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Die Forscher - Das Rudolf-Virchow-Zentrum
Von Alice Natter
 |  aktualisiert: 11.11.2021 14:02 Uhr
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Konzepte aus 56 Hochschulen lagen der Deutschen Forschungsgemeinschaft vor, davon kamen sieben in die engere Auswahl. Durchsetzen konnten sich schließlich nur drei: Bremen, Karlsruhe und - ein Tusch! - Würzburg. Auf einmal hatte die Uni 20 Millionen Euro zur Verfügung, um ein Forschungszentrum der Extraklasse aufzubauen.

 

Was war geschehen? Im Jahr 2000 hatte der Bund der DFG Millionen-Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen überlassen, die Wissenschaftsförderer riefen zum offenen Wettbewerb um die Riesensummen auf. Die Würzburger schickten ein gutes Konzept nach Bonn. Ein so gutes und unkonventionelles, dass sie an der Schnittstelle von Biologie, Medizin und Physik ein "Center of Excellence" einrichten konnten. Im Namen Rudolf Virchows, der vor gut 150 Jahren kurze Zeit im Unterfränkischen wirkte, versuchen die Forscher seitdem die Arbeitsweise von Schlüsselproteinen zu verstehen, die für die Funktion unserer Zellen wichtig sind. Grundlagenforschung im Kampf gegen Krankheiten.

Formal ist das Zentrum ja eine "zentrale Einrichtung" der Universität - aber sie funktioniert nach eigenen Regeln. Hier leiten junge Wissenschaftler bereits vor ihrer Habilitation eine eigne Arbeitsgruppe, hier gibt es Forschungsprofessuren nach amerikanischem Vorbild, hier wird der Studiengang Biomedizin und eine Graduiertenschule organisiert.

Die erste harte Begutachtung durch die DFG nach vier Jahren hat das Zentrum gut überstanden, weitere 20 Fördermillionen fließen. Professor Martin Lohse, der Pharmakologe und umtriebige, omnipräsente Sprecher, wird jedoch wohl erst aufatmen, wenn die Forscherteams in den eigenen Neubau ziehen, der auf dem Gelände der Uniklinik gerade entsteht.

Einen guten Ruf haben sie aber jetzt schon, die Biomediziner. Als im Januar 2006 klar war, dass die Uni Würzburg im bundesweiten Exzellenzwettbewerb noch im Rennen ist, verneigte sich sogar die linksalternative Berliner "taz". Wegen des Virchow-Zentrums: "Die Franken gelten als ungewöhnliche Forschungsorganisatoren; außerdem haben sie ein Händchen fürs Populäre."

Gut, das mit den Franken mochte so recht nicht stimmen. Inder, Chinesen, Kroaten, Amerikaner - in den Labors stehen Doktoranden und PostDocs aus aller Welt. Aber dass die Wissenschaftler sich nicht abschotten, stimmt schon. In "Rudis Forschercamp" bauen Achtjährige Batterien aus Zitronensäure, die älteren gucken den Wissenschaftlern als "Forscherreporter" über die Schultern und berichten dann in der Schülerzeitung. Warum so viel Aufwand, warum solche Projekte? Weil das Virchow-Zentrum den Würzburgern zeigen will, was es kann - und dass ihre Steuergelder gut angelegt sind.

 
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