in treffendes, weil aufrichtiges, ungeschöntes, aber trotz allen Ringens um die richtigen Wörter respektvolles Abschiedswort zum Tode Emil Becks sprach Manfred von Richthofen. Gerade mit dem gleichaltrigen Präsidenten des Deutschen Sportbundes, der wie alle wichtigen Ansprechpartner für ihn natürlich "der liebe Manfred" war, ein Duz-Kumpan, hatte sich das Vorzeige-Musketier der Nation jede Menge verbaler Duelle geliefert. "Er war ein Besessener seines Sports mit großen, unbestreitbaren Erfolgen. Positive Entwicklungen und entscheidende Weichenstellungen im deutschen Sport sind ohne ihn nicht denkbar",
sagte von Richthofen: "Doch leider wurde sein persönlicher Ehrgeiz gelegentlich auch in falsche Bahnen gelenkt." Neben den Heuchlern und Schöntuern, die den Verstorbenen zeitlebens bekämpft hatten und ihn nach seinem Ableben mit einemmal
als "einmalig" priesen, sprach von Richthofen ein wohltuendes, ein versöhnliches Fazit.
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ein, dieser Beck, man muss es an seinem Grabe nicht noch einmal wiederholen, er war kein Heiliger - dergleichen hat er selbst niemals behauptet. Den nach der Vertreibung aus seinem Imperium verlorenen Seelenfrieden nie mehr wiedererlangt zu haben, war für ihn Strafe genug. Als hätte man einem Vater das Kind geraubt.
N
och der Weihnachtsbrief 2005 aus dem Olympiastützpunkt "an die lieben Freunde und Gönner"
begann mit einem Beck-Zitat, ohne als Beck-Zitat gekennzeichnet zu sein. Dort, wo fast alle fast alles ihm zu verdanken hatten, wo ohne ihn heute noch eine Tauberwiese wäre statt eines Olympiastützpunkts, war er körperlich weg, verschwunden, eliminiert. Aber geistig präsent, wie ein Geist in den Räumen, Gängen, Hirnen schwebend, Der 70-Jährige mochte sich noch so verstellen - dem Stützpunkt, dem kranken Baby, galt jeder Gedanke. "Wir hatten öfter Zoff. Aber ich habe auch, als es vorbei war, immer gewusst, er würde
sich für mich zerreißen", drückte es Anja Fichtel aus, seine mit Abstand stärkste Waffe.
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s gibt selbst unter den Gegnern und Kritikern nicht wenige, die felsenfest behaupten, mit ihm wäre das deutsche Fechten, vielleicht die ganze Sport-Nation, trotz allem noch immer besser dran, viel viel besser sogar. Nostalgie? Verklärung der Vergangenheit? Er war der letzte Vertreter einer alten Generation von
Sport-Begründern, Autodidakten, die so wunderbar in die Nachkriegs-Wirtschaftswunderzeit passten: Karl Adam, der Ruderer, Gustav Kilian, der Bahnradfahrer, Emil Beck, der Fecht-Papst. Im Herbst ihrer Ära wurden sie alle verbittert, starr, widerwillig alt halt.
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as bleiben wird, sind die Siege. Tauberbischofsheim mit lauter Tauberbischofsheimern auf Platz neun der Nationenwertung
- Bilder vom "kleinen Dicken", mal jubelnd, mal leidend. Berühmter als er wird nie mehr ein Fechtsportler sein, seine Schüler hat er zu Größen gemacht. Thomas Bach, Alexander Pusch, Zita Funkenhauser ohne Beck, pardon, schwer vorstellbar. "Seine Lebensleistung wird sicher noch lange nachwirken", hat der IOC-Vizepräsident gesagt und sicher nicht nur den Fechtsport gemeint. Jeder der Weggefährten war diesem Beck, dem Emil, irgendwann böse, in Haßliebe verbunden, und nun sucht jeder nach dem eigenen Abschied von ihm. "Er hat als Mensch", meint Bach, sein beruflich erfolgreichster Nachkomme, "er hat keinen kalt gelassen". Auch das, unbestritten, ist eine Lebensleistung.