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SCHWEINFURT
Das Nichts in einem kleinen Seestück
Alles im Fluss: Blick in die Ausstellung der Schweinfurter Radierwerkstatt. Am Pult Hans Georg Schmidt, der „Meister“ der Druckpressen.
Foto: Fuchs-Mauder | Alles im Fluss: Blick in die Ausstellung der Schweinfurter Radierwerkstatt. Am Pult Hans Georg Schmidt, der „Meister“ der Druckpressen.
Von Katharina Winterhalter
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:48 Uhr

Eines der schönsten Bilder dieser Ausstellung ist leicht zu übersehen. Es ist klein, in einem zurückhaltenden Sepia-Ton und hängt ein wenig abseits. Das „Seestück“ von Joachim Greschner zeigt einen Steg mit einem Leuchtturm und drum herum das Nichts. Kein Wasser, keine Horizontlinie, keine Wolke, keine Sonne, nur ein diffuses Licht, dessen Quelle nicht einmal zu erahnen ist. Diese kleine Radierung ist sehr geheimnisvoll und gibt eine Antwort auf die Frage, wie ein Künstler das Nichts darstellen kann.

Zu sehen ist das „Seestück“ bei der Ausstellung „Alles im Fluss – Die Schweinfurter Radierwerkstatt trifft Main und Meer“ in der Vorhalle des Alten Rathauses. Sie läuft bis zum Ende der Landesausstellung am 13. Oktober. Die Radierwerkstatt ist eine Arbeitsgemeinschaft von 15 Künstlern, die gemeinsam ein Atelier nutzen, mit unterschiedlichsten Radiertechniken arbeiten und ganz individuelle Wege gehen.

Ute Kaisik-Groß mischt Techniken und zeigt zwei Versionen ihres „Ma(e)in Radweges“ in Blau. Ursula Weidinger bevorzugt die klassische Farbradierung mit drei bis vier Druckplatten. Bei den „Stolpersteinen“ im Wasser sind ihr zarte Farbschattierungen gelungen. In dieser Technik arbeitet auch Susanne Schmidt, die eine südliche Landschaft mit Meer vorstellt. Sind es Märchen oder surreale Geschichten, die Silvia Pfister-Stanjek in ihren klassischen Strichätzungen erzählt? Auf jedem ihrer drei Radierungen steht eine Frauengestalt im Vordergrund. Monika Dorband hat eine Mischtechnik entwickelt, die auf unterschiedlichsten Radier-Formen basiert. Dabei entstehen Unikate. Ihre „Meefischli“ springen förmlich ins Auge, so farbenfroh und witzig wie sie sind.

Die uralte Technik der Heliogravure, mit deren Hilfe Fotografien auf Druckplatten „gebannt“ werden, nutzt Dieter Kraft, um seine feinen, ausdrucksstarken Drucke zu schaffen. Vorlage sind eigene Fotografien, die er am Computer verfremdet, bevor er sie überträgt. Felice Casper bevorzugt die klassische Farbradierung mit vier Platten – ein sehr aufwendiges Verfahren. Sie zeigt eine Landschaft in drei unterschiedlichen Farbvarianten. Auch Christa Grumbach arbeitet so, sie hat eine romantische Mainlandschaft mit Weinbergen geschaffen und – weniger romantisch – eine Windkraftanlage im Meer.

Gabi Rehberger gehört zu den experimentierfreudigen Mitgliedern, wie ihr „Mainhai“ beweist. Die Radierung von Hans Haering scheint aus einem alten Bestimmungsbuch zu stammen. Haering ist ein penibler Zeichner, seine Salz- und Süßwasserfische sind anatomisch korrekt. Eine klassische Ätzradierung ist die Ansicht von Schweinfurt von Hans Georg Schmidt. Über Maininsel und Skulptur „Anker“ geht der Blick zur Gutermannpromenade. Sehr farbenfroh die „Tummelei unterm Wehr“ von Cornelia Pflaum und die Farbradierungen von Gisela Prager. Gerda Birken zeigt zwei Fische im Landeanflug auf den Main, zwei sehr aquarellige Farbradierungen. Joachim Greschner hat mit Schülern des Wahlfachs „Druckwerkstatt“ an der Wilhelm-Sattler-Realschule gearbeitet. Die Mädchen und Jungen durften Ätzradierungen zum Thema „Wasser“ herstellen. Die schönsten Arbeiten sind mit ausgestellt.

 
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