Zusammen haben sie unter anderm Wagners "Ring des Nibelungen" auf die Bühne gebracht. Als Chef eines Hauses mit 1275 Plätzen ist Koßdorff aber so ausgelastet, dass er zuletzt eher wenig als Bühnenbildner gearbeitet hat, und wenn, dann "meistens mit Pöppelreiter und Konwitschny". Nun sitzt er in Würzburg in der Theaterkantine, versucht so gut wie möglich, den Lärm und die Aufregung um sich herum zu ignorieren (es ist kurz vor einer Probe) und sinniert über Wagners Jugendoper, zu der ihn Christian Pöppelreiter geholt hat, "und ich hab' in dieser Plötzlichkeit zugesagt". Wie jeder, der mit den "Feen" zu tun hat, kratzt sich auch Jörg Koßdorf (bildlich gesprochen) am Kopf, wenn er zu seiner Meinung befragt wird, und überlegt erst einmal. "Ich bin erstaunt, wie viel Großartigkeit und auch Unsinnigkeit da drin steckt", urteilt er dann. Als Bühnenbildner, sagt er, müsse er die Geschichte mit erzählen. "Ich möchte beim Publikum auch für Irritation sorgen. Denn Irritation bedeutet auch Nachdenken." Würde er das Geschehen nur illustrieren, "töte ich das Nachdenken".
Wenn sich bei den Würzburger "Feen" eine kopfüber hängende Ritterstatue samt Pferd über das Volk von Tramond senkt, dann gehört das wohl in die Sparte "Irritation" - und der Zuschauer darf nachdenken. Etwa darüber, ob das nun bedeutet, dass im kriegsgebeutelten Tramond mit seinen desinteressiert wirkenden Höflingen die Ritterlichkeit und die damit verbundenen Werte aus dem Lot geraten sind.
Es kann aber auch in die Sparte Ironie gehören, denn Koßdorff arbeitet gerne ironisch. Zwar will er "niemals die Leute bewusst brüskieren", stellt sich aber schon auch mal gegen Publikums-Erwartungen. "Das Theater ist keine Berieselungsanstalt." Das klingt nach Theater als moralischer Anstalt, vielleicht sogar ein bisschen oberlehrerhaft und gar nicht so, als solle Oper einfach auch Spaß machen. Da ist aber dieser angenehm selbstironische und gar nicht oberlehrerhafte Zug am "Bühnenbildner des Jahres" von 2001.
Er sei ja, erzählt der Grazer in österreichisch gefärbtem Deutsch, ausgebildeter Architekt. Als solcher sei er, angesichts diverser Bausünden, "mit Herzeleid" durch Würzburg gelaufen. Da könne man's sehen: "Was Sie als Architekt machen, hat womöglich Jahrhunderte Bestand. Auch wenn es schlecht ist. Was Sie am Theater machen, das geht schnell wieder vorbei. Das ist das Schöne und Lustige dran."
Nächste "Feen"-Aufführungen: 26.
Februar, 2., 4. und 6. März. Karten
unter Tel. (09 31) 39 08-124.