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WÜRZBURG
Die Hilfe für die Ärmsten erhalten
Hoffen auf Hilfe: (von links) Jochen Widmann, Pfarrer Werner Schindelin, Carin Repp und Hartfried Groksch vor dem Arbeitslosentreff.
Foto: T. Müller | Hoffen auf Hilfe: (von links) Jochen Widmann, Pfarrer Werner Schindelin, Carin Repp und Hartfried Groksch vor dem Arbeitslosentreff.
Von unserem Redaktionsmitglied Regina Urbon
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:51 Uhr

Sie haben nicht alles hingeschmissen, sie sind keineswegs heruntergekommen. Fast alle Arbeitslosen, die in den Würzburger Arbeitslosentreff (WAT) der Diakonie in der Burkarderstraße 14 im Mainviertel kommen, sind durch Firmenpleiten, durch Trennung und Scheidung oder durch Krankheit in ihre missliche Lage geraten, sagen die beiden Berater Carin Repp und Jochen Widmann. Repp und Widmann hoffen jetzt selbst auf Hilfe, damit ihre Stellen erhalten bleiben.

Einschneidende Sparmaßnahmen der Bundesregierung bei der Förderung und Unterstützung von arbeitssuchenden Menschen bringen seit Januar dieses Jahres die Arbeitslosenberatung der Diakonie in Schwierigkeiten. Hier hakt auch der evangelische Pfarrer Werner Schindelin ein und sucht 100 Freunde, die jeweils 50 Euro für den Erhalt der Beraterstellen spenden.

Werden auch Repp und Widmann arbeitslos? Der Geschäftsführer der Trägergesellschaft (Brauchbar gGmbH) Hartfried Groksch und die beiden Pädagogen verneinen: Würde der Treff dicht gemacht, fänden die beiden vermutlich bei der Diakonie einen anderen Platz. Aber darum geht es zunächst eigentlich nicht. Viel wichtiger ist den Beteiligten, dass die Berater weiterhin Arbeitslosen helfen können: Rechte und Pflichten erklären, Bescheide verstehen helfen, beim Ausfüllen von Formularen unterstützen, Widersprüche aufsetzen, Ängstliche zu Behörden begleiten oder gar zum Rechtsanwalt. Sie in Existenzkrisen aufrichten, „weil diese Menschen jeden Boden unter den Füßen verlieren“, so Repp. Repp und Widmann setzten selbst Zeichen der Solidarität: beide verzichten seit Jahresbeginn auf fünf Wochenstunden Arbeit – und Bezahlung, um weitermachen zu können. Widmann stehen jetzt noch 20 und Repp noch 15 Stunden pro Woche zur Verfügung, viel zu wenig für den vorhandenen Bedarf.

132 Beratungseinheiten (je eine halbe Stunde) bei 78 Klienten verzeichnen Repp und Widmann seit Januar, dazu 40 telefonische Kontakte und zwölf neue Klienten – soweit der Beratungsbereich. Allein im reinen Arbeitslosen-Treff bringt Widmann schon zehn Wochenstunden ein. Hier geht es um Freizeitangebote und Kommunikation, Kurse (Ernährungskurs), Küchen- und Waschmaschinenbenutzung, die Nutzung von Zeitungen, Zeitschriften und Internet und seelsorgliche Begleitung. Viele der Klienten haben ohne ihren Job keine feste Tagesstruktur mehr und oft ab Monatsmitte kein Geld mehr, sie können sich dann „das Eis auf die Hand nicht mehr leisten“, so Pädagoge Widmann. Ausflüge, die der WAT für einen Euro anbietet, haben deshalb nach dem 15. eines Monats kaum noch Zuspruch von Hartz-IV-Empfängern.

Die betroffenen Arbeitslosen, sagt Pfarrer Schindelin entsetzt: „Das sind die vergessenen Leute. Der Jesus hätte die nicht im Stich gelassen, also werden auch wir etwas für sie tun.“ Mit Groksch hat er einen Bettelbrief aufgesetzt, der in den nächsten Tagen verteilt wird. Vielleicht ist es möglich, mit den Spenden ein Jahr zu überbrücken. Die Beteiligten hoffen, dass danach die Landessynode (Parlament der kirchlichen Selbstverwaltung) einspringt.

Weitere Infos: Tel. (0931) 78 01 22 53, Treff Dienstag und Freitag 13 bis 17 Uhr; Spendenkonto 4223 5911, Stichwort: „100 Freunde“, BLZ 790 500 00, Sparkasse Mainfranken Würzburg.

 
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