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WÜRZBURG
Die Liebe zu Deutschland
Von unserem Mitarbeiter Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:40 Uhr

Die Gegensätze hätten größer kaum sein können. Aus Sunchales im sonnig-warmen Argentinien per 15-Stunden-Direktflug ins ungemütlich-kalte Deutschland, in dem das Thermometer Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt anzeigte. Jermaine Bucknor erlebte Anfang Januar dieses Jahres die beiden Extreme, als er aus der argentinischen LigaA vom Tabellenzweiten „Libertad“ zu den s. Oliver Baskets nach Würzburg wechselte.

Doch weniger klimatisch als vielmehr sportlich hatte der 28-Jährige zunächst mit der Umstellung zu kämpfen. „Es ist immer schwierig, in ein bestehendes, gewachsenes Team zu kommen. Und natürlich ist es für niemanden einfach, die Position als Ersatzmann zu akzeptieren. Du kannst deinem Sport, den du liebst, nicht so nachgehen, wie du das willst. Das ist schon hart.“

„Meine Mitspieler haben mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, dazu zu gehören.“

Jermaine Bucknor, Winter- Neuzugang der s. Oliver Baskets

Bucknor war von Würzburgs Erstliga-Korbjäger zu Beginn der Rückrunde als achter Ausländer im Team als Art „Versicherung“ für den Fall von Verletzungen oder Formtiefs seiner Mitspieler verpflichtet worden. Nur sieben Nicht-Deutsche dürfen pro Spiel eingesetzt werden – und der ehemalige kanadische Nationalspieler fand sich zunächst vorrangig in zivil auf der Bank wieder. Doch trotz zunächst ausbleibender Einsatzzeiten bereute Bucknor zu keinem Zeitpunkt den Wechsel in die Domstadt. „Ich wusste ja um meine mir zugedachte Rolle. Und meine Mitspieler sind großartig. Sie haben mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, dazu zu gehören.“

Zumal der 2,01 Meter große Flügelspieler mit der Rückkehr in die Basketball-Bundesliga – vergangene Spielzeit ging er in der ersten Halbserie für Frankfurt auf Korbjagd – auch dem Wunsch seiner Frau Bethany nachkam. „Beth liebt Deutschland. Sie wollte unbedingt wieder hier leben“, sagt Bucknor. Das familiäre Miteinander und die freundliche Art der Menschen hier sind es, die er und seine Frau am meisten schätzen. Dafür löste Bucknor sogar seinen laufenden Vertrag in Sunchales auf, um den Rest der Saison für ein geringeres Salär in Würzburg auf Korbjagd zu gehen. Finanzielle Gründe waren es übrigens auch, die seine Verpflichtung vor der Saison scheitern ließen. Denn im August 2011 gab es bereits erstmals Kontakt mit Baskets-Cheftrainer John Patrick, berichtet Bucknor. Mit dem argentinischen Angebot konnten die Baskets damals aber nicht mithalten. „Es ist kein Geheimnis, dass dort sehr hohe Gehälter bezahlt werden. Und Geld spielt natürlich eine große Rolle. Aber jetzt habe ich eine Familie, und deren Interessen genießen oberste Priorität.“

„Unsere Fans sind unglaublich“

Hinzu kommt speziell in Würzburg die Leidenschaft der Baskets-Anhänger. „Ihre Begeisterung für das Team ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, ob unsere Fans wissen, wir sehr wir Spieler ihre Unterstützung zu schätzen wissen“, sagt Bucknor, der inzwischen auch auf dem Parkett richtig Fuß gefasst hat. Nach der Blinddarm-Operation von Ivan Elliott ist er fester Bestandteil in Patricks Rotation – mit sogar steigender Wichtigkeit, wie folgende Zahlen belegen: Bei seinen ersten fünf Einsätzen verwandelte Bucknor in knapp acht Minuten Spielzeit nur einen seiner zwölf Versuche jenseits der Drei-Punkte-Linie und erreichte insgesamt nur eine durchschnittliche Effektivität von 2,2. In den letzten drei Begegnungen brachte er es auf über 14 Minuten Spielzeit im Schnitt – mit einem Effektivitätswert von 8,0 und fünf Treffern bei neun Würfen aus der Distanz. „Ich bin inzwischen selbstbewusster und aktiver auf dem Spielfeld, mit jedem Spiel fühle ich mich besser. Ich weiß, dass ich noch besser spielen kann“, sieht der ausgewiesene Dreier-Spezialist sogar noch Raum für weitere Leistungssteigerungen.

Und da geht der Blick fast zwangsläufig in Richtung Play-offs, die die Baskets mit dem Erfolg in Trier am vergangenen Samstag auch rechnerisch erreicht haben. Große Gedanken darüber und über potenzielle Kontrahenten hat sich der Flügelspieler noch nicht gemacht. „Es ist nicht wichtig, gegen wen du spielst. Wichtig ist, dass du in guter Form und gut vorbereitet bist.“

ONLINE-TIPP

Vom letzten Baskets-Heimspiel der regulären Saison berichten wir wie gewohnt per Live-Ticker. Viele Informationen rund um das Gießen-Spiel finden sie bereits jetzt im Internet unter: www.mainpost.de/baskets

 
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