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SCHWANFELD
Der israelitische Friedhof: Versunken im Gras, Zeichen der Endlichkeit
Jüdischer Friedhof in Schwanfeld
Foto: Anand Anders | Jüdischer Friedhof in Schwanfeld
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:08 Uhr

Kein Wunder, denn sie spielten in der Gemeinde lange eine große Rolle. Deshalb liegt Köth die Sorge für den israelitischen Friedhof, der sich auf einer Anhöhe nahe der Gemeinde erstreckt, auch besonders am Herzen. Der Weg zu diesem „Guten Ort“ wurde nach Schwanfelds letztem jüdischen Einwohner benannt: Ludwig Gutmann.

Die Geschichte der Juden in der Gemeinde reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals zogen mordende Gruppen durchs Land, die besonders jüdische Mitbürger terrorisierten. In den Opfer-Listen der Ausschreitungen sind Schwanfelder Juden erstmals urkundlich belegt. 1579 tauchen sie wieder in den Urkunden auf: Die Einrichtung einer „Judenschule“ wird genehmigt. Im 19. Jahrhundert sind gut ein Drittel der Bevölkerung des Ortes Juden.

Der Friedhof wurde 1579 vom damaligen Grundherren Konrad von Grumbach beurkundet. 2400 Grabmäler finden sich auf dem zwei Hektar großen Gelände. Hier wurden Juden aus der ganzen Region zu Grabe getragen – von Bibergau, Dettelbach, Estenfeld, Untereisenheim, Theilheim, Rimpar, Zeilitzheim, Gochsheim und Schwebheim. Die letze Lewajia (Bestattung) fand am 22. Januar 1939 statt.

Der „Gute Ort“ ist ein Mahnmal der Vergänglichkeit und eine ewige Erinnerung daran, dass im Tod alle Menschen gleich sind. Egal, wie eindrucksvoll ein Grabmal gestaltet ist oder war, hier versinkt es im Laufe der Jahre in der Erde. „Wir dürfen die Grabmale nicht aufrichten oder anrühren“, erklärt Richard Köth. Sie sollen versinken, Zeichen der Endlichkeit. Deshalb ist auch nicht klar, wie viele Grabsteine sich unter der Grasnarbe befinden, immer wieder tritt man auf einen Stein. Grabdenkmal oder Feldstein? Die Frage kann niemand beantworten. Der Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern will, dass nichts verändert wird. „Es darf auch kein Weg hergerichtet werden“, sagt Köth.

Auch das Taharahaus konnte nicht neu verputzt werden, weil man ja nicht wisse, wie nah eventuell Gräber an das Gebäude angelehnt waren. Die Ruhe der Toten soll auf keinen Fall gestört werden. Das Taharahaus diente den rituellen Waschungen und der Vorbereitung der Verstorbenen auf die Beerdigung. Es stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert und ist zweigeschossig. Der Brunnen ist noch zu sehen und der steinerne Waschtisch. Ein steinernes Waschbecken erinnert an die Gründung der Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft), es trägt die Jahreszahl 1712.

Ein Gang durch den jüdischen Friedhof ist ein Gang durch die Geschichte. Viele der Grabsteine, vor allem die aus Sandstein, sind so stark verwittert, dass die Inschriften kaum mehr zu entziffern sind. Es gibt jüngere Grabfelder, auf denen die Namen der Verstorbenen bereits in lateinischer Schrift vermerkt sind. In Bereichen mit den älteren Grabsteinen finden sich fast ausschließlich hebräische Grabinschriften.

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