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SCHWEINFURT
Der Spitalseebunker ist verkauft
Der neue Eigentümer will der Schweinfurter Kultur viel Platz auf vier Etagen einräumen - so lange sie nicht kommerziell ist. Darüber will er selbst wohnen.
Der Spitalseebunker.
Foto: Anand Anders | Der Spitalseebunker.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:30 Uhr

Interesse an Bunkern gibt es in anderen Städten schon lange. In Schweinfurt ist es erst seit Kurzem geweckt, dafür aber umso vehementer. Drei der bedeutendsten Bunker sind mittlerweile vergeben. Die Stadt behält den Goethe-Bunker, sie will ihn wegen seiner Bedeutung als Denkmal für die Nachwelt erhalten. Den sogenannten Fichtel & Sachs-Bunker haben die Eheleute Nils und Petra Brennecke gekauft. Nun ist auch der Bunker am renommiertesten Standort verkauft – der Spitalseebunker. Neuer Eigentümer ist der in Schweinfurt lebende Birger Wilm.

Nach einer Besichtigung hatte jüngst der Schul- und Kulturausschuss die Empfehlung für den Goethe-Bunker gegeben, dessen architektonische wie historische Bedeutung das Landesamt für Denkmalpflege am höchsten einschätzt. Die konkrete Nutzung steht noch nicht fest. Anders ist das bei den beiden Bunkern, die sich nun in privater Hand befinden. Brenneckes haben ein kleines Museum eingerichtet, bieten historische Führungen an und planen für sich selbst eine exklusive Wohnung auf dem Bunker.

Wilm will zwar auch auf dem Bunker wohnen. Er will den großen „Rest“, die deckungsgleichen Flächen im Erdgeschoss und den drei weiteren Stockwerken, aber nicht selbst nutzen, sondern der Schweinfurter Kulturszene zur Verfügung stellen. Mit dem „KulturPackt für Schweinfurt“ ist Wilm schon im engeren Gespräch. Dessen Geschäftsführer Gerald J. Günther begrüßte diese neue Möglichkeit.

Wilm ist der Geschäftsführer der Firma WM Feinwerk mit Sitz in Geldersheim. Das Unternehmen ist Spezialist in Sachen Wärmepumpen, Biomasse und Solarthermie und bietet erfolgreich Energieeinsparungen auf der Basis dieser Heizsysteme speziell für Häuser älteren Datums an.

Sein Interesse an einem Bunker wurde etappenweise geweckt. Er sah umgenutzte Bunker in anderen Städten. Die beobachtete „komplette Kommerzialisierung“ missfiel ihm aber. Dann erlebte er als kulturinteressierter Mensch das beklemmende Theaterstück „Sarajevo Good Bye“, das vom Theater an der Disharmonie aufgeführt wurde – im Spitalseebunker. Es ging darin um die Belagerung der Stadt durch serbische Truppen 1992 mit tausenden Opfern.

Wilm gab seine Bewerbung für den Bunker bei der Stadt ab und war, nachdem Mitbewerber abgesprungen waren, auch wegen seiner Planungen Favorit. „Für mich wäre es schön, wenn in diesem Bunker weiterhin Kultur stattfinden könnte“, lautete in Kurzform sein Konzept, das Oberbürgermeister und Kulturreferent Sebastian Remelé gefiel. Im Stadtrat war eine Zwei-Drittel-Mehrheit der gleichen Meinung. Kürzlich war Notartermin.

Am Bauwerk soll sich äußerlich nur ganz oben etwas ändern, ansonsten „lassen wir den Bunker, wie er ist“, sagt Wilm. Außen sind das die Aufschriften und der Bewuchs unter anderem mit wildem Wein. Wenn der den Bunker eines Tages „eingenommen und sich des Gebäudes bemächtigt hat, ist das ein schönes Bild und auch Symbolik“, sagt Wilm.

Dass sich der Bunker für Kulturveranstaltungen eignet, ist bekannt. Das Olympia-Morata-Gymnasium und der KulturPackt haben dort schon Ausstellungen und Lesungen organisiert, die Disharmonie Theater gespielt. In jedem der vier Geschosse des Bunkers – 38 Meter lang, 16 Meter breit – stehen zwei längliche Räume zur Verfügung. In jedem Stockwerk sind intakte Sanitäreinrichtungen. Die Tafeln über die Geschichte der Bunker in Schweinfurt will Wilm zur Information belassen.

Solange die Nutzung nichtkommerziellen Charakters ist, „steht der Bunker der Kultur offen“, sagt der 44-Jährige. Er will die Räume Kulturschaffenden aller Genres überlassen, die Auf- und Abbauten, alles Drumherum alleine organisieren müssen. Dazu zählt, die Kapazitätsbegrenzung einzuhalten, die aus Sicherheitsgründen schon bisher galt. Sein Mitwirken auf kleiner Flamme schließt der neue Eigentümer als „kultureller Mensch“ nicht aus.

Auf dem Flachdach in 13 Metern Höhe sind zwei eingeschossige, von Glas dominierte Wohnungen geplant. Sie sind jeweils rund 125 Quadratmeter groß und von unten kaum sichtbar, nach hinten versetzt. Das beschert ihnen großzügige Terrassen. Wilm spricht bewusst nicht von Penthouse-Wohnungen, weil er einen Aufbau plant, der konzeptionell und sachlich zum Bunker passen soll. Eine Wohnung werden der Eigentümer und seine Lebensgefährtin bewohnen, die andere wird vermietet oder verkauft.

Erschlossen werden die Wohnungen von einem Innenaufzug. Aus diesem Grund erfolgt der Baustart erst in einem Jahr. Allein die Oberdecke ist 2,50 Meter dick, und der Durchstich verlangt neben einem zu schaffenden zweiten Fluchtweg (Treppen) eine gute Portion Logistik.

Einblicke: Der Spitalseebunker von innen.
Foto: Anand Anders | Einblicke: Der Spitalseebunker von innen.
 
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