Soeben erst hatte sich Michael Schlagbauer im „Bella Napoli Da Luigi“ in der Würzburger Neubaustraße an sein Risotto mit frischen Pfifferlingen und Spitzen vom Rinderfilet gemacht, da gab es schon den wirklichen Hauptgang des Abends für den Vorstandsvorsitzenden der Kickers: Im fernen Berlin hatte Glücksfee Fernanda Brandao bei der Ziehung der insgesamt 32 Erstrunden-Partien im DFB-Pokalwettbewerb die 49. Kugel aus dem Lostopf gefischt, U-21-Nationaltrainer Horst Hrubesch hielt schließlich das Wappen des Fußball-Regionalligisten FC Würzburger Kickers in die ARD-Kamera – jetzt war der im Rothosen-Umfeld seit Tagen mit Spannung erwartete Moment gekommen.
Und die Sängerin mit brasilianischen Wurzeln machte ihre Sache so schlecht nicht: Die 50. Kugel bescherte dem bayerischen Toto-Pokalsieger mit Fortuna Düsseldorf immerhin den Tabellensechsten der abgelaufenen Zweitliga-Saison.
Damit war die Sache rund, denn der Klub vom Rhein war der Kontrahent gewesen, gegen den die Kickers zuletzt im DFB-Pokalwettbewerb daheim am Dallenberg gespielt haben. Am 4. Oktober 1980 siegte die von Otto Rehhagel trainierte Fortuna vor 4500 Zuschauern mit 2:0 durch Tore von Klaus Allofs (29.) und Amand Theiß (85.).
„Da haben wir ja noch eine Rechnung offen“, witzelte der Vorstandsvorsitzende der Kickers: „Wir hätten es deutlich schlechter erwischen können“, sagte er. „Mit Fortuna Düsseldorf kommt ein Klub mit großer Tradition und nach wie vor einem absolut klangvollen Namen zu uns.“
Die erste Runde wird vom 15. bis 18. August ausgetragen. Tickets für die Partie gibt es ab Anfang Juli. „Wir sind sicher, dass wir ein volles Stadion haben werden und der ganzen Fußball-Region etwas bieten können“, sagte Schlagbauer und machte sich wieder ans Risotto.
Dass das letzte DFB-Pokalheimspiel der Kickers gegen die Düsseldorfer stattgefunden hat, ist die eine Geschichte, die andere die, dass der neue Kickers-Trainer Bernd Hollerbach schon jemanden hat, „der die Fortuna für uns beobachten wird“: Gerd Zewe.
Mit dem heute 63-Jährigen hatte Hollerbach 1989 noch gemeinsam für die Kickers in der Landesliga gespielt. Zuvor trug der vierfache Nationalspieler aus Stennweiler zwischen 1972 und 1989 440 Mal das Trikot der Rheinländer und erzielte dabei 42 Tore.
„Er wohnt noch dort, wir haben immer noch Kontakt. Er wird die Beobachtung ganz bestimmt für uns übernehmen“, sagte der Kickers-Trainer. Zewe arbeitete zuletzt als Trainer, war bis März des Jahres im Junioren-Bereich bei der DJK Eintracht Hoeningen im Rhein-Kreis Neuss knapp 30 Kilometer vor den Toren Düsseldorfs tätig.
Die Stimmung unter den gut zwei Dutzend Kickers-Funktionären, -Unterstützern und -Anhängern beim gemeinsamen Fernsehschauen war zunächst etwas verhalten, wurde aber von Minute zu Minute merklich besser: „Klar träumen viele von einem Klub wie Bayern München als Gegner, aber ich bin kein Glücksspieler“, sagte Schlagbauer, „Fortuna Düsseldorf ist ein tolles Los, und Würzburg taucht mal wieder auf der deutschen Fußball-Landkarte auf. Wir freuen uns riesig auf dieses Spiel.“
Für die Kickers beginnt jetzt die arbeitsintensive Zeit der Vorbereitung des Pokalspiels: „Zunächst müssen wir gemeinsam mit der Stadt klären, welche Kapazität wir in der flyeralarm Arena gestemmt bekommen“, sagte Schlagbauer.
Die beiden zuletzt dort ausgetragenen, mit etwas mehr als 10 000 Besuchern ausverkauften Freundschaftsspiele der Teams von Dirk Nowitzki und Manuel Neuer sowie dem Kickers-Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund wurden nur mit Sondergenehmigungen zugelassen, jetzt müssen wohl an der einen oder anderen Stelle des Stadions bauliche Veränderungen vorgenommen werden.
Dinge, mit denen sich Hollerbach nicht zu beschäftigen hat: „Alle sollen sich schon jetzt auf dieses Spiel freuen“, sagte er in die TV-Kameras: „Aber für mich als Trainer ist dieses Spiel noch sehr weit weg. Für uns wird es enorm wichtig sein, dass wir einen guten Start in die Regionalliga-Saison hinlegen. Das Pokalspiel wird dann für mich interessant, wenn es vor der Türe steht.“