er Würzburger FV ist am 22. Mai dieses Jahres 22 Jahre alt geworden. Er war 1981 von 17 Männern und zwei Frauen gegründet worden. Das ist zwar kein runder Geburtstag. Dennoch konnte der Verein ihn feiern. Schon lange vor Saison-Ende war der Wiederaufstieg in die Bayernliga gelungen. Jetzt hoffen die Fans, auch den 23. Geburtstag feiern zu können. Es gibt aber auch andere Wünsche.
Im Sommer 1904 hatten sich 20 junge Männer zum Ersten Würzburger Fußballverein 04 zusammen schlossen. Der hat im Laufe seiner Geschichte Erstaunliches geleistet. Nachzulesen ist dies in den Chroniken, die zum 50-jährigen und 75-jährigen Bestehen erschienen sind. Würdigungen der DFB-Präsidenten Dr. Peco Bauwens und Hermann Neuberger oder der Oberbürgermeister Dr. Franz Stadelmayer und Dr. Klaus Zeitler preisen die Verdienste. Im Laufe der Jahre haben die Nullvierer auch Millionen von Zuschauer in ihren Bann gezogen.
Auch mich, ich muss es gestehen. Lange Jahre bin ich in meiner Jugend Sonntag für Sonntag von Versbach aus entweder in die Randersackerer Straße zu den Kickers oder in Frankfurter Straße zum FV 04 gelaufen. Mein Herz schlug damals weit mehr für die Blauband-Stumpen als für die Rothosen. Als ich später auch beruflich mit beiden Vereinen zu tun hatte, wurde dies mir von Kickers-Seite lange vorgehalten.
Doch dann begann eine Zeit, in der FV 04 die sportlichen Schlagzeilen der Stadt bestimmte; als er in der Zweiten Bundesliga bis zu 18 000 Zuschauer anzog; Als geniale Fußballer wie Jens Johansen aus Dänemark und Nobby Fürhoff die Bälle verteilten, Lothar Emmerich sich die Torjäger-Krone aufsetzte, Friedhelm "Hugo" Groppe und Walter Szaule die Abwehr zusammenhielten. Einer der Höhepunkte war ein Fallrückzieher von Amateur-Nationalspieler Heribert Müller gegen den Karlsruher SC, der zum "Tor des Monats" gekürt wurde.
Doch das Ende dieses Höhenfluges kam unaufhaltsam näher, und wie das geschah, wurde für mich die größte Enttäuschung meines sportlichen Lebens. Schon in den ersten Jahren des wundersamen Aufschwungs wurde getuschelt, von Dilettanten und Scharlatanen an Vereins-Spitze und Kasse, von Monster-Gehältern und von hinter der hohlen Hand grinsenden Absahnern. Natürlich wurde alles abgestritten.
Doch als die Trainer immer schneller wechselten, als der Spieler Hans-Otto Hiestermann vor Anpfiff einer Partie die Tages-Einnahmen pfänden ließ, kam das Finale mortale. Im Mai 1981 musste der Verein Konkurs anmelden. Zuvor hatten unverantwortliche Funktionäre den Zellerauer Rentnern noch die letzte Mark aus dem Geldbeutel gezogen. Auch heute gibt es viele Leute, die die DJK Würzburg als Stadion-Diebe beschimpfen, weil die die damals schmucke Sportstätte an der Frankfurter Straße ersteigerte. Doch die wahren Täter saßen in der Vorstands-Etage des FV 04.
Deshalb halte ich es für keine gute Idee, dass sich im Jahr 2004 der Verein wieder in FV 04 Würzburg umtaufen will. Er sollte in die Zukunft schauen und nicht in die Vergangenheit.