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HAMBURG
Der Flur - ein Aushängeschild
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:34 Uhr

Der Flur sagt viel aus über die Bewohner einer Wohnung. Er ist der öffentlichste Raum einer Wohnung und gewährt auch fremden Menschen einen kleinen Einblick in die Privatsphäre, wenn sie an der Haustür klingeln. Umso mehr sollte man sich Gedanken darüber machen, wie der Flur genutzt und gestaltet werden soll.

Zumal Flure auch recht häufig problematisch geschnitten sind. Nicht selten sind sie klein und dunkel, oft auch schmale und lange Schläuche. Daraus etwas zu machen, das zugleich praktisch und schön ist, ist keine leichte Aufgabe.

Viele Flure wirken überladen. Garderobe, Spiegel, Schuhschrank, Regale für Mützen, Schals und Handschuhe und vielleicht noch eine Sitzbank an Stellen hineingequetscht, die dafür eigentlich zu klein oder einfach nicht geeignet sind. Bewohner und Besucher müssen sich dann an Mänteln und Jacken vorbei durch den Eingangsbereich kämpfen. Besonders hinderlich ist es, wenn die Garderobe direkt hinter der Wohnungstür angebracht wird und so den Zugang zur Wohnung erschwert. „Das geht gar nicht“, sagt Ines Wrusch, Innenarchitektin aus Hamburg. „Die Wohnungstür muss sich vollständig öffnen lassen. So betritt man ungehindert sein Zuhause.

Und Gästen signalisiert man, dass sie wirklich willkommen sind.“ Die Innenarchitektin rät, sich zur Not von gewohnten Denkmustern zu trennen, wenn der Flur ungünstige Maße hat. „Der Flur ist kein Aufbewahrungsraum“, erläutert sie. „Wenn er nur 1,10 Meter breit, aber 5 Meter lang ist, sollte man keine Möbel aufstellen.

Dann ist er eben nur ein Verkehrsweg und muss einzig allein als solcher genutzt werden.“ Für Garderobe und Schuhe der Familie und der Gäste sollte dann ein anderer Platz in der Wohnung gefunden werden. Wenn der Flur einigermaßen normale Ausmaße hat, können praktische Möbel ihn zu einem wahren Raumwunder machen.

Die Möbelindustrie bietet zweckdienliche und variable Flurmöbel und Garderoben an, die sich leicht in fast jeden Raum integrieren lassen, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM)in Bad Honnef bei Bonn. „Der Flur ist einfach zu schade, um darin nur die Gummistiefel abzustellen und die Garderobe aufzuhängen“, meint sie. Er wird als zusätzlicher Raum der Wohnung entdeckt und genutzt.

Viele Leute gestalten ihren Flur gemütlich und wohnlich. Indirektes Licht, schöne kleine Möbel, kräftige Farben an den Wänden und auf dem Fußboden vermitteln eine gemütliche wohnliche Atmosphäre.

Die Möbelindustrie stellt sich darauf ein und geht nicht nur mit praktischen Regalen, sondern auch mit originellen Ideen auf den Markt. „Neu sind zum Beispiel schmale Sekretäre, die sich auch an der Wand befestigen lassen und als Homeoffice genutzt werden können“, berichtet Geismann. Eine Firma stellte auf der Kölner Möbelmesse IMM Cologne im Januar einen Flurschrank vor, in dem sich sogar ein Klappfahrrad und ein Bügelbrett unterbringen lassen. „Unverzichtbar ist ein Spiegel - groß genug, damit man sich vollständig darin erkennen kann“, erläutert Ines Wrusch. „Er darf sich aber keinesfalls genau gegenüber der Eingangstür befinden, sonst erschrecken die Bewohner jedes Mal vor ihrem eigenen Spiegelbild, wenn sie eintreten.“ Die persönliche Note bekommt der Flur aber erst durch Kleinigkeiten wie Bilder, Blumen, Lampen, Dekostücke und -stoffe sowie persönliche Sammelobjekte.

Damit wird er endgültig zur Visitenkarte der Bewohner. Die Innenarchitektin rät zur Sorgfalt bei der Auswahl. Weniger ist oft mehr. „Jeder muss für sich entscheiden, wie viel er von sich preisgeben will“, sagt Ines Wrusch. „Am besten ist es, nur das in den Flur zu stellen, was man auch bei Facebook seinen Freunden zeigen würde.“ Große Effekte lassen sich mit dem richtigen Licht erreichen. „Entscheidend ist zunächst eine ausreichende Grundbeleuchtung“, erklärt Monika Schäfer-Feil von Licht.de, der Fördergemeinschaft Gutes Licht in Frankfurt am Main. Ideal ist blendarmes, weiches und schattenfreies Licht, wie es zum Beispiel LED-Leuchten mit 2 700 bis 3000 Kelvin spenden.

Vor allem die Garderobe muss so beleuchtet sein, dass die Kleidung und besonders die Farben gut zu erkennen sind. Das kann mit zusätzlichen Lampen erreicht werden, die ein breit strahlendes Licht auf die Garderobe werfen. „Beim Leuchtenkauf sollten Kunden auf eine Farbwiedergabestufe von 80 bis 100 Ra achten“, sagt Monika Schäfer-Feil.

Dann haben sie die Sicherheit, dass die Farben natürlich erscheinen. Der Spiegel sollte rechts und links mit je einer Wandlampe ausgestattet werden. Kleine Flure bekommen mehr Weite, wenn an der Decke schwenkbare Downlights angebracht werden, die die Wände anstrahlen.

Die feste Installation solcher Strahler lohnt sich vor allem in Neubauten, aber auch zum Nachrüsten in Mietwohnungen gibt es interessante Stangen- und Seilsysteme. Lange Flure erscheinen kürzer, wenn quer zur Laufrichtung Lichtstrahler installiert werden, die die Garderobe oder andere Objekte betonen. „Licht in Reihung schafft visuelle Inseln, die den Flur wohnlicher erscheinen lassen“, erläutert Schäfer-Feil.

Schöne Bilder, Kommoden oder Dekorationen lassen sich mit Licht in Szene setzen. „Es lohnt sich, mit Lichteffekten zu spielen, verschiedene Varianten auszuprobieren“, sagt die Lichtexpertin. „Dann kann man auch an einem Problemflur viel Freude haben.“

 
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