1400 Einwohner, ein Kloster und ein Fußball-Regionalligist – das ist Seligenporten. Im kleinsten Ort der Liga sind die Würzburger Kickers an diesem Dienstagabend (18.30 Uhr) zu Gast, und sie werden nicht schlecht staunen, was da in der Oberpfälzer Provinz, einige Kilometer östlich der Autobahn 9 von Nürnberg nach München, entstanden ist. Die „MARena“ ist seit dieser Saison die neue Spielstätte des Teams. Das Stadion trägt den Namen eines Sponsors aus der Recycling-Branche. Insgesamt 1,6 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, allein 250 000 Euro der Rasen, auf dem gekickt wird. 750 000 Euro bezahlte die Gemeinde Pyrbaum, zu der Seligenporten gehört, für die Infrastruktur. Und nun kommt sogar noch der FC Bayern. Am 15. August gibt der Rekordmeister ein Gastspiel.
Wen wundert's bei den Beziehungen. Abteilungsleiter in Seligenporten ist nämlich Karl-Heinz Wild. Der Chefreporter des „Kicker“ ist gebürtiger Seligenportener und Stammgast in der Münchner Allianz-Arena. Ein ganz normaler Dorfverein ist der SVS nun wirklich nicht. Auch wenn man in Seligenporten mit den üblichen Problemen zu tun hat. „Es ist nicht so, dass wir keine Jugendarbeit machen, aber eben mit den vorhandenen Kindern“, sagte Wild kürzlich der Nürnberger Zeitung. 3000 Euro müssen die Seligenportener an den Verband als Strafe bezahlen, weil sie keine eigene U-19- und U-17-Mannschaft haben. Irgendwann könnte ihnen dieser Umstand gar die Regionalliga-Lizenz kosten. „Aber ich glaube, so weit geht's nicht“, sagt Wild.
Die größte Attraktion des Klubs ist freilich der Trainer: Karsten Wettberg ist im bayerischen Fußball eine Institution. Über 40 Titel hat der „König von Giesing“ in seiner Laufbahn als Übungsleiter gesammelt, Unterhaching und 1860 München in die Zweite Liga geführt. In Seligenporten steht der 70-Jährige seit 2009 unter Vertrag.
In dieser Saison kann sich Wettberg in erster Linie auf seinen Torjäger verlassen. Sechs Treffer hat Bernd Rosinger in den bisherigen vier Partien erzielt. Eine beeindruckende Quote, findet auch Kickers-Trainer Dieter Wirsching: „Er nutzt bisher fast jede Chance. Da müssen wir sehr wachsam sein.“ Doch auch Rosinger konnte nicht verhindern, dass die Wettberg-Elf nach einem guten Saisonstart und dem 5:0-Heimerfolg gegen Aschaffenburg mittlerweile im Tableau abgerutscht ist. Zwei Niederlagen in Rain/Lech (2:3) und gegen Spitzenreiter Illertissen (1:4) setzte es zuletzt. „Die Seligenportener werden darauf brennen, Wiedergutmachung zu betreiben. Ich erwarte einen Gegner, der uns von Beginn an unter Druck setzen will“, sagt Kickers-Coach Wirsching: „Für unsere Abwehr wird es viel Arbeit geben. Aber auf der anderen Chance ergeben sich natürlich auch viele Konterchancen.“
SV Seligenporten – Würzburger Kickers
(Dienstag, 18.30 Uhr)
Mit dem neuen Mannschaftsbus machen sich die Würzburger Kickers (3./7 Punkte) auf den Weg zum Auswärtsspiel beim SV Seligenporten (13./4). Die Anreise dürfte für die Rothosen also komfortabel sein. Ob die Rückreise auch lustig ausfallen wird, liegt freilich daran, ob die Kickers die „komfortable Ausgangssituation“ (Kickers-Trainer Dieter Wirsching) nutzen können. Aus einer kompakten Defensive heraus wollen die Würzburger in der Oberpfalz zum Erfolg kommen. Dafür wird Wirsching sein Team im Vergleich zum 3:2-Heimerfolg gegen Rain/Lech verändern. Ein Kandidat ist etwa auch Anton Ochs, der nach auskuriertem Kreuzbandriss zuletzt in der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga auf der rechten Verteidigerposition überzeugt hatte. Und gerade auf dieser Position hat Wirsching in dieser Saison noch nicht die optimale Besetzung gefunden.