Mit „Heart Skips A Beat“ gelang Olly Murs der Sommerhit 2012. Jetzt erobert der Brite die USA, tourt mit Robbie Williams und legt sein drittes Album „Right Place, Right Time“ vor. Doch hinter der strahlenden Popstar-Fassade brodelt es gewaltig. Wir haben den von Depressionen und Selbstzweifeln geplagten 28-jährigen in Los Angeles getroffen.
Murs: Weil es sich vom Timing her einfach nicht richtig angefühlt hat. Und ich zudem gerade so viel um die Ohren habe. Eben nicht nur die neue Single, sondern auch das Album, das in etlichen Ländern gleichzeitig erscheint – und wo ich überall präsent sein muss. Insofern haben mein Management und ich uns entschieden, dem Ganzen ein bisschen Luft zum Atmen zu geben – und dann im September auf ausführliche Tournee zu gehen, zu der wir dann noch ein paar Daten hinzufügen. Außerdem haben wir zwischendurch noch die Termine mit Robbie Williams, was bestimmt noch mehr Leute für meine Musik begeistert. Zumindest hoffe ich das. Und den Rückenwind, den ich dann habe, würde ich gerne mitnehmen. Wobei die deutschen Fans ja auch keinen Grund haben, traurig oder sauer zu sein: Sie verlieren ihr Geld oder ihre Tickets nicht. Sondern es verschiebt sich nur um ein paar Monate. Und ich freue mich darauf, sie im September zu sehen.
Murs: Das wird riesig! Einfach gigantisch! Ich meine, ich weiß noch nicht, wie die Bühne aussieht und was sich Robbie da alles hat einfallen lassen. Aber ich freue mich darauf – und ich bin schon richtig aufgeregt. Also im Hinblick darauf, wie ich da reinpasse, wie viel Zeit man mir gibt, und wie seine Fans auf mich reagieren. Ich bin mir sicher, dass es ein ganz wichtiger Moment für meine Karriere wird. Und Robbie ist ja einer meiner absoluten Lieblingskünstler. Von daher wird es eine aufregende Show für jeden, der ein Fan von Robbies Musik ist, oder der zumindest schon einmal von mir gehört hat. Einfach, weil es bestimmt sehr unterhaltsam, sehr groß und emotional wird. Und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein. Ich werde 110 Prozent geben und richtig tolle Abende haben. Soviel ist sicher . . .
Murs: Ich glaube nicht einmal, dass mein Auftritt in „Beverly Hills 90210“ als echte Rolle durchgeht. Zumindest ist es keine große – weil ich da als ich selbst auftrete. Eben ich und meine Band, die einen Song performen. Es ist also nicht so, als würde ich da sprechen oder richtig schauspielern, indem ich ein Mädchen küsse oder irgendetwas in der Art. Es wirklich nichts Anspruchsvolles, aber vielleicht doch ein erster Schritt. Ich meine, ich wollte schon immer schauspielern. Aber an diesem Punkt in meiner Karriere, wäre das einfach zu früh.
Murs: Nein! Mein Leben hat sich seitdem gewaltig verändert. Ich habe mittlerweile meine eigene Wohnung. Genauer: Seit Ostern letzten Jahres. Und ich fühle mich dort sehr, sehr wohl. Es ist nett, mal ein bisschen Abstand von Zuhause zu haben – aber gleichzeitig auch nicht zu weit weg zu sein. Denn natürlich vermisse ich meine Eltern. Trotzdem ist es wichtig, ein bisschen mehr Ruhe zu haben und so leben zu können, wie ich das will. Nämlich sehr laid back und relaxt.
Murs: Es ist keine richtige Autobiografie, sondern es geht eher um die letzten vier bis fünf Jahre meines Lebens. Also die, in denen wirklich etwas passiert ist, und die einigermaßen spannend sind. Es gibt auch noch eine inoffizielle Biografie, die mein ganzes Leben behandelt. Aber „Happy Days“ habe ich selbst geschrieben. Es beginnt 2007 und behandelt all die Höhen und Tiefen, die ich in der Unterhaltungsindustrie erlebt habe, den ständigen Druck, und was ich in der Zeit erreicht habe.
Murs: Schon. Aber das ist ja das Gute an einem Buch: Du kannst den Leuten Seiten von dir zeigen und Dinge über dich wissen lassen, die sie noch nicht kennen – und die du nie öffentlich diskutieren würdest. Die Depressionen hatte ich zu einer Zeit, als einfach wahnsinnig viel in meinem Leben passiert ist. Mein zweites Album stand kurz vor der Veröffentlichung. Ich sollte die Sendung „The Xtra Factor“ moderieren, und vieles mehr. Was alles toll war, und sehr positiv. Aber wenn irgendetwas schief gelaufen wäre, wenn ich den TV-Job verbockt hätte oder die nächste Single oder vielleicht sogar das Album gefloppt wären, dann wäre meine Karriere schon wieder zu Ende gewesen – nachdem sie gerade erst begonnen hatte. Insofern habe ich da eine Menge Druck gespürt. Es war eine wirklich harte Zeit. Aber ich habe sie überstanden, und es ist alles besser gelaufen, als erwartet. Somit sind die Sorgen ziemlich schnell verflogen.
Murs: Das tut es wirklich – wenn auch nur ein bisschen. Ich meine, es ist nicht durchgehend funky. Also von Anfang bis Ende. Aber es sind ein paar Songs dabei, etwa „Hey You Beautiful“ und „Troublemaker“, für die das definitiv gilt. Wobei meine Fans mittlerweile wissen, dass jedes Album, das ich veröffentliche, mit einem neuen Still und einer anderen Farbe aufwartet. Ich meine, ich mag Reggae, ich mag altmodischen Motown, ich mag den Beat der 90er. Ich mag große, epische Pop-Songs und nette Balladen. Aber jedes Album ist immer anders als das, was ich davor gemacht habe. Und genau das mag ich.