
Gewöhnlich sind Cafés mit Kaffeeduft überzogen, derweil in Kneipen ein kühles Blondes serviert wird und meist Musik läuft. Weder das eine noch das andere trafen am Samstag im Würzburger Billardcafé „Breakers inn“ zu. Stattdessen war Ruhe angesagt, bisweilen herrschte beim großen Billardturnier absolute Stille in Konzentrationsphasen der Spieler. Deswegen ist die Turniersportart nur bedingt interessant für Zuschauer, denn wer nicht selbst spielt, kann die Schwierigkeit der Spielsituation kaum nachvollziehen.
„Das Stören eines Gegners ist eine Unsportlichkeit, die in der Regel zum Spielverlust führt“, schildert Peter Hilpert, Mannschaftsführer der Würzburger Mannschaft namens Breakers, die Regeln bei Turnieren wie der Deutschen Liga-Mannschaftsmeisterschaft (DLMM). Das Turnier-Billard hat mit wildem Kneipenleben ebenso wenig am Hut wie mit Tratsch oder Smalltalk im Café.
Höchste Konzentration ist gefragt. Der Umgang mit Queue, der präzise Stoß mit dem Billardstock sind das eine, das andere ist die Spieltaktik. „Du musst meist schon zwei, drei Schüsse voraus denken“, so Udo Schieder, Spitzenspieler der Breakers und Sieger des Deutschland-Cup. Der 48-jährige Kitzinger ist ein Meister seines Fachs und wurde seiner herausragenden Stellung am Samstag in Würzburg eindrucksvoll gerecht. „Das perfekte Spiel gibt es nicht, es entstehen immer wieder neue Kon-stellationen“, sinnierte sein Teamchef Peter Hilpert. Tatsächlich beginnt der geübte Billard-Spieler immer mit dem gleichen Eröffnungsball, doch Gegner und Spielsituationen erfordern eine ausgeprägte Flexibilität und Fähigkeit, die Taktik neu zu ordnen. „Du bist eine Mannschaft, doch jeder muss für sich allein seine Spiele gewinnen“, sagt Hilpert.
Die Spieler bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau, trainieren mehrmals pro Woche. „Deswegen führt ein Fehler meist gleich zu einer Niederlage“, berichtet der 38-jährige Versicherungskaufmann. Unterfranken firmiert heute als Hochburg des Poolbillard, einzig die mit zahlreichen Bundesliga-Spielern in ihren Reihen gespickten Teams aus den Mayer-Ligen in unserer Region vertreten den Deutschen Sportautomatenbund (DSAB) beim Worldcup in Las Vegas.
Doch alle Taktik hilft manchmal nichts. „Wir sind einfach nicht in die Spiele gekommen und mit zu wenig Selbstvertrauen aufgetreten“, kommentierte Peter Hilpert das Abschneiden seiner Riege bei der DLMM. Udo Schieder wird zwar im Mai die Farben der Breakers in Las Vegas vertreten, doch werden ihn in der DSAB-Delegation nicht seine Mannschaftskameraden, sondern die Spieler der erfolgreichen Mannschaften Gamblers und Outsiders aus Schweinfurt begleiten.
Udo Schieder legte nicht nur gegen die Outsiders das 1:0 vor, doch seine Teamkameraden Christoph Spall aus Würzburg und Danilo Radunovic (Ried) unterlagen. Die Breakers mit den weiteren Spielern Walter Lauth und Dirk Büttner gerieten bei ihrem Projekt Titelverteidigung nach einem knappen 13:12-Auftaktsieg über die Reapers (Bamberg). Durch die 7:13-Niederlage gegen die Schweinfurter Outsiders musste das Würzburger Team in die Verliererrunde. Die Mannschaft Frankenpower aus Schweinfurt versetzte den Breakers in der vierten Runde den endgültigen Knockout.
Peter Hilpert hatte die Breakers im Jahr 1993 mitgegründet, neben ihm ist noch Christoph Spall als Gründungsmitglied dabei. Ligasekretär Oliver Bandorf vom Automatenaufsteller Mayer hatte damals als Geburtshelfer fungiert und weiß heute das „Breakers inn“ als idealen Austragungsort für Meisterschaften zu schätzen.
„Naja, dann greifen wir halt nächstes Jahr wieder an“, nahm Hilpert das Ausscheiden gelassen. Zudem können sich die entthronten Würzburger schon bald wieder ins Getümmel der Automaten-Mayer-Ligen stürzen. Wenn Udo Schieder im Mai schwärmend aus Las Vegas wieder einfliegt, wird er seinen Kollegen bestimmt derart das Mund wässrig machen, dass die Motivation hoch sein wird, um den heurigen vierten Platz im kommenden Jahr zu verbessern.
Endergebnis
Deutsche Liga-Mannschaftsmeisterschaft
1. Gamblers (Schweinfurt), 2. Outsider (Schweinfurt), 3. BC Frankenpower (Schweinfurt), 4. Breakers (Würzburg), 5. The Reapers (Bamberg), 6. Pool Junkies (Würzburg), 7. Obelix (Schweinfurt), 8. Pyramida Team (Schweinfurt), 9. Break Club (Würzburg), 10. Friends (Schweinfurt), 11. Triple X (Würzburg).