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KÜRNACH
Die Raubkatze zieht es aufs Land
Deckel drauf: Die Bauherren Michael Brückner (links) und Andreas Hofmann bei der Grundsteinlegung ihres neuen Jaguar Land Rover-Autohauses in Kürnach.
Foto: Thomas Obermeier | Deckel drauf: Die Bauherren Michael Brückner (links) und Andreas Hofmann bei der Grundsteinlegung ihres neuen Jaguar Land Rover-Autohauses in Kürnach.
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:02 Uhr

Ein heißer Vormittag im Gewerbegebiet Wachtelberg in Kürnach. Kurz hinter dem neuen Kreisverkehr stehen auf einem großen Grundstück Nobelkarossen von Jaguar und Land Rover. Bis Weihnachten soll darauf ein neues Autohaus stehen. Wieder zieht ein Unternehmen weg aus Würzburg. Diesmal ist es die Autofirma Brückner und Hofmann, bisher angesiedelt im Gewerbegebiet Ost in der Nürnberger Straße.

Eine Grundsteinlegung war vorgesehen auf dem harten Boden. Daher gruben die Arbeiter einen Schacht, in den eine Edelstahl-Hülse eingelassen wird, bestückt mit Bauplänen, Kleingeld und der aktuellen Main-Post. Die beiden Bauherren, Michael Brückner und Andreas Hofmann, mussten richtig schaffen in der heißen Sonne, bis der Deckel saß. Der Kürnacher Bürgermeister Thomas Eberth gab fachkundige Tipps. Er hatte für die Unternehmer zwei Geschenke mitgebracht: einen Besen mit Handschuhen und das Kürnacher Schweißtuch.

„Unsere Niederlassung in Würzburg platzte aus allen Nähten.“
Josef Taibi Jaguar-Land Rover

Viel wichtiger aber war die Nachricht von der Baugenehmigung, die nun im Rathaus abholbereit liegt. Der Gemeindechef freut sich über das schöne Bauwerk, das entstehen soll, mit Glas, edlem Stein und Hölzern. Er hat aber auch die Arbeitsplätze und das Wirtschaftswachstum für die Gemeinde im Blick.

Josef Taibi ist der Chef der Händlernetzentwicklung bei Jaguar-Land Rover. Er erläutert, warum die noblen Automarken von Würzburg weggehen mussten. „Wir starteten mit unseren Automarken 2009 in Würzburg. Und die Entwicklung war so gut, dass die Niederlassung in Würzburg aus allen Nähten platzte.“ Der Neubau biete Kunden und Angestellten eine sichere Zukunft.

Andreas Hofmann nannte Zahlen. Die Unternehmer investieren 3,9 Millionen Euro in Kürnach. In Würzburg habe es keine Alternative gegeben. Wenig Unterstützung habe man von der Stadt erfahren. Und in Kürnach sei die Logistik gut: Tankstelle, demnächst Waschstraße und die Autobahn. Und Michael Brückner fügt einen weiteren Grund hinzu: „Als wir hörten, dass Porsche Würzburg gegenüber im Gewerbegebiet Estenfeld baut, dachten wir, zwei solche Automarken können sich befruchten.“

Das Argument, in Würzburg gebe es keine geeigneten Gewerbeflächen, hört man von vielen „Aussiedlern“, denn neben Jaguar-Land Rover ziehen oder zogen einige hochrangige Würzburger Unternehmen aufs Land. Allen voran das High-Tech Medizinunternehmen ERT (eResearch Technology GmbH), das sich auf der Estenfelder Gemarkung im „Gewerbegebiet an der A 7“ ein Vorzeigeprojekt für 20 Millionen Euro auf den Leib schneidern ließ.

Dann gab das Autohaus Porsche aus der Nürnberger Straße Grund zum Aufhorchen: Auf 11 000 Quadratmetern Fläche geht das Porsche-Zentrum ebenfalls in Estenfeld in die Zukunft. Geschäftsführer Harald Stoll hatte beim ersten Spatenstich im September 2013 deutlich gemacht, warum Porsche die Domstadt verlässt: Im bisherigen Zentrum sei es immer schwerer geworden, die Anforderungen des Herstellers und der Kunden zu erfüllen. Nun ist der Bau schon weit gediehen. „Wir liegen gut im Zeitplan, trotz Hamstertunnel und Keltengräber,“ umreißt er die Probleme mit den geschützten Nagern und den archäologischen Ausgrabungen. Doch der milde Winter habe das wieder wett gemacht. Im letzten Quartal diesen Jahres will das Sportwagen-Zentrum in den neuen Räumen sein. Und es gibt eine schöne Geste von der Estenfelder Gemeinde: Das Autohaus steht tatsächlich künftig in der „Porschestraße“.

Und noch eine alteingesessene Würzburger Firma siedelt aus: die Haas GmbH für Sanitätsbedarf, bisher zu finden in der Semmel-, Plattner und Ohmstraße. Bleiben soll die Plattnerstraße. Doch entsteht ein neues Geschäft am Berliner Ring und für die Versorgung der gesamten Region Unterfranken baut Haas in Estenfeld auf 6000 Quadratmetern neu. Da ist sogar ein Rollstuhlparcours geplant. Geschäftsführer Constantin Carl freut sich auf viel Platz für seinen Logistik-Schwerpunkt und für die Verwaltung. Nun ist die Teilbaugenehmigung da und am 23. Juni beginnen die Tiefbau-Arbeiten.

Edle Steine und Glas: So soll es einmal aussehen, das neue Jaguar Land Rover Autohaus in Kürnach.
Foto: Plan: Brückner/Hofmann | Edle Steine und Glas: So soll es einmal aussehen, das neue Jaguar Land Rover Autohaus in Kürnach.
 
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