Trainer Michael Hochrein schlug die Hände vors Gesicht, sein Assistent Ralf Scheerbaum blickte starr ins Leere: Es war das Bild der Verzweiflung, das die beiden Coaches des Fußball-Bayernligisten Würzburger FV nach der 0:3 (0:0)-Niederlage gegen den FSV Erlangen-Bruck abgaben. Ratlosigkeit machte sich breit – und irgendwie wusste keiner von beiden so recht, weshalb die Blau-Weißen aus der Zellerau diese Partie verloren hatten, „die wir über 80 Minuten kontrolliert haben“. Hochrein sagte das aus Überzeugung, nicht alle der knapp 400 Zuschauer an der Mainaustraße hatten das so gesehen, sie quittierten die Niederlage mit Missachtung. In Scharen zogen die Besucher nach dem zweiten Erlanger Treffer durch Arpad Backens sechs Minuten vor dem Ende von dannen. Die Erwartungshaltung ist nach wie vor hoch, schlicht zu hoch: Denn wer den WFV in dieser Saison öfter gesehen hat, der weiß, dass das Team schnell an seine Grenzen stößt – und dass es nur dann eine reelle Chance auf Rang neun und die direkte Regionalliga-Qualifikation haben würde, wenn auch wirklich alles passt und das Team mehr abrufen kann als den gewöhnlichen, aber eben nicht genügenden Durchschnitt.
Diesmal war aber so ein Tag. „Und deshalb tun mir die Jungs heute auch wirklich leid. Das haben sie nicht verdient“, meinte Scherbaum, „denn die Leistung war mehr als in Ordnung“. Aber wieder, zum jetzt – Achtung! – schon 17. Mal in dieser Runde gerieten die Zellerauer mit 0:1 ins Hintertreffen. Nur zweimal hatten sie einen Rückstand noch wettgemacht. Diesmal nicht. „Das ist natürlich schwer bei solchen Temperaturen“, sagte Hochrein, während hinter ihm auf der Stadionanzeige 33 Grad Celsius in roten Ziffern aufleuchteten. Aber dieses 0:1, es war vermeidbar und ließ den WFV alt aussehen, verdammt alt sogar. Nach einem Einwurf beließ es Verteidiger Christian Steinmetz beim körperlosen und freundlichen Eskortieren von Felix Günther, der die Kugel eiskalt ins lange Eck schob (52.). „Wenn man sieht, unter welchen Voraussetzungen wir hierhergekommen sind, dann muss ich den Hut vor meiner Mannschaft ziehen“, sagte Erlangens Trainer Gerd Klaus: „Wir haben seit September kein Geld mehr bekommen und werden wohl auch keines mehr sehen. Wir haben unser Trainingslager selbst finanziert und gehen dann trotz dieser Hitze hier als Sieger vom Platz.“
Der in finanzielle Schieflage geratene Klub aus Mittelfranken – alleine fast 190 000 Euro an Beiträgen fordern Krankenkassen nach – hat auf eine Regionalliga-Lizenz verzichtet, und auch deshalb geht die Quälerei beim WFV entgegen aller Vorhersagen weiter. Denn tatsächlich besteht auch trotz der Niederlage aufgrund der Konstellation des Spielplans (die direkten Konkurrenten Ismaning und Großbardorf spielen noch gegeneinander, der WFV selbst trifft auch noch auf Ismaning) noch die Chance auf Rang neun. „Rechnerisch ist alles möglich“, bemühte Hochrein zwar alte Fußballer-Weisheiten, doch irgendwie ist es Augenwischerei, was der Trainer nur zu gut weiß: „Wir müssen die Spannung jetzt hochhalten. Wir müssen am Ende so weit vorne wie möglich stehen, um eine gute Ausgangsposition für die Relegation zu haben“, blickte Hochrein den Tatsachen ins Auge.
Riedner scheitert per Strafstoß
Dass es gegen Erlangen am Ende so sehr ins Auge ging (in der Schlussminute traf Karlheinz Wiesenmeyer zum 3:0), lag zum einen an der Abschlussschwäche: Steffen Krautschneider scheiterte zweimal aus der Distanz (5., 35.) und Pascal Kamolz zögerte in aussichtsreicher Position zu lange (46.). Zum anderen gesellte sich noch Pech hinzu: Der eingewechselte und agil auftretende U-19-Spieler Adrian Istrefi traf nur den Innenpfosten (72.), nach Aktionen von Tobias Riedner (66., Kamolz im Abseits) und Kamolz (74., Foul am Keeper) zappelte die Kugel zwar im Netz, doch versagte der gute Referee Wolfgang Wallesch den Treffen die Gültigkeit. Und zu allem Überfluss vergab Riedner noch einen Strafstoß (62., nach Foul an Istrefi) – es war übrigens schon der fünfte Fehlschuss vom Punkt aus in dieser Saison (Kamolz 2, Krautschneider 1, Rosenberger 1, Riedner 1), in der der WFV lediglich die Hälfte seiner Elfer (Krautscheider 1, Kirchner 1, Rosenberger 1, Kamolz 2) verwandelt hat. Zahlen, die für sich sprechen und zumindest einen Teil dieser holprigen Saison erklären.
Die Statistik des Spiels
Würzburger FV – FSV Erlangen-Bruck 0:3 (0:0)
Erlangen-Bruck: Hausener – Gündogan, Plank, Völker, Graf (41. Leikam) – Hagen (60. Backens), Lunz, Schaab, Kilger – Günther (76. Wiesenmeyer), Röder.
Tore: 0:1 Günther (52.), 0:2 Backens (84.), 0:3 Wiesenmeyer (90.). Bes. Vorkommnis: Riedner (Würzburg) scheitert per Foulelfmeter an Torwart Hausener (63.). Schiedsrichter: Wallesch (Po stau). Zuschauer: 373.