
„Und jetzt geht' s nach oben“, ruft Maximilian Fahrenschon ins Mikrofon und drückt auf einen entsprechenden Knopf an seinem Pult. Das Kettenkarussell wird nun schneller und steigt noch ein bisschen höher. Die Fahrgäste fliegen mit freudigen Gesichtern vorbei, manche strecken die Arme aus.
Der 21-Jährige aus Rosenheim hat das Fahrgeschäft von seinen Eltern übernommen und tourt damit im Sommer über die Volksfeste Bayerns. Er mag das Schaustellerleben, auch wenn die Tage lang seien. „Aber man ist sein eigener Chef“, sagt Fahrenschon, der wohl den perfekten Nachnamen für seinen Beruf hat.
Seine Eltern wollten, dass er nach der Schule einen Beruf erlernt. „Ich wäre aber ohnehin danach sofort wieder zurück. Also was hätte das gebracht?“, sagt Fahrenschon. Das Schaustellerleben fand er bereits als Kind toll, wenn er in den Ferien mit seinen Eltern unterwegs war. Folgerichtig stand für ihn schon immer fest, das Geschäft eines Tages zu führen.
Allerdings wird das immer schwieriger. „Die Auflagen steigen von Jahr zu Jahr“, sagt der junge Bayer. Auch geben die Besucher weniger Geld aus. „Ein neues Geschäft heutzutage kaufen? Das lohnt sich nicht.“ Aber da das Karussell abbezahlt sei und für viele Menschen immer noch ein Klassiker auf dem Volksfest, den man nicht auslässt, komme er ganz gut über die Runden.
Eigentlich ist er eher der ruhigere Typ, meint der 21-Jährige. Trotzdem ist er fast den ganzen Tag am Reden. Denn wie viele Fahrgeschäfte gehört zum Kettenkarussell ein Ansager. „Die Sprüche lernt man mit der Zeit“, sagt Fahrenschon. Als Kind habe er sich das nicht getraut, aber jetzt hat er bereits Routine. Außerdem sei es eben gerade das Schöne an seinem Beruf, dass man mit so vielen Menschen in Kontakt komme.
„Ich rede einfach, was mir so durch den Kopf geht.“ Mittags pflege er eher einen gemütlicheren Stil, wenn viele Familien mit Kindern da sind. „Abends kann es dann schon etwas frecher werden.“ Ganz so provokant wie die schnelleren Fahrgeschäfte mit Disko-Musik ist er dann aber nicht. Das komme bei einem Kettenkarussell einfach nicht an. „Ich versuche den netten Jungen von nebenan rüberzubringen“, erklärt er seinen Stil.
Wenn wenig los sei, versuche er die vorbeigehenden Menschen gezielt anzusprechen und in sein Fahrgeschäft zu locken. Am besten kommen lustige Sprüche an, sagt Fahrenschon. Schwierig werde es, wenn er mal erkältet sei. „Aber da muss man durch.“ Gut gelaunt müsse man eigentlich auch immer sein, aber das ist er ohnehin. „Das ist ein Stück Lebensphilosophie von uns Schaustellern. Wenn man oft schlecht drauf ist, hat man hier den falschen Beruf gewählt.“
Fahrenschon ist auch für die Musikauswahl zuständig. „Früher habe ich mich mal als DJ versucht“, erzählt er. Das bringe aber nichts, denn die meisten Menschen hörten ohnehin nicht mehr als ein Lied an einem Fahrgeschäft. Er wähle Musik aus, die den meisten Leuten gefällt, etwa die auf Bayern 3 oder Antenne Bayern läuft. „Letztes Jahr war es ganz schlimm mit Helene Fischer“, meint der 21-Jährige. Für ihn selber war es okay, aber die Kollegen um ihn herum habe es wohl genervt. „Ich kann es mir ja immerhin aussuchen, aber die Leute in den Buden um mich, müssen hören, was ich auflege.“
Wie lange er noch mit dem Kettenkarussell herumreise wisse er noch nicht. „Wahrscheinlich ewig“, meint Fahrenschon. Er glaubt fest daran, dass es Volksfeste auch in 20 Jahren noch geben wird. „Wahrscheinlich sind es dann viel weniger Fahrgeschäfte und viel mehr Essensstände.“ Aber insbesondere das Kettenkarussell werde noch lange überleben.