aufpassen. Mindestens einmal die Woche ist er sechs Stunden unterwegs, um die Gemeindestraßen vom Dreck zu befreien, jetzt in der Herbstzeit natürlich öfters und während der Kirchweih ist sogar am Sonntag sein Einsatz gefordert. Momentan ist Schmich noch alleine, doch Bauhofmitarbeiter Ralf Kraus macht gerade den notwendigen C1-Führerschein, dann wird abgewechselt.
Gekehrt werden nur die gemeindeeigenen Straßen und Gehwege, allerdings macht Schmich auch mal Ausnahmen und saugt Zigarettenschachteln und andere Hinterlassenschaften an privaten Einfahrten mit auf, in seinen zwei Kubikmeter großen Kehrbehälter. Er kennt die „Pappenheimer“ auf seiner Route ganz genau und sagt schon voraus, wo gleich die nächste Ladung Zigarettenkippen wegzukehren ist.
Nicht selten kommt es vor, dass Schulkinder eine Runde mitfahren möchten, das geht natürlich genauso wenig wie angefragte Kehreinsätze vor der privaten Haustür. Und auch als Ersatzfahrzeug für den Förster wird die neue Kehrmaschine nicht mehr herhalten. Vor einigen Jahren hatte es nämlich mal die alte Kehrmaschine in die Schlagzeilen dieser Zeitung geschafft, weil der damalige Revierförster damit in den Wald fuhr, sie dort für seinen Rundgang abstellte und damit Spaziergänger alarmierte. Die meldeten nämlich das verwaiste Fahrzeug als vermeintliches Diebesgut der Polizei.